Heft 04/2018
double 37
„Deutsch sein?!“ Eine Frage zur Zeit
Rückstichheftung mit 56 Seiten, Format: 210 x 280 mm
ISSN 0040-5418
- Im neuen Design und durchgehend in Farbe
„Fremd ist der Fremde nur in der Fremde“, formulierte Karl Valentin einst treffend. Es ist die Begegnung mit den Fremden, die im Zuge einer der größten Fluchtbewegungen seit dem 2. Weltkrieg auch in Deutschland dazu führt, die eigene Kultur zu hinterfragen. Und dieses Feld sollte nicht nur Stimmen überlassen bleiben, die möchten, dass ‚deutsches Theater von Deutschen für Deutsche‘ gemacht wird und damit auf irgendeine Weise zu ‚echten deutschen‘ Kulturwerten beiträgt. Double hat sich mit seinem Themen-Teil einem differenzierten Blick verschrieben, um zu klären: Was genau passiert denn in der Praxis des ‚deutschen Puppenspiels‘, des ‚Puppenspiels in Deutschland‘ heute und wie sieht es in den Köpfen der Figurenspieler aus, die beitragen zur Kunst und Kultur in Deutschland? Was bedeutet es in einer Situation, in der viele Künstler-Gruppen in Deutschland arbeiten und gleichzeitig enorm international vernetzt sind, von ‚deutschem Puppenspiel‘ zu reden?
Der Thementeil ist ein sehr persönlicher geworden – denn ist wohl kaum möglich, bei „Deutsch sein?!“ auf einer objektiven Ebene zu operieren, nein, man muss Position beziehen, seine ganz persönliche Schräglage im Kulturfeld aufzeigen, und damit die Frage der Identität offen halten für dynamische Verhandlungen. Meike Wagner, Theaterwissenschaftlerin, berichtet, wie es ist, das ‚deutsch Sein‘ von außen zu erfahren. Tim Sandweg, künstlerischer Leiter der Schaubude Berlin, blickt auf drei Ausstellungen, die über Objekte und Bilder ‚deutsch Sein‘ vermitteln. Lars Rebehn, Puppentheater-Historiker, polemisiert gegen eine nationalistische Puppentheater-Geschichtsschreibung. Vier sehr persönliche Positionen zu ‚deutsch Sein‘ nehmen ein: Silvia Brendenal, ehemalige künstlerische Leiterin der Schaubude, aus Ost-West-Perspektive, Kotti Yun, Puppenspielerin, aus koreanisch-deutscher Perspektive, Antonio Cerezo, Puppenspieler, aus mexikanisch-deutscher Perspektive, Sarah Chaudon, Figurentheater-Studentin, aus französischdeutscher Perspektive. Thomas Stumpp, Puppentheater-Referent beim Goethe-Institut, spricht mit double über die Arbeit des Kulturinstituts zwischen ‚deutscher Kultur‘ und ‚Kultur in Deutschland‘. Zwei Berliner Puppenspiel-Studentinnen berichten von ihrer Reise zu sächsischen Stadttheatern und diskutieren die Frage, ob die kommunalen Puppentheater für sie eine attraktive Zukunftsvision bieten könnten. Ljiljana Dinic, serbische Kuratorin und Redakteurin, wirft aus der Ferne einen Blick auf das deutsche Figurentheater.
Auch in den folgenden Artikeln ist Puppentheater-Kultur in Deutschland immer wieder Thema: Kulturpolitisch in Charlotte Wildes kritischem Praxisbericht zur deutschen Projektförderung oder in der Würdigung des Verbands deutscher Puppentheater, der vor 50 Jahren gegründet wurde. Mit dem Ensemble Materialtheater und dem marotte Figurentheater feiern zwei „Urgesteine“ des deutschen Figurentheaters 30-jähriges Bestehen. Diese Artikel und die Festivalberichte vom „Theater der Dinge“ in Berlin, von der Imaginale in Stuttgart, aus Finnland und Bukarest, die Rezensionen aus Frankreich, Schweden und Deutschland zeigen, wie bunt und vielfältig die Puppen-, Figuren- und Objekttheaterszene ist – wo auch immer.
Ebenfalls bunt ist das neue double, das neben Farbfotos auch mit längeren englischen Zusammenfassungen der Themenartikel aufwartet (S. 50/51). In diesem Sinne gilt in Abwandlung der oft gehörten politischen Phrase für double tatsächlich: „Deutsch sein?!“ ist bunt!
Dr. Meike Wagner und Mascha Erbelding“
B e i n g G e r m a n ? ! ” A c u r r e n t q u e s t i o n
In clear contradiction to voices - above all from the right-wing populist spectrum - that want ‘German theatre to be made by Germans for Germans', double asks what ‘being German' could even mean today: and that includes ‘being German' in the area of puppetry. For example, what do puppeteers who contribute to art and culture in Germany think? The theme section is very personal because it is hardly possible to take an objective stance towards the question of “being German?!". In an introductory article, Meike Wagner talks about what it is like to experience ‘being German' from the outside. Tim Sandweg looks at three exhibitions, which communicate ‘being German' in their own way by means of objects and pictures. Lars Rebehn polemicizes against a nationalistic puppet theatre historiography. This is followed by differentiated artist's views from a Korean- German, Mexican-German, French-German and East-West perspective as well as a discussion on how the Goethe-Institute balances its work between ‘German culture' and' culture in Germany'. The theme section is completed with two student statements on the question of whether municipal puppet theatre might offer an attractive vision of the future; and the Serbian curator Ljiljana Dinic´s far-off view of the German puppet theatre. – NEW: On pages 50 and 51 you will find English summaries of all topics and a brief overview of the contents of each section.
Artikel | Seite |
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Artikel | Seite |
Thema | |
Kiss me I am GermanWie man ‚deutsch sein’ von außen lerntvon Meike Wagner | Seite 6 |
„Denk ich an …“Ein Ausstellungsbesuchvon Tim Sandweg | Seite 8 |
Kasper InternationalEine Polemik wider 100 Jahre nationalistische Puppentheaterforschung in Europavon Lars Rebehn | Seite 11 |
„Deutsch sein?!“ – Positionen zu einem komplizierten Themavon Silvia Brendenal, Kotti Yun, Antonio Cerezo und Sarah Chaudon | Seite 14 |
„Eigentlich arbeiten wir an der kulturellen Entropie“Gespräch mit Thomas Stumpp vom Goethe-Institutvon Meike Wagner, Mascha Erbelding und Thomas Stumpp | Seite 18 |
Puppenspiel in DeutschlandEine Reise in die sächsischen Landevon Josephine Hock und Jemima MIlano | Seite 22 |
Ein Blick aus der FerneDas Bild des deutschen Figurentheatersvon Ljiljana Dinic | Seite 26 |
Politik | Seite 28 |
Für eine Förderung der KünstlerEin Praxisbericht über die Tücken der deutschen Projektförderungvon Charlotte Wilde | |
Festival | |
Paradoxe Kasper-RenaissanceRückblick auf das Festival „Theater der Dinge” an der Schaubudevon Tom Mustroph | Seite 30 |
Nächte der ErkenntnisDie Imaginale 2018 in Baden-Württemberg lotet Möglichkeitswelten ausvon Petra Mostbacher-Dix | Seite 32 |
„Finnish puppetry is ready to conquer the world!”Freie finnische Puppenspielszene auf dem TIP-Fest in Turkuvon Katrin Gellrich | Seite 35 |
KontrasteStippvisite beim Festival ImPuls in Bukarestvon Anke Meyer | Seite 38 |
Jubeln | |
Kino im Kopf30 Jahre Ensemble Materialtheatervon Mascha Erbelding | Seite 40 |
Mit Känguru-Sprung zum Erwachsenenpublikum30 Jahre Figurentheater marotte in Karlsruhevon Johannes Frisch | Seite 43 |
Kollegiale VielfaltInterview mit Ilsebyll Beutel-Spöri zum 50-jährigen Bestehen des Verbands deutscher Puppentheatervon Mascha Erbelding und Ilsebyll Beutel-Spöri | Seite 45 |
Inszenierung | |
Grenzerkundungen„Robot Dreams“ von Meinhardt & Krauss in Stuttgartvon Anke Meyer | Seite 47 |
Eine Frage des Maßstabs„Skvalpet“ (Schwund) von Malmö Dockteater im Orionteater, Stockholmvon Rikard Hoogland | Seite 48 |
Lebensecht„Un secret de rue“ der Cie Papierthéâtre auf dem Festival in Charleville-Mézièresvon Annette Dabs | Seite 49 |
English Summaries | Seite 50 |
Notizen / Festivalkalender | Seite 52 |
Impressum | Seite 56 |
Ilsebyll Beutel-Spöri
Silvia Brendenal
Antonio Cerezo
Sarah Chaudon
Annette Dabs
Ljiljana Dinic
Mascha Erbelding
Johannes Frisch
Katrin Gellrich
Josephine Hock
Rikard Hoogland
Anke Meyer
Jemima MIlano
Petra Mostbacher-Dix
Tom Mustroph
Lars Rebehn
Tim Sandweg
Thomas Stumpp
Meike Wagner
Charlotte Wilde
Kotti Yun
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