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Herr Brandt, erst kürzlich wurde entschieden, dass der Generalintendant des Staatstheaters Karlsruhe, Peter Spuhler, im Herbst 2021 sein Amt aufgeben soll. Die Konflikte mit ihm schwelen seit Langem. 2015 gab es bereits eine Mediation. Sie selbst waren als Schauspieler seit 2014 im Personalrat. Gab es denn keine Möglichkeit, die für die Künstlerinnen und Künstler so schwierige Situation früher gemeinsam mit dem Intendanten zu lösen oder, wie nun geschehen, durch einen öffentlichen Protest zu beenden?
Es hätte Möglichkeiten gegeben, wesentlich früher einzugreifen. Das Problem ist, dass wir beim Verwaltungsrat immer auf taube Ohren gestoßen sind. Bis zum Schluss gab es für Peter Spuhler eine große politische Rückendeckung. Zunehmend hat sich am Haus Verzweiflung breitgemacht, weil sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht gehört fühlten – und weil auch der Protest, den es ja 2015 schon gab, im Sande verlaufen ist. Die Vereinbarung, die man damals über eine Mediation traf, hat gar nichts an der Situation der Beschäftigten geändert. Umso erstaunlicher ist es, dass Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup bis jetzt behauptet, er habe von den Vorwürfen nichts gewusst. Das ist falsch. Als er 2016 bei uns im Personalrat zu Gast war, haben wir ihm die Lage sehr deutlich geschildert. Wir haben sogar Stundenzettel vorgelegt. Deshalb wurde die Verzweiflung am Haus immer größer. Der Verwaltungsrat hat alles gedeckt, da gab es keinerlei kritische Stimmen.
Noch in diesem Sommer hatten Kulturministerin Theresia Bauer und OB Mentrup eine Lösung mit dem umstrittenen Generalintendanten favorisiert. Sie waren davon ausgegangen, dass sich die Krise mit einer Mediation oder mit einem Mitarbeiter-Anwalt lösen ließe. Der Vertrag mit Spuhler war erst im Mai 2019 bis 2026 verlängert worden – wie es da hieß, auch „in Anerkennung der künstlerischen Erfolge des Hauses“. Wie kam es nun zu dem Kurswechsel?
Angesichts der OB-Wahl in Karlsruhe Anfang Dezember und der bevorstehenden Landtagswahl 2021 in Baden-Württemberg wurde der öffentliche Druck wohl zu hoch. Es wurde fast täglich über die Zustände am Theater berichtet, und es gab kein OB-Wahlpodium, auf dem das Thema nicht zur Sprache kam. Dass es so eines Wahlkampfes bedarf, um zu handeln, finde ich sehr unschön. Und es wird ja noch immer nicht im Sinn der Beschäftigten gehandelt. Es wäre an der Zeit, den ganzen NV-Bühne-Angestellten zu signalisieren, dass ihr Job nicht in Gefahr ist. Um Ruhe ins Haus zu bringen, müsste man eine Beschäftigungsgarantie für die Mitarbeiter aussprechen. Die Angst am Theater, keinen Job in der bestens vernetzten Szene zu finden, wenn man sich einmischt, ist riesig. Karlsruhe ist da kein Einzelfall. Immerhin stärkt jetzt das bundesweite ensemble-netzwerk Künstlerinnen und Künstlern den Rücken.