Gespräch

Was macht das Theater, Oper Halle?

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Veit Güssow, Florian Lutz, Michael von zur Mühlen. Foto Anna Kolata
Veit Güssow, Florian Lutz, Michael von zur Mühlen. Foto Anna Kolata

Florian Lutz, Veit Güssow, Michael von zur Mühlen, die Oper Halle ist unter Ihrer Leitung mit einem ästhetisch radikalen Programm sehr erfolgreich gestartet. Nun schlägt die Mitteldeutsche Zeitung reißerisch Alarm. Ein „Millionenloch“ von 1,5 Millionen Euro soll im Etat der TOOH klaffen – wobei sämtliche Zahlen vonseiten der TOOH bislang nicht bestätigt sind. Die MZ macht vor allem die Oper dafür verantwortlich. Die Einnahmen aus Ticketverkäufen sollen zwischen Januar und April 2017 bei 333 000 Euro gelegen haben, im Vergleichszeitraum 2016 waren es 600 000 Euro. Ist das Alarmismus oder Alarm?
Zu dem angeblichen Millionenloch können wir an dieser Stelle nichts sagen. Das betrifft strukturelle Fragen, die im Bereich der Geschäftsführung liegen. Die Einnahmen der Oper mit diesen Fragen in Verbindung zu bringen ist eindeutig Alarmismus. Wir haben uns auf der Ausgabenseite strikt an unsere Budgets gehalten. Die in der MZ lancierten Zahlen über die Einnahmen der Oper waren nicht mit der Opernleitung abgestimmt und geben ein verzerrtes Bild der Lage ab. Dieser Vorgang hat uns sehr beunruhigt. Warum kommen diese Zahlen gerade jetzt in Umlauf? Und woher stammen sie? Wer auch immer das tut, dürfte nur ein geringes Interesse an der künstlerischen Entwicklung der GmbH haben – denn das ist schlicht gesagt Störfeuer. In den Vergleichszeiträumen wurden beispielsweise nicht ausschließlich Einnahmen aus Ticketverkäufen gerechnet, sondern auch lukrative Gastspiele außerhalb von Halle sowie Vermietungen des Opernhauses. Der Rückgang der Einnahmen lässt also keinen direkten Schluss darüber zu, wie unser künstlerisches Programm in Halle ankommt. Ganz im Gegenteil konnten wir gerade mit unseren Neuproduktionen im bisherigen Verlauf der Spielzeit ca. 6000 Zuschauer mehr erreichen, als dies in der vorherigen Spielzeit der Fall war.

Die Stadt Halle wollte dezidiert einen Neuanfang. Ein solcher braucht Zeit. Parallel hat die Landesregierung der TOOH ein hartes Sparkonzept auferlegt. Kann man radikal sparen und gleichzeitig herausfordernde Kunst zeigen?
Bei der Vertragsverhandlung im Sommer 2015 wurde Florian Lutz zugesichert, dass die Stellen, Mittel und Etats der Oper bis 2019 gesichert sind, und wir gehen davon aus, das sich Stadt und Land an diese Bedingungen halten.
Ansonsten haben Sie vollkommen recht: Ein künstlerischer Wechsel hat nach acht Monaten gerade erst begonnen, und es dauert gut und gerne drei Spielzeiten, bis seriös Bilanz gezogen werden kann. Schwankungen der Auslastungszahlen sowie der Einnahmen sind im Zuge eines solchen Wandlungsprozesses nichts Ungewöhnliches. Wir spielen viel weniger Musicals und Operetten, dafür mehr Werke aus allen Epochen der Opernliteratur mit starken Regiezugriffen bis hin zu einer jährlichen Uraufführung. Anhand der vermehrt nachgefragten ermäßigten Karten für Schüler und Studenten lässt sich beobachten, dass zunehmend junge Menschen die Oper Halle besuchen. Das wirkt sich zwar einerseits kurzfristig auf die Einnahmen aus, andererseits binden wir so zukünftige Zuschauergruppen und halten diese Entwicklung deshalb kulturpolitisch für sehr wichtig und unterstützenswert. Nachwachsende Generationen für die Oper zu interessieren und zu begeistern, erachten wir als einen ganz wichtigen Teil unserer Arbeit, der langfristig das Weiterbestehen und die gesellschaftliche Rechtfertigung unserer Institution garantiert.
In jedem Fall freuen wir uns, dass die neue künstlerische Ausrichtung der Oper Halle neben dem Stammpublikum auch zahlreiche Menschen erreicht hat, die bislang keinen Bezug zu unserem Haus und zum Musiktheater hatten. Am Ende der kontroversen Diskussion in der Lokalpresse der letzten Wochen hat uns selbst die Mitteldeutsche Zeitung „einen starken Rückhalt … bei vielen Besuchern“ eingeräumt.

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