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Das Gedächtnis des Theaters

Tote Materialien gibt es nicht – Ein Vierteljahrhundert war Hans Rübesame Archivleiter des Deutschen Theaters Berlin

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Hans Rübesame. Foto: Ch. Links Verlag
                                                                                Hans Rübesame. Foto: Ch. Links Verlag

Der Zufall brachte Hans Rübesame ins Archiv des Deutschen Theaters Berlin, das er 25 Jahre bis zum Beginn der Intendanz von Ulrich Khuon leitete. Der aus Halle Stammende war zuvor Leiter des Schallarchivs beim VEB Deutsche Schallplatten und, für die DDR höchst ungewöhnlich, freischaffender Musikwissenschaftler. Rübesame war mit dem Dramatiker Georg Seidel eng befreundet, der gerade in der Dramaturgie des Deutschen Theaters angefangen hatte und ihm damals den Tipp gab, sich dort auf eine freie Stelle zu bewerben. „Ich kam völlig von der Seite, obwohl ich neben Musik- auch Bibliothekswissenschaften studiert hatte“, erzählt Rübesame. Als Student besuchte er ab 1965 regelmäßig Vorstellungen des DT, Benno Bessons legendäre Inszenierung „Der Drache“ gleich als Erstes. Die Kenntnis des großen Repertoires über eine lange Zeit war eine gute Grundlage für die spätere Archivarbeit, die unter der Intendanz von Dieter Mann und dessen Chefdramaturgen Hans Nadolny begann.

Zu dem eigentlichen Archiv gehörte auch eine Hausbibliothek, aus der Material für die Dramaturgen bereitgestellt wurde. Außerdem konnte Rübesame für spezielle Aufträge in die großen Bibliotheken Berlins gehen. „Einige Dramaturgen“, berichtet er, „hatten dort nämlich Entleihungsverbot wegen nie zurückgegebener Bücher.“ Dieser Teil seiner Tätigkeit war also auf die Dramaturgie des Hauses ausgerichtet.

Im Archiv trafen aber auch Anfragen aus aller Welt ein, vor allem von Theaterwissenschaftlern und Studenten. Da baten Experten aus Südkorea um Auskünfte und Material zu Max Reinhardt oder Brecht, aber es gab auch private Erkundigungen, etwa von Nachfahren weniger bekannter Schauspieler fürs Familienalbum.

Regiebücher, Soufflierbücher, Fotos, Plakate, Programmzettel und -hefte, das war der Grundstock des Archivs des 1883 gegründeten Deutschen Theaters. Ab 1945 wurde möglichst alles systematisch erfasst, was bei einer Theaterarbeit übrig bleibt. Dazu dicke Pressemappen, lückenlos zu allen Inszenierungen, auch Werbematerial und natürlich die hauseigenen Publikationen. Die Fotoabteilung bewahrt bis heute einen riesigen Schatz an Bildern auf. Diesen ans Landes­archiv abzugeben, das hat Rübesame engagiert verhindert, denn das unersetzliche Bildarchiv gehöre einfach in dieses Theater. Ab den späten acht­ziger Jahren kamen dann auch Videoaufzeichnungen dazu, die heute so selbstverständlich sind wie die nur noch digitalen Fotos.

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