Mable Preach, Sie arbeiten gerade mit Branko Šimić und Sophia Hussain als Regietrio an „Escape the Room 2.0 – Unlearn Racism“, einer Produktion für das Krass Kultur Crash Festival auf Kampnagel Hamburg. Wie der Name erahnen lässt, ist es bereits Ihr zweites Escape-Room-Projekt, das erste fand unter dem Titel „Escape the Room: Fight the Power“ 2020 statt. Wie kam die Kombination eines Escape Rooms mit dem Thema Rassismus zustande?
Eva Maria Stüting von den Kulturagenten für kreative Schulen und der Dramaturg Nikola Duric kamen 2020 mit dem Escape-Room-Konzept zum Thema Rassismus auf mich zu. Ich fand die Idee anfangs spannend, bekam dann aber Zweifel: Stopp, wait a moment! Escape Racism? Ich als schwarze Frau werde Rassismus nie entkommen können – ebenso wenig wie die meisten Jugendlichen, mit denen ich arbeite. Als ich den Jugendlichen das Konzept aber vorstellte, wollten sie es trotzdem machen, obwohl schon die Behauptung – Escape Racism – nicht ungefährlich ist. Wir entschieden uns, Erfahrungsräume zu bauen, in denen Menschen, die Rassismus normalerweise nicht ausgesetzt sind, vielleicht fünf Prozent von dem empfinden können, was wir täglich erleben. Das Problem: Das Publikum, das in der Regel zu meinen Stücken kommt, bildet Hamburg ab, wie es ist: nämlich sehr divers – viele junge schwarze Menschen sind dabei. Was wird bei denen getriggert? Also fiel die Entscheidung, dass die Räume zwei Dinge können müssen: das Publikum, das so ist wie wir, empowern und für die anderen Rassismus erlebbar machen.
Wie haben Sie das Konzept in Ihrer ersten Version umgesetzt?
Das Konzept steht und fällt mit den Spieler:innen und deren Umgangston. Wir haben überlegt, welche Ansprache wir erfahren, zum Beispiel in einer Behörde, in der Schule, im Alltag. Genau so sollten unsere Darsteller:innen dem Publikum begegnen: nicht unfreundlich, aber auch nicht freundlich. Schwarzen Besucher:innen gegenüber sollten sie extrem nett sein, fast schon musicalhaft. Anhand dieses Konzepts haben wir Situationen gebaut, die das Publikum durchlief, etwa einen Behördengang oder Ähnliches. Es gab auch einen „This-shit-is-for-us-Raum“, in dem nur schwarze Besucher:innen tolle Musik hören konnten, etwas zu trinken und Süßes bekamen und so weiter. Der Rest des Publikums konnte nur erahnen, was darin vor sich ging. Am Ende stand ein Einbürgerungstest, den die Zuschauer:innen unter extremem Zeitdruck auf iPads absolvieren mussten.