Heft 02/2005
Problemzone?
Kulturraum Osteutschland
Broschur mit 76 Seiten, Format: 215 x 285 mm
ISSN 0040-5418
Das Ende der Geschichte? Glaubt man den Demografen, dann muss Deutschland seine Zukunft mit Parametern berechnen, die die Öffentlichkeit langsam in helle Aufregung versetzt: Abnehmende Geburtenrate, zunehmende Lebenserwartung, steigende Zuwanderung aus dem Ausland ... Die Kultusministerkonferenz hat im vergangenen September Richtlinien entworfen, wie diesem demografischen Wandel zu begegnen sei. "Ein publikumsorientiertes Kulturangebot", heißt es etwa, "wird die spezifischen Bedürfnisse der älteren Generation stärker berücksichtigen müssen." Nur: Wie sollen diese Bedürfnisse aussehen? Statistiken selbst sehen alt aus, wenn doch nicht vorausgesagt werden kann, was in den Köpfen der "Alten" in Zukunft vor sich geht. Demografisch betrachtet sieht allerdings insbesondere der Osten Deutschlands in Zukunft alt aus, entvölkert - ohne Perspektive?
Dass der Osten für folgenschwere gesellschaftlich-soziale Umwälzungen steht, ist vielleicht der kleinste gemeinsame Nenner in einer Debatte, die seit einigen Monaten öffentlich geführt wird. Dennoch, wundert sich Anja Dürrschmidt, sucht man in der zeitgenössischen Dramatik nach entsprechend brisanten Umsetzungen. Vielmehr speist sich das Bild Ostdeutschlands noch immer aus den gleichen Stereotypen (zum Thema Stereotypen s. auch Kommentar auf S. 76). Ihr Beitrag ist Teil des TdZ-Schwerpunktes in diesem Heft, das als Spurensuche im weiten Feld der ostdeutschen Kultur verstanden werden sollte. Nikolaus Merck beleuchtet in einem Essay die Perspektiven eines Kulturraumes mit einem spezifischen kulturellen Erbe. Darüber hinaus hat TdZ Theatermacher aus ostdeutschen Häusern zu einer Diskussion über mögliche Mentalitäts- und Rezeptionsunterschiede in Ost und West geladen - welche sich schnell zu einern Gespräch über Utopien entwickelte. "Der gesellschaftliche Konsens lautet", sagt Sewan Latchinian, seit dieser Spielzeit Intendant in Senftenberg und hier im Gespräch mit Holk Freytag, Christoph Schroth und Katja Paryla, "dass wir das Ende der Geschichte erreicht haben, dass es keiner Utopie bedarf. Das ist, wogegen sich die meisten Ostdeutschen wehren, und das ist es auch, was ihre größte Enttäuschung ausmacht." Der Kultursoziologe Wolfgang Engler sieht im Osten ein besonderes utopisches Potenzial. In seinem im Frühjahr erscheinenden Buch "Bürger, ohne Arbeit" und im Gespräch mit TdZ plädiert er für eine radikale Umgestaltung der Arbeitsgesellschaft und spricht den Ostdeutschen mit ihren hoffnungslos hohen Arbeitslosenzahlen und geringen Alternativen dabei eine entscheidende Rolle zu.
Hans-Christian Schink, 1961 in Erfurt geboren, hat den Aufbau Ost acht Jahre lang mit seiner Kamera begleitet. Seine Fotografien halten eine Stunde Null fest, in der Autobahnen, Brücken, Schienentrassen gerade fertig gestellt, aber noch nicht in Besitz genommen sind von Fahrzeugen, Passanten. Bilder aus der Serie "Verkehrsprojekte Deutsche Einheit" druckt TdZ als Fotoessay innerhalb des Schwerpunktes ab. Außerdem in diesem Heft: Ein Report aus dem Schlachthaus Theater in Bern, aktuelle Inszenierungsbesprechungen, ein Abdruck von "Philoktet" des New Yorker Regisseurs und Autors John Jesurun - und Nachrufe von Karlheinz Braun und Holger Teschke auf den Theatermacher Peter Palitzsch, der im vergangenen Dezember im Alter von86 Jahren verstarb.
Die Redaktion
Artikel | Seite |
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Artikel | Seite |
Editorial | Seite 1 |
Das Ende der Geschichte? | |
Utopie | Seite 4 |
Arbeitslos glücklichEin Gespräch mit dem Berliner Kultursoziologen Wolfgang Englervon Nina Peters und Dirk Pilz | |
Aktuelle Inszenierung | Seite 8 |
Inneramerikanische BedrohungsszenarienDavid Mamets “American Buffalo” und Neil LaButes “Weit von hier” in Bochumvon Hans-Christoph Zimmermann | |
Theater in Ostdeutschland | |
Wo Bären brummen und Wölfe heulenPerspektiven für die Kulturlandschaft Ostdeutschlandsvon Nikolaus Merck | Seite 11 |
Hier wird weniger gehustetEin Gespräch mit den Theatermachern Holk Freytag, Sewan Latchinian, Katja Paryla und Christoph Schrothvon Nikolaus Merck und Dirk Pilz | Seite 19 |
Kein schöner Land?Das Ostdeutschlandbild in der neuen Dramatikvon Anja Dürrschmidt | Seite 24 |
Bühnenmusiker | Seite 28 |
Der Charme des SprödenDer Bühnenmusiker Karsten Riedel im Gesprächvon Hans-Christoph Zimmermann | |
Freie Szene | Seite 31 |
Vom lokalen Detail bis nach SüdafrikaDas Schlachthaus Theater in Bern setzt mit seinen Schwerpunktprogrammen Akzentevon Nicole Ziegler | |
Gespräch | Seite 34 |
Ich werde auch weiterhin ein Ermöglicher seinEin Gespräch mit dem Generaldirektor der Berliner Opernstiftung Michael Schindhelmvon Uwe Friedrich | |
Nachruf | Seite 36 |
Peter Palitzsch zum BeispielZwei Nachrufevon Karlheinz Braun und Holger Teschke | |
Auftritt | |
Uraufführungen von Claudius Lünstedts “Musst boxen” und Sabine Harbekes “lustgarten” am StaatstheaterNürnbergvon Katja Werner | Seite 40 |
Alissa Walsers "100 Millionen Jahre Porn" und Ljudmila Petruschewskajas "Bifem" uraufgeführtBielefeldvon Jörg Buddenberg | Seite 41 |
"Die Bibel. Eine Sinnsuche in fünf Teilen" von Bruno Cathomas am Maxim Gorki TheaterBerlinvon Dirk Pilz | Seite 43 |
"Kidnapping" von Dominique Caillat am Staatstheater uraufgeführtMainzvon Shirin Sojitrawalla | Seite 44 |
Neil LaButes neues Stück “Fat Pig” am Lucille Lortel TheaterNew Yorkvon Daniel Schreiber | Seite 45 |
Vier Premieren unter dem neuen Berner Schauspieldirektor Stefan SuskeBernvon Stefan Koslowski | Seite 46 |
Andreas Kriegenburgs “Nibelungen”-Inszenierung an den Münchner KammerspielenMünchenvon Katja Werner | Seite 48 |
"Triple Bill" – ein Tanzprojekt von Christoph Winkler an den SophiensælenBerlinvon Franz Anton Cramer | Seite 49 |
Kolumne | Seite 51 |
Länder in der Warteschlangevon Biljana Srbljanovic' | |
Länder in der Warteschlangevon Biljana Srbljanovic' | |
Stück | |
Eins und eins macht nicht zweiEin Gespräch mit dem New Yorker Autor John Jesurunvon Nina Peters | Seite 52 |
"Philoktet"von John Jesurun | Seite 53 |
Magazin | |
Kinder- und Jugendtheater in Russlandvon Elke Wiegand | Seite 66 |
Theaterreform der Wiener Off- und Mittelbühnen-Szenevon Stefan Hilpold | Seite 66 |
BücherKlaus Völker: Bernhard Minetti. Meine Existenz ist mein Theaterleben. Hg. von der Stiftung Archiv der Akademie der Künstevon Klaus Dermutz | Seite 68 |
BücherYvonne Hardt: Politische Körper. Ausdruckstanz, Choreografien des Protests und Arbeiterkulturbewegung in der Weimarer Republikvon Franz Anton Cramer | Seite 69 |
BücherRolf Düsterberg: Hanns Jost: "Der Barde der SS". Karrieren eines deutschen Dichters. Ferdinand Schöningh Verlagvon Jens Knorr | Seite 70 |
Premierenkalender | Seite 72 |
Februar 2005 | |
Impressum | Seite 72 |
Magazin | Seite 74 |
Meldungen | |
Kommentar | Seite 76 |
Nicht nichtsvon Dirk Pilz | |
Vorschau | Seite 76 |
03 / 2005 |
Karlheinz Braun
Jörg Buddenberg
Franz Anton Cramer
Klaus Dermutz
Anja Dürrschmidt
Uwe Friedrich
Stefan Hilpold
John Jesurun
Jens Knorr
Stefan Koslowski
Nikolaus Merck
Nina Peters
Dirk Pilz
Daniel Schreiber
Shirin Sojitrawalla
Holger Teschke
Katja Werner
Elke Wiegand
Nicole Ziegler
Hans-Christoph Zimmermann
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