Heft 03/1974
Über „Zement“ von Heiner Müller
Broschur mit 80 Seiten, Format: 200 x 290 mm
ISSN 0040-5418
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Böhme: Was hat dieses Stück für die DDR-Dramatik eingebracht? Gewiß neue Fragen und Probleme für das Theater und sein Publikum, die im Stück und auch in der Inszenierung noch nicht bewältigt erscheinen. Darüber wollen wir uns unterhalten.
Funke: Ich finde es gut, daß man nach der schnellen Reaktion auf ein theatralisches Ereignis jetzt die Möglichkeit hat, sich erneut zu äußern. Sofort nach der Begegnung mit diesem ungewöhnlichen Stück geben wir Kritiker in der Tagespresse einen ersten, frischen Eindruck, ganz aus dem Erlebnis heraus. Das hat Vorteile. Vielleicht geraten dabei aber auch hin und wieder grundsätzliche Fragen etwas in den Hintergrund. - Mit "Zement" ist ein anspruchsvolles Stück auf die Bühne gekommen in einer anspruchsvollen Inszenierung. Diesem Theaterereignis muß man sich stellen. Das Stück hat zweifellos für unsere Gegenwartsdramatik besondere Bedeutung, weil es viele Probleme in sich trägt. Seinen größten Vorzug sehe ich in der sprachlichen Gestaltung. Es hat solche Kraft und Leidenschaft, auch philosophische Tiefe, wie wohl kaum bisher ein Stück der DDR-Gegenwartsdramatik. Die enge Verknüpfung der Fabel mit dem Gedanklichen, mit dem Inneren der Figuren und zugleich mit dem revolutionären Prozeß als Ganzem ist mir in der neueren Dramatik noch nicht begegnet.
Schumacher: Es ist die große Form, die das Stück interessant macht. Sie hebt es über viele Produktionen hinaus, die wir in den letzten Jahren auf den Bühnen zu sehen bekamen. Müller versucht heutige Probleme, die uns alle berühren, historisch zu erfassen. Er unternimmt den Versuch, Epochenproblematik zu gestalten. Die Weltsituation wird dadurch gekennzeichnet, daß wir den Imperialismus schlagen müssen durch das ganz Gewöhnliche, durch alltägliche Arbeit. Müller hat mit Instinkt - der natürlich ohne Wissen nicht denkbar ist - jene Zeit aufgegriffen, wo dieses Alltägliche, dieses ganz gewöhnliche Wunder, wirklich begonnen hat Geschichte zu werden: die Selbstschöpfung des Menschen durch befreite Arbeit. Wir haben hier den bedeutenden Versuch, das Selbstschöpfertum des Menschen unter neuen Bedingungen in Figuren zu erleben. Was mich fasziniert, ist diese Bemühung, es von heute aus unter historischen wie zeitgenössischen Gesichtspunkten zu sehen.
Eichler: Große Form und das Alltägliche. Mit diesen Begriffen haben wir es in der Theater-und Literaturdiskussion oft zu tun. Sie scheinen in einem gewissen Widerstreit zu liegen; das Alltägliche scheint sich - in der künstlerischen Praxis haben wir es oft beobachtet - gegen die große Form zu sperren. [...].
Aus: Alltägliches, große Form, Kampf und Glück. Ein Gespräch über "Zement" von Heiner Müller mit Rolf-Dieter Eichler, Christoph Funke, Professor Dr. Ernst Schumacher, Irene Böhme, S. 2 (S. 2-6).
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Autoren | Seite 1 |
Thema | |
Alltägliches, große Form, Kampf und GlückEin Gespräch über „Zement“ von Heiner Müller mit Rolf-Dieter Eichler, Christoph Funke, Professor Dr. Ernst Schumacher, Irene Böhmevon Christoph Funke, Ernst Schumacher, Rolf-Dieter Eichler und Irene Böhme | Seite 2 |
Notizenvon Ursula Sydow | Seite 4 |
Autorenpositionen | Seite 6 |
Rebellierende SchattenAspekte im dramatischen Schaffen von Rainer Kerndlvon Irene Böhme | |
Uraufführung | Seite 10 |
Sympathien für EvaRudi Strahls „Adam und Eva und kein Ende“ in Halle uraufgeführtvon Manfred Nössig | |
Im Gespräch | Seite 12 |
Karl-Marx-Städter Anregungenvon Wolfgang Hauswald | |
Autor - Theater | Seite 13 |
Der weise Tschechow empfahl ...Einiges über die Beziehungen Autor - Theatervon Armin Stolper | |
Garderobengespräch | Seite 18 |
Lotte Loebinger(Aufgezeichnet von Renate Waack)von Renate Waack und Lotte Loebinger | |
Erstaufführung | |
Lehren im Café-HausDDR-Erstaufführung „Der Kopf des Mameluken Gaber“ von Saad Allah Wannus in Weimarvon Manfred Nössig | Seite 18 |
Zwei Mann auf einem SeilDDR-Erstaufführung „Die Überquerung des Niagara-Falls“ von Alonso Alegría im Kleinen Theater Potsdamvon Ingeborg Pietzsch | Seite 20 |
Sowjetunion | Seite 22 |
Dialog über die OperGeführt von Jelena Obraszowa und Boris Pokrowski. Aus „Literaturnaja gazeta“ (31. 10. 73)von Boris Alexandrowitsch Pokrowski und Jelena Obraszowa | |
Inszenierungen | |
Auf „Braut“-Schau in der RepublikDie „verkaufte Braut“ in Zwickau, Karl-Marx-Stadt, Senftenberg, Schwerinvon Eckart Kröplin | Seite 25 |
Macht des GesangesZu Vorführungen der schwedischen Gruppe „Sangens Makt“von Sigrid Neef | Seite 28 |
Bühne | Seite 31 |
Umweltprobleme im künstlerischen Bühnenbereichvon Friedermann Loock | |
Arbeiter und Kunstschaffende | Seite 33 |
Tendenz: ansteigendÜber Beziehungen zwischen Arbeiterklasse und Theaterschaffendenvon Martin Kreutzberg | |
Polen | Seite 35 |
Theater, auf poInische ArtBeobachtungen an Warschauer Bühnenvon Martin Linzer | |
Ungarn | Seite 38 |
Wie kann der einzelne glücklich werden?Neue Stücke zu den Budapester Festtagen 1973von Karl-Heinz Müller | |
Theater im Aufbruch | Seite 42 |
Berichte aus jungen NationalstaatenHumanismus und Grausamkeit (H. Orsini); Das indische Theater-Experiment (H. Tanvir); Theater in Peruvon Humberto Orsini und Habib Tanvir | |
Inszenierungen | |
Volksbühne Berlin - Theater im 3. StockDie rote Unschuld oder Die Liste der Wohltaten von Juri Oleschavon Liane Pfelling | Seite 48 |
Leipziger Theater - OpernhausDas schlaue Füchslein von Leoš Janáčekvon Eckart Kröplin | Seite 48 |
Leipzig - Theater der Jungen WeltMohr und die Raben von London von Hans-Dieter Schmidt (nach Vilmos und Ilse Korn)von Knut Lennartz | Seite 49 |
Hans-Otto-Theater Potsdam - Schfoßtheater im Neuen PalaisLiliom von Ferenc Molnárvon Martin Linzer | Seite 50 |
Elbe-Elster-Theater WittenbergSprengstoff tür Santa Inés von Guido Masanetzvon Klaus Klingbeil | Seite 50 |
Nationafoper BudapestSamson von Sandor Szokolayvon Janos Kovacs | Seite 51 |
Düsseldorfer SchauspielhausDie Herzogin von Malfi von John Webstervon Hannes Sternthal | Seite 52 |
Stückabdruck | Seite 53 |
Sieben WünscheSchauspiel (Arbeitsfassung)von Armin Müller | |
TdZ-Informativ | |
Aus unserer Republik | Seite 65 |
Initiativen | Seite 65 |
Personelles | Seite 66 |
Unterwegs | Seite 66 |
Blick über die Grenzen | Seite 66 |
Aus-Schnitte„Die Brüder Karamasow“ in Prag [Neue Zeit]; Londoner Theater bedroht [Ostseezeitung, Rostock]; Theaterstück über „Sturm“ in Modena [„L'Unita“]; „Bingo“ von Edward Bond [The Sunday Times] | Seite 67 |
Zitat | Seite 68 |
Jugendklub-„Veteran“ beginnt neuvon Klaus Klingbeil | Seite 68 |
Das DNT bautvon B. | Seite 68 |
Briefevon Wolfgang Starkenberg und Thorald Bauer | Seite 68 |
Brecht 73. Brecht-Woche der DDR, 9.-15. Februar 1973 - Dokumentation. Herausgegeben von Werner HechtHenschelverlag Berlin 1973, 9,- Markvon Manfred Nössig | Seite 69 |
Gisela May, Schauspielerin und Diseuse. Bildbiographie von Dieter KranzHenschelverlag 1973, 12,50 Markvon I. B. | Seite 69 |
Unterwegs mit „Mann von draußen“von R. G. | Seite 69 |
Lessing-Tage 1974 in Kamenzvon B. | Seite 69 |
Kleist, Felsenstein und die Burg | Seite 70 |
KaleidoskopGegenwartsstücke auf Bühnen der ČSSR | Seite 70 |
Verband der Theaterschaffenden der DDRInformationen | Seite 71 |
SpielpläneVom 16. März bis 15. April 1974 | Seite 72 |
Bühnenvertriebe melden | Seite 72 |
Die nächsten PremierenVom 16. März bis 15. April 1974 | Seite 73 |
BesetzungenUr- und Erstaufführungen / Schauspiel / Musiktheater | Seite 74 |
Anzeigen | Seite 77 |
B.
I. B.
Thorald Bauer
Irene Böhme
Rolf-Dieter Eichler
Christoph Funke
R. G.
Wolfgang Hauswald
Klaus Klingbeil
Janos Kovacs
Martin Kreutzberg
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Knut Lennartz
Martin Linzer
Lotte Loebinger
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Armin Müller
Karl-Heinz Müller
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