Heft 01/2003
edition X zum TdZ-Jubiläum
Thomas Oberender eröffnet neue Serie
Broschur mit 84 Seiten, Format: 215 x 285 mm
ISSN 0040-5418
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10 Jahre Theater der Zeit: edition X / Dem großen Erbe eine moderne Zukunft: Im Mai 1993 erschien die erste Ausgabe der neu gegründeten und neu konzipierten Theater der Zeit, die zunächst, bis Ende 1999, im Zweimonatsrhythmus herauskam. Zehn Jahre später ist der Jubiläumsjahrgang für uns Anlass einer neuen Reihe. Für edition X werden zehn Gastherausgeber eingeladen, für jede TdZ-Ausgabe 2003 einen Teil des Heftes in eigener Regie zu bespielen: Dramatiker, Regisseure, Schauspieler, Theaterwissenschaftler, Theater der Zeit besonders verbundene Theatermacher und Autoren. Den Anfang macht der Dramatiker und Bochumer Chefdramaturg Thomas Oberender, der in früheren Jahrgängen vor allem mit Essays hervortrat. Zuletzt übrigens vor genau vier Jahren mit einem Text über den damals noch frischen Bundeskanzler Gerhard Schröder als Schauspieler im Amt (TdZ 1/99). In "Analyse der Störungen" (S. 4) entwickelt Thomas Oberender Ansätze für eine Dramaturgie neueren Typs: In den Strategien avancierter Texte und Inszenierungen wird die "Wahrnehmung der Wahrnehmung" zum eigentlichen Drama. Der Essay entwickelt eine Verwandschaftsgeschichte ästhetischer Unschärfe-Erfahrung und untersucht die Funktion des Sehens und der Inszenierung im Prozess der Herausbildung des Kapitalismus als Kultur.
Die Dornier Medienholding hat gleich fünf Verlage auf einmal abgestoßen, darunter solche renommierten Marken wie den ältesten deutschen Kunstverlag E. A. Seemann und Henschel (wo bis 1992 Theater der Zeit erschien). Eine Tragödie fürwahr, in der Presse schnell und einseitig gedeutet als Problem der grassierenden Branchenkrise. Doch so macht man es sich zu einfach. Es ist vor allem, noch einmal, ein Folgeproblem der katastrophalen Treuhand-Politik der frühen neunziger Jahre, als so manches Tafelsilber in die falschen Hände geriet. Gleich fünf Verlage kaufte damals der Medienableger des Rüstungskonzerns im Schnäppchenangebot - für eine symbolische DM pro Stück. Für den Verlagsbetrieb fließende Fördergelder brauchten bei einer Bestandsgarantie von mindestens zehn Jahren nicht zurückgezahlt werden. Nun sind diese zehn Jahre um, das Geld ist im Sack oder sonstwo, man residiert in einer feinen Immobilie am Hackeschen Markt in Berlin Mitte und beschloss, mal eben die fünf Verlage wieder wegzuwerfen, mit denen diese Medienholding sich auf dem Theater- und Kunstbuchmarkt einen ganz guten Ruf erworben hat, der vor allem vom Markenimage der damals gekauften Namen und Programmprofile stammt. Ein Skandal, und wohl kalkuliert, es den heutigen Verhältnissen in die Schuhe zu schieben. Soziale Marktwirtschaft, die auch schon Volk und Welt erledigt hat. "Dem großen Erbe eine moderne Zukunft" - so hebt der nicht undelikate Zwischenbericht der Arbeitsgruppe "Zukunft von Theater und Oper in Deutschland" an, der von Intendanten, Kulturpolitikern und Gewerkschaftern am 11. Dezember Bundespräsident Johannes Rau übergeben wurde. Das Dokument (im Internet auf der Website des Bundespräsidenten) ist im Ton einer moderaten Empfehlung aufgesetzt, der mit der dramatischen Lage der Theater in Deutschland kaum in Einklang steht. Die Modernisierung der Theaterstrukturen ist unumgänglich, die Abschaffung der Tarifverträge scheint den Autoren allerdings kein möglicher Weg zu sein, denn da ist Vorsicht geboten, soll nicht alles wie in der Privatwirtschaft (siehe oben) enden. Als Ausblick steht am Ende ein fanfarenartig herausgeschmettertes "Bündnis für Theater". Das ist wacker und wohlfeil wie Antje Vollmers Vorschlag, die deutsche Theaterlandschaft dem Weltkulturerbe zuzuschlagen, aber ein unglücldich gewählter Name für dieses Projekt. Erinnert sich noch jemand, was aus dem "Bündnis für Arbeit" geworden ist?
Die Redaktion
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Irene Bazinger
Bodo Blitz
Sven Crefeld
Friedrich Dieckmann
Anja Dürrschmidt
Jewgeni Grischkowez
Annett Gröschner
Rolf C. Hemke
Sir Henry
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Hella Kemper
Hartmut Krug
Peter Krüger
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Thomas Oberender
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Dagmar Walser
Katja Werner
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