![Theater der Zeit 02/1978 Theater der Zeit 02/1978](https://assets.theaterderzeit.de/img/Magazine/1096/SKMBT_C203_11031319080_0001_single.jpg)
Heft 02/1978
Er machte Vorschläge ...
Bertolt Brecht 1898-1978
Broschur mit 88 Seiten, Format: 200 x 290 mm
ISSN 0040-5418
Als Bertolt Brecht und seine Frau Helene unfreiwillig im Jahre 1933 Deutschland verließen, ahnten sie nicht, daß ein halbes Menschenleben verstreichen würde, ehe sie zurückkehrten. Sie lebten in Skandinavien, flohen beim Nazi-Überfall auf die Sowjetunion durch Sibirien, ließen sich unter kümmerlichen Verhältnissen im kalifornischen Santa Monica nieder und fühlten sich weder als Touristen noch als Künstler, weder als Flüchtlinge noch als Schauspieler. Das alles waren sie auch; aber vor allem waren sie kämpfende Antifaschisten. Den Blick auf Deutschland gerichtet, nie schwand in ihnen der Entschluß zurückzukehren. Wer heute verstehen will, was Brecht und die Weigel in dieser schrecklichen Zeit gedacht, gefühlt, unternommen haben, muß sie rückschauend wie heute, in ihrem Stolz als deutsche Revolutionäre und in ihrer Hingabe an die Zukunft sehen.
Es war im Herbst 1947. Wie immer, wenn Brecht von der Pazifischen Küste nach New York kam - und das geschah mindestens einmal im Jahr -, läutete spätestens eine Viertelstunde danach das Telefon, und Brecht sagte: »Ich muß Sie dringend sprechen.« Er kam und sagte: »Ich bin vor das Senatskomitee für unamerikanische Tätigkeit geladen worden. Man will mich in Gegensatz zu den fortschrittlichen amerikanischen Schriftstellern bringen.« »Und was wollen Sie tun?« fragte ich ihn. »Natürlich bin ich ein Theatermann«, erwiderte er. »Wir müssen sofort mit den Proben beginnen.« Er war entschlossen, nur die Wahrheitzu sagen, doch auch nur das politisch Vertretbare. Er fühlte sich nicht als der »Star« einer Sensation, als Held einer selten dagewesenen Publicity, sondern als antifaschistischer Widerstandskämpfer. Die Proben dauerten nicht sehr lange, denn Brecht hatte schon angestrichen, was ihm selbst vor einem bürgerlichen Senatskomitee als schwer vertretbar erschien. Aber wir fanden sofort, was dem Senatskomitee zu erwidern wäre, und Brecht ging dann aus dem Verhör als Sieger hervor. Doch traute er nach zwei Jahrzehnten schweren Klassenkampfes den amerikanischen Behörden nicht. Er hatte schon vor der Verhandlung den Abflug nach Paris gesichert.
Und jetzt fühlte er ein großes Ruhebedürfnis. Doch die Ruhe wurde ihm nicht zuteil. Bei dem Versuch zur Heimkehr wurden ihm Schwierigkeiten gemacht, die er jedoch überwand. Die amerikanischen Behörden in Westdeutschland hatten ihm Durch- und Einreise verweigert. Mit tschechischem Paß waren Brecht und Helene Weigel über Prag nach Berlin gekommen - natürlich in unser Berlin. Der größte Dramatiker unserers Jahrhunderts war heimgekehrt und begann nun andere, neue Proben. Der Manuskriptkoffer, den er mitbrachte, war geräumig. Er hatte Platz für viele Stücke, die Weltruhm erlangten, für die »Mutter Courage«, mit der Helene Weigel sich die Bühne wieder öffnete, was Brecht mit Recht als den Durchbruch des sozialistischen Theaters empfand. Als erstes Stück des neugegründeten Berliner Ensembles wurde 1949 »Puntila und sein Knecht« gespielt, und 1956 kurz vor seinem Tode war Brecht mitten in den Proben zu »Leben des Galilei«. In den wenigen Jahren, die ihm noch vergönnt waren, wurde Brecht zu einer geistigen, und beinahe hätte ich gesagt: politischen Großmacht.
Wir wissen, welchen Beitrag Brecht geleistet hat bei der Niederwerfung der Nazi-Bestie, im Kampf gegen den amerikanischen Imperialismus und für den Aufbau eines neuen Staates. Er hat eine Generation von Schriftstellern ins kämpfende Leben geführt; und er und Helene Weigel waren als Kollektiv der neuen Bühne Schöpfer eines neuen Typs des Theaters.
Hermann Budzislawski: Deutsche Revolutionäre, S. 5.
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Umschau | |
Staatliches Puppentheater Frankfurt (Oder)Über das Marionettentheater von Heinrich von Kleist. Szenische Konzeption: Fritz Däbritzvon Peter Jarchow | Seite 1 |
Staatsschauspiel DresdenDas Käthchen von Heilbronn von Heinrich von Kleist. Regie: Hannes Fischer, Ausstattung: Manfred Grund / Helmut Wagner a. G., Musik: Rainer Kunadvon Hans-Rainer John | Seite 1 |
Kleist-Theater Frankfurt (Oder)Der getreue Roboter von Stanislaw Lem. Regie: Gerhardt Gröschke, Ausstattung: Margitta Gröschkevon Jochen Gleiß | Seite 2 |
Theater Junge Garde HalleGardeschütze Matrossow von Gerhard Fabian (nach P. Shurba). Regie: Hans-Dieter Schmidt, Ausstattung: Dieter Klaßvon Karl-Friedrich Zimmermann | Seite 2 |
Volksbühne Berlin / SternfoyerAufzeichnungen eines Toten von Armin Stolper. Regie: Helmut Straßburger / Ernstgeorg Hering, Ausstattung: Ulrich Schreibervon Gerhard Ebert | Seite 3 |
Theater der Stadt PlauenDer vierzehnte Sommer von Rainer Kerndl. Regie: Lutz Göpffarth a. G., Ausstattung: Dietrich Kelterervon Wolfgang Hauswald | Seite 3 |
Institut für Schauspielregie Berlin / Teatro LautaroDer Untergang des Zentauren von Victor Carvajal. Regie: Heinz-Uwe Haus, Ausstattung: Guillermo Deisler / Paul Lehmannvon Dieter Krebs | Seite 4 |
Landesbühnen SachsenUndine von Albert Lortzing. Regie: Klaus Kahl, musikalische Leitung: Joachim Widlak, Ausstattung: Rolf Dögevon Peter Wittig | Seite 4 |
Brecht | Seite 5 |
Er machte Vorschläge ... Bertolt Brecht 1898-1978Deutsche Revolutionäre (H. Budzislawski); Bei der Theaterarbeit (E. Strittmatter); Impulse durch Politik (M. Wekwerth)von Manfred Wekwerth, Hermann Budzislawski und Erwin Strittmatter | |
Kolumne | Seite 6 |
Gerhard Wolfram meint:von Gerhard Wolfram | |
Brecht | |
Umgang mit BrechtRegisseure über ihre Inszenierungsvorhabenvon Hartwig Albiro und Hans-Georg Simmgen | Seite 8 |
Theaterleute zu ihrer Haltung zu Bertolt Brechtvon Wolfgang Fleischmann und Wolfgang Bachmann | Seite 9 |
Reicher NutzenMusiktheater-Regisseure zu Brechts Einfluß auf das Musiktheater der DDR (2)von Dieter Reuscher, Harry Kupfer, Peter Gogler, Sieglinde Wiegand und Matthias Otto | Seite 12 |
Brecht im Ausland. Berichte aus Bulgarien, Italien, Polen, England und der ČSSRDie Dramatik Brechts in Bulgarien (Gjorowa); Brecht heute in Italien (Guidi); Der andere Brecht (Szydłowski); Brecht und England (Willett); Brecht auf der slowakischen Berufsbühne (Porubjak)von Martin Porubjak, Sewelina Gjorowa, Claudio Guidi, Roman Szydłowski und John Willett | Seite 17 |
Theaterreport | Seite 28 |
Repertoire-Bedingungen?Beobachtung des Zwickauer Musiktheatersvon Dietmar Fritzsche | |
Mozart | Seite 32 |
Der begabte Anpasser»Don Giovanni« zum Abschluß des Potsdamer Mozart-Zyklusvon Wolfgang Lange | |
Operette | Seite 34 |
Operette - Überdruß am Überschuß?Eine Diskussion über Klaus Eidams Artikel »Prüfen und probieren« in TdZ 8/77 (3)von Elke Schneider und Manfred Grafe | |
Ballett | |
Vielseitige TalenteformungAus der Arbeit der Palucca Schule Dresdenvon Rainer Walther | Seite 36 |
Divergenz des GegenstandesEinige westeuropäische Ballettaufführungen (W. Gommlich); Das Tanz-Forum Köln (D. Fritzsche)von Dietmar Fritzsche und Werner Gommlich | Seite 40 |
Pantomime | Seite 45 |
Zähmung einer Widerspenstigen»Von Kalaf und Prinzessin Turandot« von Otte / Seidemann uraufgeführt durch das DT-Pantomime-Ensemblevon Ingeborg Pietzsch | |
Hinter der Bühne | Seite 47 |
(8): Der Leiter und das TerritoriumUnvollständiges über zwei Intendanten (Bodo Witte, Jürgen Fricke)von Günther Bellmann | |
Shakespeare | Seite 49 |
14 Jahre in drei StundenShakespeares »König Heinrich der Vierte« an einem Magdeburger Abendvon Jochen Gleiß | |
Sowjetunion | Seite 51 |
Unbefriedigende Nachspielpraxis?Sowjetdramatik - Anregung und Beispielvon Karl Kayser | |
Werkstatt | Seite 51 |
Werkstattage des sozialistischen Theaters | |
Inszenierung | Seite 53 |
Drei auf der Insel»Philoktet« von Heiner Müller am Deutschen Theatervon Martin Linzer | |
Marxismus und Tragödie | |
Historizität oder Ewigkeit des Tragischen?Überlegungen zu Ernst Schumachers Aufsatz »Die Marxisten und die Tragödie« (TdZ 11/1977, Seite 4)von Bernd Kartheus | Seite 54 |
Gegen Spekulationenvon Ernst Schumacher | Seite 55 |
Erstaufführung | Seite 56 |
Ein Autor erinnertSzenische Erstaufführung von Sakowskis »Die Verschworenen« in Neustrelitzvon Karl-Heinz Müller | |
Inszenierungen | Seite 57 |
Nachgespielt: Gratzik»Malwa« in Prenzlau / »Handbetrieb« in Senftenbergvon Martin Linzer | |
Inszenierung | Seite 59 |
Montierte Poesie»Heines letzte Liebe« im TiPvon Manfred Nössig | |
Porträt | Seite 60 |
Der Dramatiker Stefan Schützvon Elli Jäger | |
Aufführung | Seite 61 |
Die Liebe von Theseus und Antiope»Die Amazonen« in Baselvon Hans-Rainer John | |
Notizen | Seite 62 |
Masken für »Die Amazonen«(Arbeitsnotizen)von Uta Birnbaum | |
Stückabdruck | Seite 64 |
Die Amazonen(Antiope und Theseus)von Stefan Schütz | |
TdZ-Informativ | |
Intendanten-Seminar 1978von Hans-Rainer John | Seite 73 |
Ballett-Arbeitstagevon Dietmar Fritzsche | Seite 73 |
Aus unserer Republik | Seite 73 |
Verbandsgruppen wählen 1978von Jens-Peter Dierichs | Seite 74 |
Bericht von Freundenvon H. F. | Seite 74 |
Kunst der Nachbarnvon Thomas Wieck | Seite 74 |
Brecht-Haus umgestaltet | Seite 75 |
Dresdner Musikfestspielevon - F. | Seite 75 |
Wiederaufbau der Semperopervon K. R. | Seite 75 |
Personelles | Seite 76 |
Unterwegs | Seite 76 |
Theater in Finnlandvon Siegfried Matthus | Seite 76 |
Brecht in Szolonokvon Ernö Bajai | Seite 76 |
Brecht-Veranstaltung in Rom | Seite 77 |
Rasputin auf der Bühne(»Literaturnaja Rossija«)von Nikolai Putinzew | Seite 77 |
XIII. Warschauer Theatertreffenvon Roman Szydłowski | Seite 77 |
Blick über die Grenzen | Seite 78 |
Neues auf der Prager Szenevon Hana Pešková | Seite 78 |
Junges Theater mit alter Tradition(»Le Monde«)von Catharine Humblot | Seite 78 |
Hearing als Drama(»The Sunday Times«)von John Peter | Seite 78 |
Theaterbrief aus Englandvon Ossia Trilling | Seite 79 |
Theaterleben in der Schweizvon Walter Gyssling | Seite 80 |
Bücher | |
Bertolg Brecht: Schriften / Über TheaterHgg. von Werner Hecht - Henschelverlag Berlin 1977 - 626 S., 26,- Mvon Hans-Rainer John | Seite 81 |
Bertolt Brecht: Ton-DokumenteVEB Deutsche Schallplatten LITERA 8 60 238-239, 24,20 Mvon Jochen Gleiß | Seite 81 |
Bertolt Brecht 1898-1956 Zeit - Leben - Werk. Eine Bildmappe von Werner Hecht und Karl-Heinz DrescherHenschelverlag Berlin 1978, 40 Tafeln, Format P2, 140,- Mvon Jochen Gleiß | Seite 81 |
Regisseure der DDR inszenieren Brecht. Materialien und Fotos zu 12 AufführungenSonderbeitrag Dokumentation - Information für Theater zum 80. Geburtstag von Bertolt Brecht. Hg. Verband der Theaterschaffenden der DDR. 6,- Mvon Jochen Gleiß | Seite 81 |
Werner Gommlich: Hannelore Bey / Roland Gawlik. Ein PorträtHenschelverlag Berlin 1977, 109 S ., 82 Fotos, 11,- Mvon Dietmar Fritzsche | Seite 82 |
Musikbühne 77Henschelverlag 1977, 22 S., 19,- Mvon Wolfgang Lange | Seite 82 |
Asta Nielsen: Die schweigende MuseHenschelverlag 1977, 457 S.,18,- Mvon Hans-Rainer John | Seite 82 |
Spielpläne | Seite 82 |
Vom 16. Februar bis 15. März 1978 | |
Premiere | Seite 83 |
Vom 16. Februar bis 15. März 1978 | |
Besetzungen | Seite 84 |
Ur- und Erstaufführungen / Schauspiel / Musiktheater | |
Inhalt | Seite 88 |
Autoren | Seite 88 |
Impressum | Seite 88 |
Hartwig Albiro
Wolfgang Bachmann
Ernö Bajai
Günther Bellmann
Uta Birnbaum
Hermann Budzislawski
Jens-Peter Dierichs
Gerhard Ebert
- F.
H. F.
Wolfgang Fleischmann
Dietmar Fritzsche
Sewelina Gjorowa
Jochen Gleiß
Peter Gogler
Werner Gommlich
Manfred Grafe
Claudio Guidi
Walter Gyssling
Wolfgang Hauswald
Catharine Humblot
Elli Jäger
Peter Jarchow
Hans-Rainer John
Bernd Kartheus
Karl Kayser
Dieter Krebs
Harry Kupfer
Wolfgang Lange
Martin Linzer
Siegfried Matthus
Karl-Heinz Müller
Manfred Nössig
Matthias Otto
Hana Pešková
John Peter
Ingeborg Pietzsch
Martin Porubjak
Nikolai Putinzew
K. R.
Dieter Reuscher
Elke Schneider
Ernst Schumacher
Stefan Schütz
Hans-Georg Simmgen
Erwin Strittmatter
Roman Szydłowski
Ossia Trilling
Rainer Walther
Manfred Wekwerth
Thomas Wieck
Sieglinde Wiegand
John Willett
Peter Wittig
Gerhard Wolfram
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