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Heft 07/1998
Magdeburger Splitter
Künstler, Kulturpolitik und Erfolge für Rechtsaußen
Broschur mit 112 Seiten, Format: 215 x 285 mm
ISSN 0040-5418
Martialisches müßte her. Würde Ulrich Fischer Theater immer hart an den Interessen seiner Zuschauer machen, so hätte er sich gegenwärtig durch einen Haufen brauner Bücher zu kämpfen. Richard Euringers "Deutsche Passion", Curt Langenbecks "Schwert" oder eine hübsche Riefenstahl-Fassung für die Bühne - zumindest ein Zehntel von Fischers potentiellem Publikum dürfre dafür disponiert sein.
Denn: Der Intendant tut seinen Job in einer Stadt, wo etwas rechte Gesinnungsästhetik die passende Art wäre, sich öffentlichem Geschmack anzubiedern. Immerhin 13,7 Prozent der Eislebener Einwohner haben vor anderthalb Monaten die DVU in den Landtag gewählt. Ein paar mehr als im sachsenanhaltischen Durchschnitt (12,9%). Aber nicht ganz so viele wie im fünfzig Kilometer nordöstlich gelegenen Wolfen (17,4%).
Das bedeutet: Über 3000 der 24000 Eislebener meinen, gut beraten zu sein mit einer Partei, deren Parolen Pöbeleien sind, zu deftigen Werbeslogans variiert ("Laß dich nicht zur Sau machen"); einer Partei also, deren Chef Devotionalienhandel betreibt, beispielsweise mit den Memoiren von Reichsjugendführer Artur Axmann ("Das kann doch nicht das Ende sein"), Videofilmen wie "Die Landser von der deutschen Wehrmacht" oder chauvinistischen Aufbüglern ("Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein").
Allerdings besteht nun Ulrich Fischers Konzept keinesweg darin, an seiner Landesbühne paritätisch politische Geschmäcker zu bedienen. "Es sitzen sehr viele junge Leute bei mir im Parkett, die demnächst Erstwähler sind. Daß die DVU eine indiskutable Fraktion ist", sagt Fischer, "ist zwar erstmal meine Privatmeinung. Aber wenn ich mit meinem Ensemble soziale Werte vermittle, dann gehört faschistoides Verhalten garantiert nicht dazu. Ob nun ,Nathan' gespielt wird oder Taboris ,Mein Kampf, ,Das Tagebuch der Anne Frank' oder ,Die Welle' von Ron Jones. " Kurz und konservativ: Der Mann hat didaktischen und bildungsbürgerlichen Anspruch.
Somit soll Fischers Verweis auch ein Stück Antwort sein auf die Fragen: Was hat die DVU mit Theater zu tun? Verhalten Sachsen-Anhalts Künstler sich irgendwie zum Rechtsradikalismus? Nein, einen tagespolitisch diktierten Spielplan wolle hier niemand basteln. Doch manchmal sei das eigene Programm plötzlich brisanter als man dachte. Bestes Beispiel: Ray Bradburys "Fahrenheit 451". Fischer selbst übersetzte die amerikanische Theaterversion des Science-Fiction-Romans und buchte sie für die kommende Spielzeit. [...].
Aus Evelyn Finger: Deutsche Passion? Künstler, Kulturpolitik und Erfolge für Rechtsaußen im Mansfelder Land, S. 8
Artikel | Seite |
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Artikel | Seite |
Magdeburger Splittervon Michael Wildenhain | Seite 4 |
Deutsche Passion?Künstler, Kulturpolitik und Erfolge für Rechtsaußen im Mansfelder Landvon Evelyn Finger | Seite 8 |
Lippenbekenntnisse"Die Berliner Ermittlung" von Esther und Jochen Gerzvon Thomas Irmer | Seite 11 |
Schön oder erhaben? Die Bücher des eigenen LebensZu Peter Weiss' "Die Ermittlung"von Thomas Oberender | Seite 14 |
Zeitgenossenschaft | |
Auf der Suche nach Genossenschaftvon Martin Linzer | Seite 16 |
Auf der Suche nach GenossenschaftGesprächvon Kathrin Tiedemann und Sven Schlötcke | Seite 18 |
Auf der Suche nach GenossenschaftGesprächvon Otto Kukla, Crescentia Dünßer und Maren Rieger | Seite 20 |
Auf der Suche nach GenossenschaftGesprächvon Kathrin Tiedemann und Knut Hirche | Seite 22 |
Auf der Suche nach GenossenschaftGesprächvon Petra Kohse und Thomas Heise | Seite 24 |
Auf der Suche nach GenossenschaftGesprächvon Barbara Engelhardt und Sasha Waltz | Seite 26 |
Stückemärkte | |
SchleuderprogrammRede zu den 4. Autorentheatertagen Hannovervon Petra Kohse | Seite 28 |
Heidelberger Stückemarktvon Jürgen Berger | Seite 32 |
"Theater neuen Typs" in Oberhausenvon Ulrich Deuter | Seite 34 |
Berliner Stückemarktvon Anja Dürrschmidt | Seite 36 |
Autorentheatertage Hannovervon Michael Quasthoff | Seite 38 |
Freies Theater | Seite 40 |
Grenzen sprengen?Die Theaterwerkstatt "reich & berühmt"von Mario Stumpfe | |
Ausland | Seite 42 |
Panzerkreuzer Potemkin und andere GeschichtenFestival alternativer Theater in Krakauvon Carena Schlewitt | |
Musiktheater | |
Oper als Sehnsucht nach dem EigenenDie Regisseurin Barbara Beyervon Nora Eckert | Seite 46 |
Hanns Eisler (1898-1962)"Es geht um eine ganze Welt" - Stefan Amzoll sprach mit Gerd Rienäcker über die "Maßnahme" von Brecht/Eislervon Gerd Rienäcker und Stefan Amzoll | Seite 50 |
Modelle der "Maßnahme"Zu Inszenierungen in Berlin, Zürich, Wuppertalvon Stefan Amzoll | Seite 56 |
Theaterporträt | |
Da waren's nur noch...Nachruf auf das Musiktheater Frankfurt/Odervon Nora Eckert | Seite 58 |
Legende und WirklichkeitDas Nordhessische Landestheater Marburgvon Ingeborg Pietzsch | Seite 60 |
Figurentheater | Seite 64 |
Zeit - Suche - Geschichte(n)40 Jahre Fidenavon René Aguigah | |
Auftritt | |
SaisonrückblickZürichvon Peter Müller | Seite 68 |
Theater in der JosefstadtWienvon Thomas Rothschild | Seite 70 |
Haußmann/Kruse/GotscheffBochumvon Ulrich Deuter | Seite 72 |
Rasumowskaja/Belbel/StraußDresdenvon Martin Linzer | Seite 74 |
Cooney/Synge/HubHeidelbergvon Otto Paul Burkhardt | Seite 76 |
"Marat/Sade" / "Maria Magdalena"Bremenvon Stefan Grund | Seite 78 |
Autoren-Nacht / "Asylanten"Hamburgvon Stefan Grund | Seite 79 |
"Abendgruß"Magdeburgvon Carl Ceiss | Seite 80 |
"Nach dem Regen" / "Herzeleid"Zwieckauvon Sabine Reinhard | Seite 81 |
"Das Siebte Siegel"Heilbronnvon Tilmann Seidel | Seite 82 |
"Sturm"Berlinvon Martin Linzer | Seite 84 |
Münchener BiennaleMünchenvon Herbert Glossner | Seite 85 |
"Was ihr wollt"Münchenvon Nora Eckert | Seite 86 |
"Brassed Off"Londonvon Oliver Kranz | Seite 87 |
"Shockheaded Peter"Londonvon David Tushingham | Seite 88 |
"Das Theater der Ohren"Paris/Berlinvon Barbara Engelhardt | Seite 89 |
Premierenkalender | Seite 91 |
Juli / August | |
Stück | Seite 93 |
ABENDGRUSSvon Dominik Armin Finkelde | |
Magazin | |
Heimatstück mit Dynamitvon Peter Kammerer | Seite 103 |
KONTAKT '98 und wie weiter?von Elke Wiegand | Seite 103 |
Die Arbeit an der Ästhetik"FreiesKinderTheaterTreffenSpurensuche"von Ingrid Hentschel | Seite 104 |
Interplay Europe '98von Sabine Berthold | Seite 105 |
Auftritt | Seite 105 |
Ubu und andere Absurditätenvon Axel Schalk | |
Magazin | |
Erfolg unterm Dachvon Martin Linzer | Seite 106 |
Vom Wohnzimmer auf die Bühnevon Mario Stumpfe | Seite 106 |
Europäischer Theaterpreis in Taorminavon Peter Kammerer | Seite 107 |
Französische Dramatiker in Berlinvon Barbara Engelhardt | Seite 107 |
BücherTheodor W. Adorno, Alban Berg: Briefrwechsel 1925-1935. Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M., 1997, 384 S.von Jens Knorr | Seite 108 |
BücherPeter Brook: Vergessen sie Shakespeare. Alexander Verlag, Berlin, 1997, 71 S.von Joachim Liebig | Seite 108 |
BücherAlfred Erck, Hannelore Schneider: Georg II. Heinrich-Jung-Verlagsgesellschaft mbH Zella-Mehlis/Meiningen 1997, 624 S.von Dieter Hoffmeier | Seite 109 |
BücherArthur Schnitzler: Reigen. Mit 10 III v. Kurt Löb, Verlag Faber & Faber, Leipzig 1998, 112 S.von Martin Linzer | Seite 109 |
BücherTheodor Fontane: Die Saison hat glänzend begonnen, Theaterkritiken, hg. Peter Goldammer, Aufbau-Verlag, Berlin 1998, 208 S.von Martin Linzer | Seite 109 |
BücherWerner Maser: Heinrich George. Die politische Biographie, Edition q, Quintessenz Verlag, Berlin 1998, 464 S.von Martin Linzer | Seite 110 |
Meldungen | Seite 110 |
Fritz Marquardt wird 70von Martin Linzer | |
Kolumne | Seite 111 |
Theatertreffen-Nachschlagvon Martin Linzer | |
Autoren | Seite 112 |
Impressum | Seite 112 |
René Aguigah
Stefan Amzoll
Jürgen Berger
Sabine Berthold
Otto Paul Burkhardt
Carl Ceiss
Ulrich Deuter
Crescentia Dünßer
Anja Dürrschmidt
Nora Eckert
Barbara Engelhardt
Evelyn Finger
Dominik Armin Finkelde
Herbert Glossner
Stefan Grund
Thomas Heise
Ingrid Hentschel
Knut Hirche
Dieter Hoffmeier
Thomas Irmer
Peter Kammerer
Jens Knorr
Petra Kohse
Oliver Kranz
Otto Kukla
Joachim Liebig
Martin Linzer
Peter Müller
Thomas Oberender
Ingeborg Pietzsch
Michael Quasthoff
Sabine Reinhard
Maren Rieger
Gerd Rienäcker
Thomas Rothschild
Axel Schalk
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