Die XI. Berliner Festtage, denen wir dieses Heft widmen, sind zu Ende, die Veranstalter richten ihre Blicke bereits in das Jahr 1968. Mit rund 100 000 Besuchern in insgesamt 177 offiziellen Festtagsveranstaltungen ist die Bilanz, rein statistisch gesehen, zufriedenstellend. Ist sie es auch in ihrer kulturpolitischen Bedeutung?
Wir meinen ja. Zwei inhaltliche Akzente charakterisierten die Festtage dieses Jahres, einer war durch den 50. Jahrestag des Großen Oktober gesetzt, der andere durch die verstärkten Bemühungen unserer Theaterschaffenden um die sozialistische Gegenwartsdramatik. Gorkis "Feinde", von Wolfgang Heinz im Deutschen Theater inszeniert, Baierls Huldigung an Majakowski "Mysterium buffo" in der Volksbühne), vor allem aber - als ein Höhepunkt unserer Festtage - die Wiederaufnahme von Brechts "Mutter" mit der unvergleichlichen Helene Weigel im Berliner Ensemble, der Auftakt mit dem Soldatentheater (Wischnewskis "Erste Reiterarmee") und der kräftige Schlußpunkt mit Bill-Bjelozerkowskis "Sturm" (Hans-Otto-Theater Potsdam) - all das demonstrierte augenfällig den Leitgedanken unserer Festtage. Auf der anderen Seite waren es vor allem die schöpferischen Beiträge des Deutschen Theaters, auch wenn - nach Salomons "Lorbaß" und Bauers "Baran" - die Premiere von Schneiders "Prozeß in Nürnberg" wegen Erkrankung eines Hauptdarstellers nicht mehr während dieser Tage stattfinden konnte. Das Maxim-Gorki-Theater steuerte Kerndls "Alois Fingerlein" bei, die Deutsche Staatsoper zwei Versuche mit einem Ballett ("Ballade vom Glück" von Schwaen) und der Neuauffassung einer Oper revolutionären Inhalt ("Masaniello" von Keiser). Sie beweisen damit ihren festen Willen, die gewisse Windstille im Bereich des Gegenwartsschaffens zu durchbrechen, das Gespräch durch konkrete Vorschläge zu beleben. Die Inszenierungen der Theater wollen als Versuche, als schöpferische Diskussionsbeiträge verstanden werden, zum Nutzen der Autoren, der Ensembles und der Besucher, und so werden sie von uns begriffen: indem wir sie kritisch werten - wobei die Wertungsmaßstäbe unserer Mitarbeiter im einzelnen leicht differieren mögen - und vor allem das Gespräch über sie wachhalten. Noch ein Wort zu unseren nächsten beiden Heften. Um dem verdienstvollen Unternehmen unserer Kindertheater, ihre aktuelle Produktion "Auf den Spuren des Roten Oktober" in einer kleinen Festwoche in Berlin konzentriert vorzustellen, den ihm gebührenden Raum widmen zu können, haben wir die Besprechung auf das nächste Heft verschoben. Eine komplexe Würdigung des Versuchs des Deutschen Theaters, in einer Folge von drei zeitgenössischen Werken unterschiedlichen Charakters sich mit der Gegenwartsdramatik experimentell und schöpferisch auseinanderzusetzen, unternehmen wir in Heft 24, das wir vollständig der Arbeit dieses repräsentativen Theaters unser Deutschen Demokratischen Republik zur Verfügung stellen. Mit den zwei Uraufführungen des Deutschen Theaters (und seiner "Lorbaß"-Konzeption), mit Kerndls "Alois Fingerlein". dazu Kleineidams in Dresden uraufgeführtem "Von Riesen und Menschen" und Hammels in Erfurt zur Uraufführung vorbereitetem "Morgen kommt der Schornsteinfeger" ist nunmehr dem schöpferischen Streitgespräch endlich wieder neue Nahrung gegeben. Nutzen wir die Chance.
C. B.
Gottfried Fischborn
Christoph Funke
Werner Heinitz
Julius Hellmich
Werner Hoerisch
Jochen Irmer
Klaus Klingbeil
Martin Linzer
Robert Lumer
Hans-Gerald Otto
Walter Reiss
Gerhard Schaumann
Ingrid Seyfarth
Ingeborg Viertel
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