Forschung als & | Research as an Ampersand
von Anton Rey
“A research concept must be developed quickly.”1 Der Anfang war Chaos. Kein Tohuwabohu im alttestamentarischen Sinn, aber eine «beste Zeit»2 im Brecht’schen Sinn, denn niemand wusste genau, wie Forschung an einer Film- und Theaterhochschule aussehen sollte.
Die Bologna-Reform sass allen in den Knochen, die Umsetzung der neuen Lehrpläne und Evaluationsverfahren war strapaziös und zeitintensiv. Die Reform verlangte, die Ausbildung in Bachelor und Master zu unterteilen, ein Credit-Points-System (ECTS) einzuführen, die Mobilität der Studierenden zu erweitern, die Interdisziplinarität der Studiengänge auszubauen und ein europaweit vergleichbares Qualitäts- und Evaluationsverfahren zu etablieren.3 Der Vorteil war, dass dadurch die Fachhochschulen einen nationalen Qualifikationsrahmen erhielten und den universitären Hochschulen gleichgestellt waren. Der Leistungsauftrag, praxis- und anwendungsorientierte Studiengänge mit berufsqualifizierenden Abschlüssen anzubieten, wurde erweitert: Fachhochschulen hatten nun auch Angebote zur Weiterbildung und vor allem «anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung » (aF&E) aufzubauen.
Nur was genau sollte eigentlich erforscht werden und von wem? Und würde die Forschung auf Kosten der Lehre gehen?
Viele Dozierende, als Künstler/innen erfolgreich, aber ohne Universitätsstudium oder Erfahrungen mit wissenschaftlichen Methoden, machten aus ihrer Verunsicherung keinen Hehl. Auch zehn Jahre später, 2017, hiess die jährlich stattfindende Retraite des Departements: «Jetzt soll ich auch noch Forschung machen?!»
Im Folgenden also ein kurzer Rückblick auf die Entwicklung des IPF – in achtzig Jahren von einer privaten Initiative zum Forschungsinstitut der grössten Schweizer Ausbildungsstätte für Film, Tanz und Theater.