![Theater der Zeit 02/1973 Theater der Zeit 02/1973](https://assets.theaterderzeit.de/img/Magazine/1663/TdZ_Heft_1973_02_0001_single.jpg)
Heft 02/1973
Was bedeutet uns Brecht heute?
Broschur mit 80 Seiten, Format: 200 x 290 mm
ISSN 0040-5418
Dieses Heft ist leider vergriffen und nur noch als PDF erhältlich.
Brecht hat das Theater nach dem zweiten Weltkrieg bestimmt. Mit den Auflagen seiner Stücke und Gedichte, mit den Inszenierungen in aller Welt stieg die Zahl der Interpretationen und Kommentare, und mit der Verbreitung kam auch viel Verflachung. Mit der Klassizität kamen Mißverständnisse. Die Deutsche Demokratische Republik, das Berliner Ensemble, war Ausgangsort seines Weltruhms. Die bürgerliche Welt, die den toten Dichter nicht totschweigen kann, sucht seinen Geist zu okkupieren.
In der Deutschen Demokratischen Republik hat Brechts Theater zuerst das Verhältnis zwischen Bühne und Publikum revolutioniert; überall im Lande sind, wenngleich oft modifiziert, in Anderes eingeordnet, die Gedanken Brechts verbreitet. Brechts Beitrag zur antifaschistischen Erziehung der Gefühle ist unschätzbar; Brecht, der eine ganze Generation der Dichter des Landes fasziniert hat, hat diese Generation in deren ersten Schritten auf die Bahn des sozialistischen Realismus gelenkt. Wenn wir um das Erbe Brechts gegen seine bürgerlichen und linksradikalen Umdeuter kämpfen, kämpfen wir für die prinzipiell sozialistische Richtung unserer Literatur, Theaterkunst, Bildung. Wenn wir uns international wirklich als die Erben Brechts behaupten, behaupten wir international die Prinzipien der Kulturpolitik der Partei, behaupten wir den internationalen Rang unseres Staates im ideologischen Kampf. Was bedeutet uns Brecht heute? Wir antworten: Neben der Weiterentwicklung des Berliner Ensembles in seiner Spezifik haben wir die große Verantwortung, Brechts Werk nutzbar zu machen für unsere gegenwärtige sozialistische Dramatik. Brecht ist ein klassischer sozialistischer Dichter. Er hat die Widersprüche des Imperialismus, die dem Sozialismus unmittelbar vorangehen, klassisch beschrieben. Er hat Modelle entworfen für Beziehungen der von Ausbeutung freien Menschen untereinander, und das scheint mit im Moment der wichtigste Punkt zu sein. In diesem Sinne kann er modifiziert, bereichert werden von den Zeitgenossen unserer Welt, die sie verwirklichen. Seine Urteile über den Imperialismus sind Urteile letzter Instanz, seine Entwürfe ahnungsvolle Skizzen, seine Verknüpfung beider Komponenten sind die Drehpunkte seines Werkes. Hier ist zu lernen für die Gestaltung des Verhältnisses von Gegenwart und Zukunft, Wirklichkeit und Ideal. Brecht suchte stets die Elemente der Zukunft in der Gegenwart, und er suchte sie groß darzustellen. Wir benötigen weiter sinnlich faßbare Entwürfe des Menschenbildes zur Selbstverständigung unserer Gesellschaft für die ideologische Offensive im weltweiten Klassenkampf. Brecht betrachtete die Bühne als moralische Anstalt neuen Typs; sie trägt bei, eine öffentliche Meinung zu schaffen, eine moralische Atmosphäre, welche die Aktivitäten der Menschen in bestimmte Richtungen lenkt, soziale Erwartungen erzeugt, die im gesellschaftlichen Bewußtsein den Charakter von Notwendigkeiten annehmen.
r. b.: Überlegungen, S. 1
R. B.
Irene Böhme
Volker Braun
T. E.
Ilse Galfert
Günter Gerstmann
Wolfgang Heinz
Hans-Jochen Irmer
Klaus Klingbeil
Eckart Kröplin
Martin Linzer
Juri Ljubimow
Jörg Mihan
Werner Mittenzwei
Manfred Nössig
I. P.
Guy Retoré
Ekkehard Schall
Jürgen Schmidt
Elke Tasche
Helene Weigel
Manfred Wekwerth
Thomas Wieck
Die elektronische Ausgabe steht direkt nach dem Kauf zur Verfügung. Unsere eMagazine können Sie mit nahezu allen Geräten lesen, da das PDF ein plattformunabhängiges Format ist.
Zeitschrift
Neue Bücher
Jeden Monat die wichtigsten Themen bei Theater der Zeit
Newsletter abonnieren