Heft 04/1982
Entfaltete Schauspielkunst - kollektive Produktionsweise
Broschur mit 88 Seiten, Format: 200 x 290 mm
ISSN 0040-5418
1. Theaterkritik, die die Schauspielkunst nicht als das Zentrum ihrer eigenen Arbeit betrachtet, dementsprechend bestimmt, beschreibt, bewertet, mag Literaturkritik und Kritik anderer Essentials des Theaters sein, ist aber nicht Theaterkritik.
Theaterkritik sollte zumindest ein Axiom anerkennen: Daß darstellende Kunst auch und gerade in der Form des Theaters nicht mehr, aber auch nicht weniger notwendig hat, als ein Verhältnis zwischen einem Menschen, der nicht sich, sondern etwas anderes darstellt, und einem Menschen, der ihm zusieht und zuhört. Theaterkritik hat damit notwendig diesen doppeltM Bezugspunkt Darsteller und Zuschauer. Sie kann für den einen wie für den anderen nur von Bedeutung und Nutzen sein, wenn sie im eigentlichen Sinne beide im Auge hat. Der Zuschauer kann nur über und durch den Darsteller zu einem ganz spezifischen Kunst-Erleben, Kunst-Genießen, Kunst-Reflektieren kommen, und der Darsteller kann seine spezifische Begabung, sein mimetisches Vermögen, nur unter Bezug auf den Zuschauer, nicht auf sich und seinesgleichen, zur Entfaltung bringen.
Wenn dieses Verhältnis konstitutiv ist - warum, so ist man gezwungen zu fragen, geraten dann die Darlegungen, Veranschaulichungen, Beweisführurigen gerade über die Kunst der Schauspieler oftmals gleichsam an den Rand und stehen nicht im Mittelpunkt? Der Grund muß im Paradoxon gesucht und kann in ihm gefunden werden, daß entfaltete Schauspielkunst entfaltete kollektive Produktionsweise ist. Des Schauspielers eigenes Verhalten, damit auch der Grad seiner individuellen künstlerischen Leistung, geht voll und ganz in das Gesamtverhalten, damit in die künstlerische Gesamtleistung ein, hebt sich, auch wenn sie sich hervorheben mag, doch in ihr auf, wird nur im Gesamterlebnis Und in der Gesamtbewertung faßbar und darstellbar. Es ist keineswegs zufällig, daß besonders in der Kritik des musikalischen Theaters der Sänger-Darsteller meist nur mit wenigen lobenden oder einschränkenden Attributen bedacht wird: nicht nur, daß sich die gesungene Leistung verbal nur umschreiben, aber nicht beschreiben läßt, nein, der Grund liegt auch darin, daß durch das Hinzukommen der Musik, die prägende Rolle, die sie für das Agieren der Sänger hat, die kollektive Interpretation durch Orchester und die individuelle durch den Dirigenten, eine so hohe Komplizierung in der Struktur des Wahrnehmbaren entsteht, daß die Leistung des Sängers nur innerhalb des »Gesamtkunstwerkes« bestimmt werden kann.
Dazu kommt, daß der Theaterkritiker, der in der Tagespresse oder den audiovisuellen Medien arbeitet, der Informationspflicht gegenüber dem potentiellen Leser nachzukommen hat, ...wodurch der zur Verfügung stehende Raum in vielen Fällen wesentlich eingeschränkt wird.
Die methodologische Konklusion kann nur darin gesucht und gefunden werden, Schauspielkunst als synergetische Kunst aufzufassen, die (in den meisten Fällen) der dramatisch-textlichen Vorgestaltung und der Mitgestaltung von Regisseur, Bühnenbildner, Kostüm- und Maskengestaltern, Bühnentechnikern, Musikern und anderen Koproduzenten bedarf. Die Leistung, die die Kritik zu erbringen hat, besteht darin, Beschreibung und Bewertung der Tätigkeit dieser Koproduzenten immer in bezug auf ihre Ergiebigkeit, auf ihren synergetischen Wert für den Darsteller und seine Kunst (als Einzel- wie als Gesamtleistung verstanden) hin vorzunehmen. Beschreibungen und Bewertungen der sogenannteri »Schwesterkünste«, wie Brecht die Künste nannte, die im Theaterkunstwerk zusammenwirken, haben ihr Kriterium im Nutzen oder Schaden, den sie für die Entfaltung der Schauspielkunst besitzen [...].
Aus Ernst Schumacher: Entfaltete Schauspielkunst - kollektive Produktionsweise. Thesen zum Verhältnis von Theaterkritik und Schauspielkunst (S. 6-8), S. 6.
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Umschau | |
TdZ-Porträt (27): Erich Zdechlikiewitzvon Ulrich Burkhardt | Seite 1 |
Städtische Theater Karl-Marx-Stadt - OpernhausDon Giovanni von W. A. Mozart. Regie: Carl Riha, musikalische Leitung: Johannes Zweiniger, Ausstattung: Ralf Winkler / Eva Bellachvon Mathias Rank | Seite 1 |
Landestheater HalleIphigenie in Aulis von Chr. W. Gluck. Regie: Andreas Baumann, musikalische Leitung: Christian Kluttig, Ausstattung: Bernd Leistnervon Matthias Frede | Seite 2 |
Landestheater DessauJulius Caesar von G. F. Händel. Regie: Stephan Blüher, musikalische Leitung: Manfred Hänsel, Ausstattung: Roland Wehnervon Wolfgang Lange | Seite 2 |
Staats operette DresdenThe Fantastics von Jones / Schmidt. Regie: Walter Niklaus a. G., musikalische Leitung: Karl-Heinz Hanicke, Ausstattung: Siegfried Rennertvon Wolfgang Lange | Seite 3 |
Städtisches Puppentheater MagdeburgVom Aberheiner von Ingrid Hahnfeld. Regie: Wolfgang-Rainer Gerlach a. G., Ausstattung: Irmgard Lieskevon Ernst-Frieder Kratochwil | Seite 3 |
Bühnen der Stadt GeraBallett-Soiree mit Choreographien von Petipa / Iwanow / Berg-Peters. Gesamtleitung und Einstudierung: Inge Berg-Peters, Bühnengestaltung: Theo Hug, Kostüme: Ute Krajewski / Romi Wallatvon Dietmar Fritzsche | Seite 4 |
Bühnen der Stadt ZwickauDie Nachtigall von Otto Reinhold. Choreographie/Inszenierung: Horst Jentsch, musikalische Leitung: Roland Menkoff, Ausstattung: Franziska Harbort a. G.von Volkmar Draeger | Seite 4 |
Theater im Palast Berlin - Gastspiel des Theaters am Geländer PragMacbeth von Shakespeare. Regie: Evald Schorm, Ausstattung: Jan Dušekvon Dieter Krebs | Seite 5 |
Theater im Palast Berlin - Gastspiel des Theaters am Geländer PragLiebe?/Spiele ohne Worte mit Ladislav Fialka und Pantomimengruppevon Dieter Krebs | Seite 5 |
Theaterkritik | Seite 6 |
Entfaltete Schauspielkunst - kollektive ProduktionsweiseThesen zum Verhältnis von Theaterkritik und Schauspielkunstvon Ernst Schumacher | |
Kolumne | Seite 7 |
Theatererbe in umfassender Gestaltvon Klaus Pfützner | |
Shakespeare | |
Volkssprache, Theatersprache, ÜbersetzungBemühungen um den originalen Shakespearevon Maik Hamburger | Seite 9 |
Zwischen Übermut und Unmut»Romeo und Julia« von Shakespeare in Senftenbergvon Bernhard Scheller | Seite 11 |
Die häßlichen Menschen des William Shakespeare»Was ihr wollt« in Brandenburg, »Maß für Maß« in Potsdamvon Achim Gebauer | Seite 12 |
Operation »Meereswoge«Shakespeares »Sturm« in Erfurt inszeniertvon Jochen Gleiß | Seite 14 |
Dramen der Vergangenheit | Seite 15 |
Nur Freiraum für das Spielerische?Zur Interpretation von Dramen der Vergangenheit (3)von Helmut Pollow | |
Goethe | |
Mit oder gegen Goethe?Zu »Clavigo«-Aufführungen in Magdeburg und Potsdamvon Anneliese Priewe | Seite 17 |
Solide EnsembleleistungGoethes »Clavigo« im Kleinen Haus des Volkstheaters Rostockvon Hans-Rainer John | Seite 19 |
Erstaufführung | |
Leben, Möglichkeit des DaseinsZur DDR-Erstaufführung von Wolfgang Rihms »Jakob Lenz«von Gerhard Müller | Seite 20 |
Packendes TheaterstückDDR-Erstaufführung »Der Konsul« von Menotti in Geravon Klaus Thiel | Seite 22 |
Erstaufführungen | Seite 23 |
Lohnende EntdeckungenDvořáks »Der Jakobiner« und Berlioz' »Fausts Verdammung« in Dresden für die DDR erstaufgeführtvon Dietmar Fritzsche | |
Inszenierungen | Seite 25 |
Kaum Langeweile mit LortzingLortzing-Inszenierungen in Greifswald, Schwerin (»Der Wildschütz«), Dresden, Gera (»Zar und Zimmermann«)von Karsten Bartels | |
Oper | Seite 28 |
OpernpraxisI. Vorweg: das Publikumvon Ernst Krause | |
Theater-Alltag | Seite 29 |
Vergnügt nach HauseSieben Abende im Berliner Metropol-Theatervon Dietmar Fritzsche | |
Porträt | Seite 33 |
Eine fast neurotische WandlungsfähigkeitDer Schauspieler Wolfgang Ostberg, Metropol-Theatervon Ulrich Burkhardt | |
Musical | Seite 36 |
Wenn Eliza in die Jahre kommt ...Musicals für gestandene Theaterleute: »Hallo Dolly«, »Die Gräfin vom Naschmarkt«von Elke Schneider | |
Uraufführung | Seite 39 |
Heitere Beliebigkeit»Fräulein Mama« von Heinz Kramer / John Seeberg als Uraufführung in Frankfurt (Oder)von Ulrich Burkhardt | |
Dirigenten im Gespräch | Seite 40 |
Auftakt: Elke Schneider sprach mit Roland Seiffarthvon Elke Schneider und Roland Seiffarth | |
Ballett | Seite 42 |
»Aufforderung zum Tanz«Originalchoreographien von Petipa und Fokin in der Deutschen Staatsoper Berlinvon Ursula Kirsten-Collein | |
Puppentheater | |
Puppentheater und Literarisierungvon Ernst-Frieder Kratochwil | Seite 44 |
Hacks für die Ausbildung»Und lieben, Götter, welch ein Glück« - mit Goethe bei Hacks - am Puppentheater Naumburg und die Studioinszenierung »Armer Ritter« an der Fachrichtung Puppenspielvon Silvia Brendenal | Seite 45 |
Garderobengespräch | Seite 46 |
Else Wolz(Aufgezeichnet von Wolfgang Schuch)von Wolfgang Schuch und Else Wolz | |
Gespräch | Seite 50 |
Aktualität und bleibender WertHanns Anselm Perten im Gespräch mit dem Dramatiker Rolf Hochhuthvon Rolf Hochhuth und Hanns Anselm Perten | |
Kinder- und Jugendtheater | Seite 53 |
Zwei Pole: Distanz und TeilnahmeReport über das Jugendtheater in Rigavon Ingeborg Pietzsch | |
Inszenierungen | Seite 56 |
Weiteres im RepertoireZu Inszenierungen am TJUS Rigavon Kristin Wardetzky | |
ČSSR | Seite 58 |
Von Daněk bis PreissováNationales Theaterfestival in Ostravavon Manfred Patzschke | |
Beim Lesen von Stückveröffentlichungen in TdZ | Seite 61 |
Dramatik im DruckBeim Lesen von Stückveröffentlichungen in »Theater der Zeit« 1980/81 notiert (2)von Gottfried Fischborn | |
Zum Stückabdruck | Seite 65 |
»Ausgepowert«?Zu Volker Brauns »Schmitten« und zur Autorenpositionvon Peter Reichel | |
Uraufführung | Seite 65 |
Bekenntnis zu einem schwierigen, produktiven Autor»Schmitten« von Volker Braun in Leipzig uraufgeführtvon Peter Ullrich | |
Stückabdruck | Seite 67 |
Schmittenvon Volker Braun | |
TdZ-Informativ | Seite 73 |
Auszeichnungen im 2. Leistungsvergleich vergeben | |
Hans-Otto-Wettbewerb 1981 abgeschlossen | |
Inland | |
Arbeitstage für Darstellervon Margrit Lindner | Seite 74 |
Gespräch im Berliner Bezirksverbandvon Peter Ullrich | Seite 74 |
30 Jahre DTO | Seite 74 |
Personelles | Seite 75 |
Inland | |
Neues aus dem Henschelverlagvon br | Seite 75 |
Theatertage der Jugendvon br | Seite 75 |
Technikertagung in Kühlungsbornvon Ernst-Otto Hamann | Seite 76 |
VKM-Delegierten-Konferenz und DDR-Musiktagevon Dietmar Fritzsche | Seite 76 |
Dramaturgenweiterbildung in Leipzigvon Hans-Georg Keferstein | Seite 76 |
Unterwegs | |
50 Jahre TXTY Moskauvon Julius Hellmich | Seite 77 |
60 Jahre Zentrales Kindertheater Moskauvon Helga Leverenz | Seite 77 |
Ausland | |
Almanach über sowjetische Gegenwartsdramatik(Aus »Sowjetskaja Kultura«)von Wassili Tschitschkow | Seite 78 |
Großes Theater auf kleinen Bühnen(N. Agischewa in »Prawda«, gek.)von N. Agischewa | Seite 78 |
»Umzug nach Hause« ... | Seite 79 |
Spanien: Weitere Krisenmeldungen(In »abc«, Madrid, gek.)von Moises Perez Cotevillo | Seite 79 |
Bei Barrault zu Gast | Seite 79 |
Briefe | Seite 80 |
Werte Redaktion!von Peter Jäger | |
Bücher | |
Tendenzen und Beispiele. Zur DDR-Literatur in den siebziger Jahren / Mit Beiträgen von H. Kaufmann, M. Krumrey, E. Kaufmann, R. Hillich, F. Hörnigk, B. Stuhlmacher und U. HeukenkampVerlag Philipp Reclam jun., Leipzig 1981, 272 Seiten, 2,- Mvon Martin Linzer | Seite 80 |
Konzertmusik und ihre Bedeutung für das choreographische SchaffenBeiträge von einem Symposium der Sektion Bühnentenz »Material zum Theater«, Nr. 153, hrsg. v. Theaterverband, Berlin 1982, 88 S., 3,50 Mvon Dietmar Fritzsche | Seite 80 |
Eberhard Rebling: Die Tanzkunst IndiensHenschelverlag Berlin 1981, 263 S., 153 Abb., 44,- Mvon Dietmar Fritzsche | Seite 80 |
Schillers »Wallenstein«, Regie Solter, Deutsches Theater. Beschreibung, Text und Kommentar, mit 66 Fotos von Pepita EngelEine Veröffentlichung der Akademie der Künste der DDR. Reihe »dialog«, Henschelverlag Berlin 1982, 288 S., DDR 6,- Mvon Jochen Gleiß | Seite 80 |
Musiklexikon/Personen A-ZVEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig, 1981, 860 Seiten, 34,- Mvon Wolfgang Lange | Seite 81 |
Spielpläne | Seite 81 |
Vom 16. April bis 15. Mai 1982 | |
Premierenkalender | Seite 83 |
Vom 16. April bis 15. Mai 1982 | |
Besetzungen | Seite 83 |
Ur- und Erstaufführungen / Schauspiel / Musiktheater / Tanz | |
Autoren | Seite 85 |
Impressum | Seite 85 |
Inhalt | Seite 88 |
N. Agischewa
Karsten Bartels
br
Volker Braun
Silvia Brendenal
Ulrich Burkhardt
Volkmar Draeger
Gottfried Fischborn
Matthias Frede
Dietmar Fritzsche
Achim Gebauer
Jochen Gleiß
Ernst-Otto Hamann
Maik Hamburger
Julius Hellmich
Rolf Hochhuth
Peter Jäger
Hans-Rainer John
Hans-Georg Keferstein
Ursula Kirsten-Collein
Ernst-Frieder Kratochwil
Ernst Krause
Dieter Krebs
Wolfgang Lange
Helga Leverenz
Margrit Lindner
Martin Linzer
Gerhard Müller
Manfred Patzschke
Moises Perez Cotevillo
Hanns Anselm Perten
Klaus Pfützner
Ingeborg Pietzsch
Helmut Pollow
Anneliese Priewe
Mathias Rank
Peter Reichel
Bernhard Scheller
Elke Schneider
Wolfgang Schuch
Ernst Schumacher
Roland Seiffarth
Klaus Thiel
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