Verfitzt und zugenäht!
60 Jahre Puppentheater Bautzen
Herausgegeben von Deutsch-Sorbisches Volkstheater Bautzen
Taschenbuch mit 104 Seiten, Format: 210 x 148 mm
ISBN 978-3-95749-366-8, Mit zahlreichen farbigen Abbildungen
Verfitzt und zugenäht! Das Bautzener Puppentheater wird 60 Jahre alt und ist doch noch so jung und entdeckungsfreudig. Nähte müssen zum Glück nicht aufgetrennt werden, aber für die Festschrift so manche verstaubte Kiste geöffnet und mancher Faden entfitzt werden – zuletzt der rote Faden der eigenen bewegten Geschichte wieder aufgenommen und in gestrafften Schnüren aufgehängt werden.
60 Puppen durften für ein Foto-Shooting der besonderen Art noch einmal ihre letzte Ruhestätte – den Fundus – verlassen und ins Scheinwerferlicht vor die Kamera treten. Ihre ausdrucksvollen Porträts, garniert mit lustigen Anekdoten und informativen Anmerkungen, erzählen bildstark und unterhaltsam die 60-jährige Geschichte des Puppentheaters des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters Bautzen.
Sehr geehrte Freundinnen und Freunde des Puppentheaters,
wird jemand 60 Jahre alt, so hat er oft schon die Pension im Blick. Zumindest aber nimmt ihm keiner übel, wenn er es etwas ruhiger angehen lässt. Feiert das Puppentheater Bautzen sein 60. Jubiläum, ist von Ruhe keine Rede. Zum Glück. Und warum auch? Solang der Mensch spielt, bleibt er jung. Das stellen die Puppenspielerinnen und Puppenspieler des Ensembles samt Puppen immer wieder unter Beweis. Mit Recht darf man sagen, dass sie mit Geschichten 60 Jahre lang Geschichte schrieben und dass ihre Kunst weit mehr ist als Kasperletheater. Seit 1961 stehen Stücke für alle Altersgruppen auf dem Spielplan: Puppen jeglicher Spezies verzaubern das Publikum – von klassischen Marionetten und Handpuppen über zweidimensionale Schattentheater-Figuren bis hin zu Kaukautzky-Puppen, die praktisch mit dem Spieler zu einer Figur verschmelzen. Blättern Sie nur in diesem Heft, Sie werden, wie das auf einem Geburtstagsfest üblich ist, manchen Bekannten wiedersehen: Da hinten links, ist das nicht Kasper? Und dort, neben der alten Dame, das muss Meister Krabat sein. Der sah auch schon frischer aus!
Schwelgen Sie also in Erinnerungen, ich wünsche Ihnen viel Freude dabei. Dem Puppenspiel-Ensemble aber gratuliere ich von Herzen mit einem Satz von Henrik Ibsen: „Etwas Gescheiteres kann einer doch nicht treiben in dieser schönen Welt, als zu spielen.“
Michael Harig
Landrat
Liebe Theater- und Geburtstagsgäste,
Max Reinhardt, der große alte Theatermacher aus Berlin, hat 1928 in Amerika gesagt, Schauspieler wären selig, weil sie sich ihre Kindheit in die Tasche gesteckt hätten und dann klammheimlich auf und davon sind, um bis an ihr Lebensende weiterzuspielen. Ich sage: Der Mann hat die Puppenspieler vergessen! Auf die trifft das viel mehr und im buchstäblichen Sinne zu. Denn die haben sich sogar die Puppen ihrer Kindheit mitgenommen und spielen, spielen, spielen … ursprünglicher geht es nicht! Ist es nicht jedes Mal ein kleines Wunder, wenn einer dieser Puppenspieler eine Figur oder einen bloßen Gegenstand in die Hand nimmt und ihm etwas von seiner Seele gibt, ihm spielerisch Leben einhaucht? Seit 60 Jahren passiert das nun schon in Bautzen, zuerst beim Sorbischen Volkstheater und seit 1963 in unserem Deutsch-Sorbischen Volkstheater. Für junge Menschen ist dieser Zauber meist das erste Theatererlebnis, und vorgeblich erwachsene Menschen lassen sich von ihm wieder oder immer noch einfangen. Herrlich, dass es das in unserer Region gibt!
Und wir sollten Max Reinhardt verzeihen – 1928 gab es das Puppentheater in Bautzen ja noch nicht.
Lutz Hillmann
Intendant
Liebes Publikum,
2—3 Geburtstag feiern macht Spaß! Manchmal hätte ich auch gern zweimal im Jahr Geburtstag, aber natürlich nicht, wenn mein Alter dann auch gleich um zwei Ziffern ansteigt. So kurz nach meinem 33. nun aber sogar schon mal 60. Geburtstag feiern zu dürfen, das ist wirklich etwas Besonderes! Und gerade der Blick zurück ist angenehme Abwechslung zu regulären Arbeitsprozessen, die sich im Theater ja immer eher an der Gegenwart und Zukunft orientieren. So haben wir im Puppentheater allein durch den Bau der Puppen ja eine deutlich längere Vorbereitungsphase für Inszenierungen als in anderen Sparten. Zum Jubiläum haben sich mit unserer Hilfe nun auch alle Puppen noch mal aus dem Fundus begeben und sich herausgeputzt. Eine große Ehre war es, eine Esel-Marionette, die doppelt so alt ist wie ich, neu zu schnüren, damit auch sie gut fotografiert werden kann. Nun lasset die Sektkorken knallen, bevor wir die nächsten 60 Jahre planen!
Stephan Siegfried
Leiter des Puppentheaters
Lubi mali a wulcy wopytowarjo klankodźiwadła,
šěsć lětdźesatkow Wam hižo bajki a tryski předstajamy, wjeselo a juskanje budźimy, posměwk a zadźiwanje do wobličow kuzłamy a z najwšelakorišimi klankami dźiw dźiwadła stworimy. Naše klankodźiwadło je jónkrótne, so praji: we Łužicy, po cyłej Němskej, haj, někotři měnja samo po wšej Europje. A to njeje žana bajka. Dokelž hraje so tu w třoch rěčach, mjenujcy: němsce, hornjo- a delnjoserbsce. Druhdy w kóždej rěči ekstra a druhdy samo we wšěch třoch w jednej hrě. A zo nawuknu za to němscy klankarki a klankarjo samo serbsce, za to słuša jim wosebity přiklesk. Tu je najmjeńši słowjanski narod, mały serbski lud cyle wulki a ma wšě móžnosće so rěčnje a wuměłsce w powołanskim dźiwadle zwoprawdźić. Ze serbskimi předstajenjemi před maćernorěčnymi a serbšćinu wuknjacymi dźěćimi wobchowamy a spěchujemy serbsku rěč a jeje rewitalizaciju, rozšěrjamy wid na swět a skrućamy sebjezrozumjenje serbskeje dźěćiny - tež najmjeńši barbojty kamušk přinošuje k dokonjanej pisanosći mozaika. W tutym zmysle dajmy so do swjećenja a wjeselmy so, zo nas dawa. Na wšě klanki a jich klankarki a klankarjow, hač ze zašłosće, přitomnosće abo přichoda, cyle w zmysle serbskeho kašpora Nitka Witka, kiž by tomu zawěsće mudrujo přidać wědźał: Dlěša nitka, wjetša witka.
Madlenka Scholze / Madleńka Šołćic
Zastupjerka intendanta za serbske dźiwadło /
Stellvertreterin des Intendanten für das Sorbische Theater
Kapitel | Seite |
---|---|
Kapitel | Seite |
Vorwortevon Lutz Hillmann, Stephan Siegfried, Michael Harig und Madlenka/Madleńka Scholze/Šołćic | Seite 2 |
Entfitzt und geöffnet – 60 Jahre Puppentheater Bautzen | Seite 4 |
Unser Burgtheater | Seite 7 |
Auf das, was da noch kommt! | Seite 11 |
Steckbriefe 2021–2003 | Seite 13 |
Parade ins Paradies – der Umzug ins Burgtheater | Seite 33 |
Die Zeit in der Kaserne | Seite 35 |
Steckbriefe 2002–1993 | Seite 37 |
Puppentheater im „Flohkino“ | Seite 47 |
Steckbriefe 1992–1969 | Seite 50 |
Puppentheater ohne feste Spielstätte | Seite 74 |
Steckbriefe 1968–1961 | Seite 75 |
Das fahrende Volk wird sesshaft! | Seite 84 |
Ein Puppentheater, zwei Kulturen, drei Sprachen | Seite 86 |
Wie werde ich Puppenspieler*in? | Seite 89 |
Unsere Puppenwerkstatt | Seite 90 |
Geheimnisse des Puppenfundus | Seite 91 |
Fragen über Fragen – auch diese müssen wir ertragen! | Seite 92 |
Auch Puppen haben Paten! | Seite 94 |
Ein Dankeschön! | Seite 95 |
Impressum | Seite 96 |
Versandfertig in 1 - 3 Werktagen. Kostenfreier Standardversand innerhalb Deutschlands, zzgl. Versandkosten ins Ausland. Alle Preisangaben inkl. MwSt.
Jeden Monat die wichtigsten Themen bei Theater der Zeit
Newsletter abonnieren