Look Out
Der syrische Regisseur und Autor Anis Hamdoun spielt frech mit den Klischees und Abgründen der Willkommenskultur
von Anne Reinert
In „The Trip“ erzählt Anis Hamdoun die Geschichte von Ramie, der dem Krieg in Syrien entkommen ist und nun in Deutschland lebt. In Sicherheit, eigentlich. Doch die Vergangenheit lässt Ramie nicht los. Die Stimmen seiner Freunde, die getötet wurden, leben in seinem Kopf weiter. Ramie ist zerrissen zwischen Freiheit und Schuldgefühlen. Auch Hamdoun ist ein Geflüchteter, wie Ramie. Was läge also näher, als zu vermuten, dass Autor und Figur ein und derselbe sind? Doch der 32-Jährige wiegelt ab. Er…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2017
Auftritt
Theater Bielefeld: „F“ (UA) nach dem gleichnamigen Roman von Daniel Kehlmann. Regie Clara Weyde, Ausstattung Katharina Philipp
von Anne Reinert
Hier ist alles Täuschung und Tarnung. Das fängt schon beim Bühnenbild von Katharina Philipp an, die einen riesigen Aktenschrank mit vielen gleich großen Türen entworfen hat, der sich nicht nur über die Rückwand, sondern auch über den Boden erstreckt, was für Verwirrung sorgt. Denn so ist unklar, wo oben und wo unten ist. Mit dieser Perspektivverschiebung wird ein Spiel getrieben – wie mit vielem anderen in dieser Inszenierung.
Die Szenerie passt zu Daniel Kehlmanns Roman „F“, den Clara Weyde…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2016
Auftritt
Theater Osnabrück: „Lucas and Time“ (UA) von Niki Orfanou. Regie Felicitas Braun, Bühne Timo von Kriegstein, Kostüme Aleksandra Kica
von Anne Reinert
Lucas ist der Anfang und das Ende. In immer neuen Identitäten ist von ihm die Rede: als kleiner Junge, als Geliebter, als Gastgeber. Dabei bleibt eines immer gleich: Lucas ist abwesend. Wie Becketts Godot taucht er kein einziges Mal auf der Bühne auf. Zwei Frauen, deren Rollen genauso unklar sind wie die von Lucas, erzählen von ihm. Sie sind jung oder alt, Schwester oder Geliebte. Sieben Mal rollen sie in ebenso vielen Szenen in dem in der Nebenspielstätte emma-theater uraufgeführten Stück…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2016