![double 01 double 01](https://assets.theaterderzeit.de/img/Magazine/413/double01_Cover_single.jpg)
Heft 01/2004
double 01
Der fremde Blick
Rückstichheftung mit 36 Seiten, Format: 210 x 280 mm
Dieses Heft ist leider vergriffen und nur noch als PDF erhältlich.
Eine neue Zeitschrift liegt vor Ihnen: double. Magazin für Puppen-, Figuren- und Objekttheater. Schon der Dreiklang im Untertitel deutet auf Uneinigkeit: Denn vielgestaltig sind die Namen für das Theater geworden, dem wir diese Zeitschrift widmen. Unmöglich scheint die Verständigung auf einen Begriff, einen kleinsten gemeinsamen „Nenner“. Diese Vielfalt an Namen, der engagierte Diskurs um die Gattungsbestimmung erzählt freilich nicht nur von der Lebendigkeit des Genres. Er ist auch Ausweis einer Geographie in Bewegung, einer Theaterlandschaft, die – an der Peripherie des Kulturbetriebs siedelnd – eine beispiellose Dynamik entwickelt hat. Dementsprechend verstehen wir auch die Erstausgabe dieser Zeitschrift weniger als fertiges Produkt denn als ersten Schritt eines Prozesses, offen für Veränderung und Entwicklung.
In den letzten 50 Jahren ist das Puppenspiel aus den relativ engen Gefilden eines Volkserziehungsinstruments ausgebrochen und versteht sich nunmehr selbstverständlich als eigenständige Kunstform. Die Erweiterung des Spielmaterials von plastisch gestalteten Puppen auf Gegenstände, Räume, Licht hat eine Brücke zur bildenden Kunst, zur Installations- und Performancekunst entstehen lassen. Aus der Öffnung des Spielraums, der Aufsprengung des klassischen Guckkastens und dem Erscheinen des Spielers selbst auf der Bühne des Puppentheaters,als Partner und/oder als Animator ist eine Verbindung zum Schauspiel gewachsen.
Dergestalt präsentiert sich das Puppen- und Figurentheater heute als offene und durchlässige Kunstform,als Schnittpunkt unterschiedlicher theatralischer Forschungsfelder. Der Titel double ist nicht von ungefähr gewählt. Das Thema der
Doppelung ist seit jeher eines der großen Themen des Puppen- und Figurentheaters: Es ist ein Theater der Parallelwelten und Simulacren, der Doppelgänger und Spiegelbilder. Dinge, Puppen, Materialien sind in jeder Inszenierung in ein neues, anderes Verhältnis zum Darsteller gesetzt. Diese Beziehung – zwischen den Körpern und ihren „doubles“ – muss jedes Mal neu bedacht und untersucht werden. Denn die Grenze zwischen diesen „Welten“, zwischen der Simulation und dem Simulierten folgt allein der spielerischen Behauptung. Sie kann deutlich und entschieden gesetzt werden: Hier der Puppenspieler,dort die Puppe; das kann ein eindeutiges hierarchisches Verhältnis sein – wie wir es etwa vom klassischen Marionettenspiel kennen. Sie kann aber auch sehr unscharf werden, wenn sie – etwa im Objekttheater – die Aufmerksamkeit vor allem auf die Beschaffenheit und Gemengelage der Welt der Dinge richtet – in Erwartung ihrer Erwiderung.
In einer solchen Welt ist der Darsteller nicht mehr der auktoriale „Manipulator“,vielmehr wird er Teil einer fremden Welt, in der Hoffnung das „vergessene Menschliche“ (Walter Benjamin) der Dinge wahrnehmbar zu machen. Die Archäologie jener Grenze, die Frage nach der Differenz zwischen Körpern und Dingen eignet daher jeder Inszenierung dieses Theaters auf ganz spezifische Weise. Es ist eine Frage, die auch die merkwürdige Eigentümlichkeit des „Doppelgängers“ erkundet.Denn wer da wen doppelt, ob „Original“ und „double“ überhaupt unterscheidbar wären, oder inwiefern ihnen darum zu tun ist, ebensolche Unterscheidbarkeit zu verwischen, ist eine jener konkreten Seherfahrungen, die das Puppen- und Figurentheater mannigfach bereit hält.
Viel Vergnügen bei der Lektüre. Silvia Brendenal, Christoph Lepschy, Anke Meyer, Katja Spiess, Gerd Taube, Meike Wagner, Manfred Wegner
Artikel | Seite |
---|---|
Artikel | Seite |
Thema | |
Der fremde eigene BlickÜber den scheinbaren Altruismus der künstlerischen Begegnung mit dem Fremdenvon Gerd Taube | Seite 4 |
Das verwunschene Schiff„until doomsday“ an der Theaterakademie Warschau, Abteilung Puppenspiel, Bialystokvon Silvia Brendenal | Seite 6 |
Drei Lektionenvon Marcin Bartnikowski | Seite 6 |
Jüngste Tage in Bialystok„until doomsday“ – eine Diplominszenierungvon Michael Vogel und Charlotte Wilde | Seite 8 |
Dieser irritierende BlickOvids „Metamorphosen“ als deutsch-tunesische Koproduktionvon Jörg Lehmann | Seite 9 |
Mina-el bidaya-badaa-koulou chaiZwischen Deutschland und Tunesienvon Heiki Ikkola | Seite 10 |
Maturins, Marionnettes et LisoloOder die Zusammenarbeit französischer, deutscher und kongolesischer Künstler mit Straßenkindern von Kinshasa | Seite 11 |
„Oyo Mboka Te“Oder: Eine Trauerrede für die Straßen im Kongovon Eddy Kabeya | Seite 11 |
Dies ist kein LandStraßenkinder und demobilisierte Kindersoldaten spielen Figurentheatervon Stefanie Oberhoff | Seite 12 |
Was der Sand erzähltUraufführung einer französisch-kongolesischen Koproduktionvon Katja Spiess | Seite 13 |
Festival | |
Wie ein lauter FrühlingsregenÜber das 15. Internationale Festival Giboulées de la Marionnette in Strasbourgvon Frank Bernhardt | Seite 15 |
Theaterlandschaft mit RisikoDas Festival RISK in Amsterdam zeigt niederländisches Puppen- und Objekttheatervon Anke Meyer | Seite 17 |
Schauen und Spielen im KindertheaterhausSymposium „Europäische KinderTheaterHäuser“ in Lippstadtvon Anke Meyer | Seite 19 |
Zwischen innen und außenGedanken zum Ersten Europäischen Treffen in Val d'Oisevon Melanie Florschütz | Seite 20 |
Inszenierungen | |
Über den Horizont hinausTheater Paradox, Stuttgart: „Mrs. Ikarus“von Anke Meyer | Seite 22 |
Tanz das Leben – just do it!Compagnie IGNEOUS. „Body in Question“von Silke Haueiß | Seite 23 |
In Minnes und Zufalls HandAm Theater der Puppen im Kali, Nürnberg: „Tristan und Isolde“von Dieter Stoll | Seite 24 |
Das Prinzip ZweifelOder: Die Kasokas im Himmelreich der Fernsehproduktion Theater Kasoka, Berlin: Sacrés Sœursvon Johanna Renger | Seite 25 |
Porträt | Seite 26 |
KörpergemäldeDas Theater des ukrainischen Regisseurs Andriy Zholdakvon Annette Dabs | |
Gespräch | Seite 28 |
Reicher FundusKatja Spiess führt ein Gespräch zur Ausbildung am Studiengang Figurentheater, Stuttgartvon Katja Spiess, Werner Knoedgen, Raphael Mürle, Matthias Jungermann und Claudia Sill | |
Kolumne | Seite 31 |
Ich und meine Puppevon Meike Wagner | |
Buchbesprechung | Seite 32 |
Wagner, Meike: Nähte am Puppenkörper. Der mediale Blick und die Körperentwürfe des TheatersBielefeld: Transcript, 2003.- 255 S.von Gerd Taube | |
Notizen | Seite 33 |
Aktuelle Premieren, Festivals, Tagungen, Werkstätten, Ausstellungen und Publikationen | |
Impressum | Seite 36 |
Impressum/Autoren |
Marcin Bartnikowski
Frank Bernhardt
Silvia Brendenal
Annette Dabs
Melanie Florschütz
Silke Haueiß
Heiki Ikkola
Matthias Jungermann
Eddy Kabeya
Werner Knoedgen
Jörg Lehmann
Anke Meyer
Raphael Mürle
Stefanie Oberhoff
Johanna Renger
Claudia Sill
Katja Spiess
Dieter Stoll
Gerd Taube
Michael Vogel
Meike Wagner
Charlotte Wilde
Die elektronische Ausgabe steht direkt nach dem Kauf zur Verfügung. Unsere eMagazine können Sie mit nahezu allen Geräten lesen, da das PDF ein plattformunabhängiges Format ist.
Zeitschrift
Neue Bücher
Jeden Monat die wichtigsten Themen bei Theater der Zeit
Newsletter abonnieren