![Theater der Zeit 12/1977 Theater der Zeit 12/1977](https://assets.theaterderzeit.de/img/Magazine/1100/SKMBT_C203_11032722210_0001_single.jpg)
Heft 12/1977
Gebrauchswert Brecht fürs Theater
Broschur mit 88 Seiten, Format: 200 x 290 mm
ISSN 0040-5418
Dieses Heft ist leider vergriffen und nur noch als PDF erhältlich.
In den Theatern galt er, nach seiner Rückehr aus dem Exil, als eine Art Regietyrann. Er verlangte zunächst den Nachbau seiner Theatermodelle. Schon damals gingen die Regisseure auf die Barrikaden und sahen ihre »kreative Arbeit«, ihre »subjektive Phantasie« drangsaliert.
Man weiß heute, daß Brecht mit gutem Grund den Leuten, die damals Theater machten, gewisses Mißtrauen entgegenbrachte, denn ein ganzer Teil von ihnen war zum Theater unter der faschistischen Ära gekommen und hatte die Gefühle der Zuschauer in ganz anderem Sinne angesprochen und erregt, als das der antifaschistische Stückeschreiber Brecht wollte. Diese von Brecht vorübergehend angeordnete Verpflichtung, Stücke nach dem von ihm vorgegebenen Modell zu kopieren, sollte die Theaterleute praktisch an eine dialektische Theatermethode heranführen, die sie damals noch nicht kennengelernt hatten. Es ist klar, daß Brecht auch dabei eine schöpferische Aneignung des Modells vorschwebte. In vielen Fällen freilich wurde die Vorgabe nicht als Vorschlag, sondern als verbindliches Ergebnis angesehen, das anstelle seiner entgegengesetzten Absicht einfach mechanisch übernommen wurde. Brecht hat später geschrieben, das Nachbauen eines Modells sei eine schöpferische Arbeit und führe im produktiven Falle zu einem neuen Modell.
Anders ist freilich eine Benutzung des Werkes von Brecht niemals denkbar. Das Theater, meinte er 1926, müsse für ein Publikum gemacht werden, das »heute heutiges Rindfleisch ißt und heute heutiges Geld verdient«. Dem Stückeschreiber Brecht war schon sehr früh bewußt, daß man die Interessen und Bedürfnisse eines aktuell vorhandenen Publikums erkennen und befriedigen muß, um mit diesem Genre wirksam zu werden. Den gleichen Gedanken hatte er auch noch 1955 im Kopf, als er vor uns Studenten behauptete, er müsse im Falle eines Gastspiels des Berliner Ensembles in Leipzig seine Stücke alle um inszenieren: dort gäbe es ein völlig anderes Publikum.
Die »Courage«, 1949 in Berlin herausgebracht, war für Zuschauer inszeniert, die aus den Ruinen ins Theater kamen und wohl ausnahmslos dem Krieg Opfer gebracht hatten. Könnte wohl diese Aufführung, die nach dem Urteil Paul Rillas eine neue Epoche der Theaterkunst eingeleitet hat, heute bei uns noch gleichermaßen wirksam werden? Natürlich haben unsere heutigen Zuschauer, die vielleicht aus ihren zentralgeheizten Hochhäusern kommen und vor dem Theaterbesuch das Problem zu lösen hatten, für ihren Pkw in der Nähe des Theaters einen Parkplatz zu finden, kaum noch eine direkte Beziehung zum 2. Weltkrieg. Eine vergleichbare Beziehung könnte nur erwartet werden, wenn es gelänge, für das Stück eine Lesart zu finden, die auch die jungen Leute jetzt anspricht. Das Brecht-Theater eignet sich nicht zum Museum, und alle Fälle, in denen berechtigt Vorwürfe in diesem Sinne gemacht wurden, zeugen von einem undialektischen, also unbrechtischem Umgang mit Brecht. [...].
Aus Werner Hecht: Gebrauchswert Brechts fürs Theater, S. 7 (S. 7-9).
Artikel | Seite |
---|---|
Artikel | Seite |
Umschau | |
Meininger TheaterGastspiel des südböhmischen Theaters České Budějovice: »Die Schöne und das Tier« von Ernil Hlobilvon Hans Melde | Seite 1 |
Deutsches Theater / KammerspielePeripherie von Frantisek Langer. Regie: Klaus Piontek, Ausstattung: Erich Geister a. G.von Ingeborg Pietzsch | Seite 1 |
Kreistheater AnnabergWeekend inmitten der Woche von Jan Otčenásek. Regie: Wolfgang Amberger, Ausstattung: Charlotte Gotthardtvon Knut Lennartz | Seite 2 |
Bühnen der Stadt ZwickauZwei auf dem Pferd, einer auf dem Esel von Oldřich Daněk. Regie: Pavel Rimsky a. G., Ausstattung: Milan Zezula a. G.von Karl-Friedrich Zimmermann | Seite 2 |
Thomas-Müntzer-Theater EislebenDer Dorfjahrmarkt von Georg Benda. Regie: Günter Arndt, musikalische Leitung: Klemens Erdmann, Ausstattung: Axel von Flocken a. G.von Matthias Frede | Seite 3 |
Theater der Jungen Welt LeipzigOssl kommt von Erich Schlossarek. Regie: Günter Schwarzlose, Ausstattung: Gerhard Roch / Thussy Breuervon Karl-Friedrich Zimmermann | Seite 3 |
Hans-Otto-Theater Potsdam: Gastspiel des staatlichen akademischen Theaters der estnischen SSR »Vanemuine«»Schwanenflug« von Veljo Tormis; »Eine Sommernachtsgeschichte« von Valter Ojekäär; »Ein Tor auf Wanderschaft« von Evald Hermankülavon Hans Dieter Arnold | Seite 4 |
Theater der Stadt Cottbus: Gastspiel des rumänischen Staatstheaters Sibiu»Sinziana und Pepelea« von Sergiu Savin; »Du sollst nicht begehren« von Eugen Barbuvon Hasso Hartmann | Seite 4 |
Theaterpolitik | Seite 5 |
Schöpferische PartnerschaftZur Beziehung zwischen Gewerkschaften und Theaterschaffendenvon Harald Bühl | |
Kolumne | Seite 6 |
Klaus Pfützner meint:von Klaus Pfützner | |
Brecht | Seite 7 |
Gebrauchswert Brechts fürs Theatervon Werner Hecht | |
Aufführung | Seite 10 |
Vergnügliche Schwitz-Kur»Schwitzbad« von Majakowski im Deutschen Theatervon Martin Linzer | |
Inszenierung | Seite 12 |
Menagerie der MittelRegienachwuchs inszeniert Suchowo-Kobylin und Katajew an der Volksbühne Berlinvon Ingrid Seyfarth | |
Sowjetunion | Seite 15 |
Epik auf dem TheaterTendrjakows »Drei Sack Abfaflweizen« in Leipzig und Hallevon Hans-Rainer John | |
Aufführung | Seite 17 |
Die letzten zwei Stunden»Tod eines Jägers« von Rolf Hochhuth am Volkstheater Rostockvon Ingeborg Pietzsch | |
Erstaufführung | Seite 19 |
Geschäfte mit der Angst»Ehe der Hahn kräht« von Ivan Bukovčan in Görlitz und Cottbus erstaufgeführtvon Hannelore Fischer | |
Aufführung | Seite 21 |
Das Leben auf dem Brett»Der Krieg bricht nach der Pause aus« von Oldřich Daněk in Meiningenvon Henryk Goldberg | |
Theater-Alltag | Seite 23 |
Darsteller im TheateralltagDemokratie im Theater (S. Schönfeld); Absolventen und Theaterpraxis (U. Gallert); Trasse ohne Barriere ( R. Köhn); Verantwortung übernehmen (G. Heinz)von Renate Köhn, Uta Gallert, Swetlana Schönfeld und Gabriele Heinz | |
Porträt | |
Im langen AnlaufDie Schauspielerin Marie-Anne Fliegelvon Ingrid Seyfarth | Seite 27 |
Clown und TragödinMaria Mallé - Skizzen zu einem Porträtvon Karsten Bartels | Seite 30 |
Operette | Seite 33 |
Operette - Überdruß am Überschuß?Eine Diskussion über Klaus Eidams Artikel »Prüfen und probieren« in TdZ 8/77von Hans-Hermann Krug, Klaus Winter und Kurt Damies | |
Oper | |
Hinweis auf sozialkritische Elementevon Wolfgang Lange | Seite 34 |
Eigen gewichtige UmsetzungenJanáčeks »Jenufa« in Plauen und Zwickauvon Eckart Kröplin | Seite 36 |
Nur Virgilia trauert»Coriolanus« von Ján Cikker am Deutschen Nationaltheater Weimarvon Karsten Bartels | Seite 38 |
Märchenhaft»Das Märchen vom Zaren Saltan« an der Staatsoper Dresdenvon Klaus Thiel | Seite 40 |
Opern der letzten JahreBeobachtung und Kommentarvon Eckart Kröplin | Seite 41 |
Ballett | |
An alle!Sechs Kurzballette (Choreographie: Lux / Rudolph / Kremke / Seyffert / Krätke) in der Berliner Staatsopervon Dietmar Fritzsche | Seite 44 |
Eigenwillige ChoreographienGastspiel des ESTONIA-Ballettensembles aus Tallinvon Hermann Rudolph | Seite 47 |
Ballett in Estlandvon Michail A. Gawrikow | Seite 48 |
Tänzerisches PanoramaZum Gastspiel des Conjunto Danza Nacional aus Kubavon Werner Gommlich | Seite 50 |
Oper | Seite 51 |
Wenig BelcantoGastspiel der Königlichen Oper Stockholmvon Dietmar Fritzsche | |
Puppentheater | Seite 54 |
Die Guten kommen von linksDrei ausländische Puppentheater zu Gastvon Kurt Menard | |
Berliner Festtage | Seite 56 |
Gäste aus BruderländernEindrücke von den XXI. Berliner Festtagenvon Martin Linzer | |
Mongolei | |
Hans-Rainer John im Gespräch mit P. Dawasambuvon Hans-Rainer John und P. Dawasambu | Seite 60 |
Theater zwischen Wüste und TaigaEin Arbeitsbesuch in der Mongoleivon Hans-Rainer John | Seite 60 |
Ensemble aus Ulan-BatorMongolisches Kinder- und Jugendtheater in der DDRvon Hans-Rainer John | Seite 63 |
DDR-Theater | Seite 65 |
Überflüssige Rede zu einem sattsam bekannten Gegenstandvon Armin Stolper | |
Stückabdruck | Seite 67 |
LandvermesserTheaterstückvon Jurij Koch | |
TdZ-Informativ | |
Fritz Steiner 1913-1977von Wolfgang Lange | Seite 73 |
Der Vorstand des VT tagtevon Ingeborg Pietzsch | Seite 73 |
Aus unserer Republik | Seite 73 |
30 Jahre Komische Opervon Wolfgang Lange | Seite 74 |
Dialog mit Gästen | Seite 74 |
Personelles | Seite 74 |
Theatertage der ČSSRvon H. F. | Seite 75 |
Kleist-Kolloquiumvon H. F. | Seite 75 |
Unterwegs | Seite 75 |
Blick über die Grenzen | Seite 76 |
Festliche Matinee für Grita Krätkevon Dietmar Fritzsche | Seite 76 |
2. Arbeitswoche für Tänzervon Margrit Lindner und Ruth Wolf | Seite 76 |
Erste Spielzeitvon Toni Engelmann | Seite 76 |
Prag: Nationaltheater im Umbauvon Eva Horlamus | Seite 77 |
VIII. Puppentheater-Festival in Opolevon Gisela Haase | Seite 77 |
Sowjetische Dramatik in Vietnam | Seite 78 |
Edinburgh 1977 | Seite 78 |
Verunglimpfung? | Seite 78 |
Bücher | Seite 79 |
Brecht im Gespräch. Diskussionen und Dialoge. Hg. von Werner HechtHenschelverlag 1977, 247 S., 6,- Mvon Hans-Rainer John | |
Manfred Pauli: Sean O'Casey / Drama. Poesie. WirklichkeitHenschelverlag, 318 S., 1977, 14,- Mvon Ingeborg Pietzsch | |
Jules Janin: Deburau. Mit einem Nachwort von Antje RugeHenschelverlag Berlin 1977, 160 S., 6,80 Mvon Jochen Gleiß | |
Figur und Spiel im Puppentheater der WeltHenschelverlag 1977, 224 S., 45,- Mvon Hans-Rainer John | |
Alexander Dymschitz. Herausgegeben von Klaus Ziermann unter Mitarbeit von Helmut BaierlHenschelverlag Berlin 1977, 245 S., 24,- Mvon H. F. | |
Spielpläne | Seite 80 |
Vom 16. Dezember 1977 bis 15. Januar 1978 | |
Premieren | Seite 81 |
Vom 16. Dezember 1977 bis 15. Januar 1978 | |
Besetzungen | Seite 82 |
Ur- und Erstaufführungen / Schauspiel / Musiktheater | |
Inhalt | Seite 88 |
Autoren | Seite 88 |
Impressum | Seite 88 |
Hans Dieter Arnold
Karsten Bartels
Harald Bühl
Kurt Damies
P. Dawasambu
Toni Engelmann
H. F.
Hannelore Fischer
Matthias Frede
Dietmar Fritzsche
Uta Gallert
Michail A. Gawrikow
Jochen Gleiß
Henryk Goldberg
Werner Gommlich
Gisela Haase
Hasso Hartmann
Werner Hecht
Gabriele Heinz
Eva Horlamus
Hans-Rainer John
Jurij Koch
Renate Köhn
Eckart Kröplin
Hans-Hermann Krug
Wolfgang Lange
Knut Lennartz
Margrit Lindner
Martin Linzer
Hans Melde
Kurt Menard
Klaus Pfützner
Ingeborg Pietzsch
Hermann Rudolph
Swetlana Schönfeld
Ingrid Seyfarth
Armin Stolper
Klaus Thiel
Klaus Winter
Ruth Wolf
Karl-Friedrich Zimmermann
Die elektronische Ausgabe steht direkt nach dem Kauf zur Verfügung. Unsere eMagazine können Sie mit nahezu allen Geräten lesen, da das PDF ein plattformunabhängiges Format ist.
Zeitschrift
Neue Bücher
Jeden Monat die wichtigsten Themen bei Theater der Zeit
Newsletter abonnieren