Heft 03/1992
Adolf Dresen: »Vergangenheitsbewältigung«
Broschur mit 96 Seiten, Format: 220 x 310 mm
ISSN 0040-5418
Dieses Heft ist leider vergriffen und nur noch als PDF erhältlich.
Schlammschlacht - »Vergangenheitsbewältigung« - In Solidarität mit »Theater der Zeit«: Ein Alptraum, was sich da jetzt abspielt in der alten DDR. Die »Bewältigung der Vergangenheit«, wieder einmal fällig, versinkt im Stasi-Strudel. Auch »Theater der Zeit« droht darin zu versinken. »40 Jahre Kompromißwirtschaft» attestiert ihm »Theater heute« (10/91) und macht einen fragen, warum eine Zeitschrift, die sich »auch nach dem Wende-Ende aller Sprachregelungen noch nicht entscheidend verändert« hat, weiterleben soll? Ich bin weder regelmäßiger Leser von »Theater der Zeit« noch von »Theater heute«, aber ich kann der Schlammschlacht, die da ausgebrochen ist, nicht zusehen. Ich schätze ein paar Leute in der Redaktion, so auch deren jetzigen Chef. Und wie man zu DDR-Zeiten »mit dem journalistisch und moralisch Notwendigen umgegangen« ist (»Theater heute«), darüber kann auch ich mitreden. (Die flotte Identifikation von »journalistisch« und »moralisch« ist an sich schon ein Witz.)
Wer meint, anstelle von 40 Jahren Kompromißwirtschaft wären 40 Jahre Widerstand ehrenwerter gewesen, der soll zunächst einmal begreifen, daß die DDR-Opposition, und zwar bis zuletzt, in einer spezifischen Vermischung, heute sagt man wohl »Verstrickung«, mit dem »System« war. Die Demonstranten zu der Zeit, 'als die Demonstrationen noch riskant waren und Mut erforderten, waren keine absoluten Gegner der DDR, sie waren früher oft Kommunisten oder Marxisten gewesen, waren es manchmal immer noch. Es ist sehr bezeichnend, daß diese Nicht-Gegner die Avantgarde der Revolution von 1989 waren, und es ist ein typisch deutscher Unverstand zu glauben, Purismus der Fronten oder Radikalität der Macher seien die Basis einer Revolution - im Gegenteil, sie dürften eine Revolution in Deutschland eher immer verhindert haben.
Ich erinnere an Lenins höfliche Bezeichnung der Radikalität als »Kinderkrankheit« der Linken . Der große Leipziger Romanist Werner Krauss zeigt, warum die französische Revolution nicht in Deutschland stattfand, obwohl die Adelsfeindschaft in Deutschland größer war als in Frankreich: »Der größere soziale Purismus der deutschen Aufklärung wurde allzu teuer erkauft mit dem vollständigen Verzicht auf jede praktische Einflußnahme, auf jede praktische Wirksamkeit... Um etwas zu erreichen, hätte das Bürgertum wie in Frankreich aus seiner Isolation heraustreten müssen. Nur durch ihre systematische Zusammenarbeit mit allen anderen Klassen vermochte die französische Bourgeoisie den Zweifel in die Reihen der Herrschenden selber zu tragen«; daher scheint es, daß »der Purismus, die Gesinnungstreue und Integrität des deutschen Bürgertums in diesem Zeitraum nur der Vorzug seines fundamentalen Mangels an Aktivität war« (Studien zur dt. u. franz . Aufkl, Berlin 1953).
Wer sich in der DDR die Hände nicht schmutzig machen wollte, der konnte gar nichts machen - gewiß, nichts machen galt in Deutschland noch nie als Sünde, Politik immer als schmutziges Geschäft. Es ist eine Tatsache, daß das Ende der DDR nicht durch deren absolute Gegner eingeläutet wurde, sondern durch oppositionelle Insider. Sie konnten gegen die DDR-Führung Front machen, ohne für diese »Feinde« zu sein. Sie konnten an ein ehemals gleiches Bewußtsein appellieren, sie sprachen dieselbe Sprache, hatten ähnliche Argumente, erinnerten an gemeinsame Ideale. Sie waren eine Kritik immer noch von innen, gewissermaßen das schlechte Gewissen der Führung. Ohne eine solche »Vermischung« gab es noch nie eine Revolution. Ein Linker konnte weder im Westen noch im Osten jemals eindeutig gegen die DDR sein. Das führte zu vielen Zwielichtigkeiten und Zweideutigkeiten. Aus diesem aber, nicht aus reinen Prinzipien, kam dann der Aufstand.
Es macht einen ziemlichen Unterschied, ob man ein System von innerhalb oder von außerhalb angreift. Außerhalb kann man in einen Konsens eingebettet sein, innerhalb aber braucht man Mut zum Widerspruch.
Natürlich kann und muß man heute auch von außen urteilen - man sollte dann aber doch die Intelligenz und die Phantasie aufbringen, sich in die Lage derer zu versetzen, die drinnen saßen . Ob »Theater der Zeit« zu der Biermann-Ausweisung Stellung nehmen mußte, wie »Theater heute« verlangt (Biermanns Ausbürgerung wurde da angeblich »totgeschwiegen«) - mein Gott, es gehörte manchmal schon Mut dazu, zu etwas nicht Stellung zu nehmen, oder einen kleinen Verrat zu begehen, um einen größeren zu vermeiden. Für »Theater der Zeit« war, wie für andere »Druckerzeugnisse«, Opposition weit schwieriger zu leisten als für das Theater selbst. Die in der DDR allein mögliche nicht-öffentliche Art von Öffentlichkeit war immer eine zwischen den Zeilen, und Druckerschwärze war viel leichter anzuschwärzen. Was man in der DDR machen konnte, dafür gab es selten irgendweIche Verhaltensnormen, das mußte man von Fall zu Fall entscheiden - von außen sieht das dann leicht aus wie Lavieren. Was in westlichen Ländern als selbstverständlich gilt und überhaupt nicht bemerkt wird, das war dann manchmal schon eine Heldentat. Ist nicht sonderbar, daß sich in der DDR anscheinend niemand mehr auf solche Heldentaten besinnen kann? Legt nicht das allein schon den Verdacht nahe, daß es bei der »Vergangenheitsbewältigung« weniger um Aufdeckung und Enttarnung geht als darum, die Aufdecker und Enttarner ins Licht zu rücken?
Ich möchte hier ein paar positive Beispiele erzählen, für diese Zeit typische Heldentaten - die allerdings nur stattfinden konnten, weil sie sich selbst als solche niemals darstellten. Es gehört zu ihnen, daß sie im Dunkeln blieben. Sie waren Taten für die Sache, nicht fürs Renommee, die einzige Hoffnung war gerade, daß sie übersehen würden. Soll man sie aber darum nun immer weiter übersehen?
In der DDR erschien Ende der 60er Jahre, fast als wäre es nichts, das gesamte Werk von Isaak Babel Es gab sogar Sowjetbürger, die es sich dort in deutscher Übersetzung kauften - in der Sowjetunion selbst war der durch Stalin umgebrachte Babel immer noch eine Unperson. Die DDR-Ausgabe war nur möglich durch List, z. B. durch Ausnutzung der DDR-Devise »Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen«, wonach aus dem Russischen Übersetztes schon an sich gut war. Ein taktisches Nachwort tat, als sei alles völlig normal. Das aber war es nicht, jedenfalls nicht in der DDR. - Es war eine echte Tat, die unter anderem auch die Aufführung im Theater ermöglichte (»Maria«, 1969 im Deutschen Theater Berlin). Gewagt wurde das vom Verlag Volk und Welt und seinem Lektor Ralf Schröder. Ich weiß nicht mehr, wer damals den Bildband »Kunst im Widerstand« herausgebracht hat - war das nicht sogar Henschel? Ein Titel, der sozusagen keinen Hund hinterm Ofen vorlockte, der, wie viele Titel in der DDR, wenig versprach - man erwartete wieder eines dieser Kompendien, diesmal von in der Nazizeit verbotenen Malern. Wer aber beschreibt mein Erstaunen, als ich den Band in einer Buchhandlung öffnete. Ich fand da von Klee bis Beckmann alles, was nun auch in der DDR wieder unter Verschluß stand - es waren das überhaupt die ersten Reproduktionen dieser Maler in der DDR. Was für ein mutiges Buch, und wie anders klang nun der Titel! Auch dieser Band trat natürlich auf mit Unschuldsmiene und behauptete seine DDR-Integrität. Ich weiß nicht, ob dem Verlag oder dem verantwortlichen Lektor das durchgegangen ist? Vielleicht sind damals Leute gestürzt und bis heute nicht aufgehoben.
Ein anderer Fall spielte sich in einem der Ministerien der DDR ab, dem Kulturministerium am Molkenmarkt, im Zimmer des Ministers selbst. Er hieß damals Hans-Joachim Hoffmann. Ich war, als DDR-Bürger, zu der Zeit Direktor vom Schauspiel Frankfurt / Main und wollte den Minister um Genehmigung bitten für das Engagement eines DDR-Schauspielers. Zu meiner Überraschung begann mir der Minister - ich war allein mit ihm - in scharfen Worten vorzuwerfen, ich hätte bei der Goethe-Ehrung in der Frankfurter Paulskirche die DDR verleumdet. Während er mir predigte, schob er mir, gewissermaßen um seine Worte zu belegen, eine Akte ins Blickfeld, blätterte darin und ließ auch mich blättern - es war offenbar ein Konvolut Spitzelberichte über mich an die Adresse des Politbüros, von wo man nun Rechenschaft forderte. Ich konnte die Namen der Unterzeichner lesen - mindestens einen kannte ich. Neben dem, was der Minister, womöglich in Richtung Wanzen, mir vorhielt, wurde mir da also mitgeteilt: paß auf, du wirst bespitzelt, von dem und dem, Adresse Politbüro. Es war der amtierende Minister selbst, der das tat - tat er es absichtlich? War es eine Panne? Das war dem Vorgang selbst nicht anzumerken. Nur unter dieser Bedingung war er überhaupt möglich.
Wer im Westen lebt und gewöhnt ist an die Aufschneidereien und Selbstdarstellungen in den Medien, der bemerkt dergleichen kaum noch. Die ständig geblendeten Augen nehmen solche Taten im Dunkeln nicht mehr wahr.
»Unglücklich das Land, das Helden nötig hat«, rechtfertigt sich Brechts Galilei, nachdem er selber versagt hat. »Unglücklich das Land, das keine Helden hat«, werfen ihm seine Schüler vor. Die DDR hatte solche Helden, sie war so unglücklich nicht, wie viele sie jetzt machen wollen.
Ich behaupte nicht, daß die DDR ein Land besonders mutiger Leute gewesen wäre - die BRD aber war es ebensowenig, auch wenn sie jetzt Miene macht, neben manchem anderen nun auch Charaktere in die »DDR« zu liefern Gewiß, in der BRD gab es kritische Köpfe, viele riskierten dort eine Lippe. Das Problem ist nur: Man konnte es, ja man mußte es sogar. Unter Künstlern, besonders unter Theaterleuten war man links, hatte man Non-Konformist zu sein. Die Konformisten des Nein-Sagens in der BRD aber glichen aufs Haar den Konformisten des Ja-Sagens in der DDR. Es war Bismarck, der den Deutschen schon vor hundert Jahren so etwas wie einen höheren Konformismus bescheinigte. »Mut auf dem Schlachtfeld ist bei uns Gemeingut«, sagte er 1864 bei der Reise zu einem solchen Schlachtfeld, »aber Sie werden nicht selten finden, daß es ganz achtbaren Leuten an Zivilcourage fehlt.«
Das ist es: Wir haben einen Soldaten-, einen Gruppenmut, einen Mut in Reih und Glied - aber gegen die eigene Gruppe, gegen deren Konsens fehlt er uns umso gründlicher. Der westdeutsche Non-Konformismus ist meist nur ein solcher Gruppenmut, Ausweis einer Zugehörigkeit, nicht etwa Ausdruck von »Zivilcourage« oder »zivilen Ungehorsams«, als der er sich selbst gern sieht. Pluralismus schließt den Konsens innerhalb der Gruppe ein. Die Gruppen selbst aber berühren sich nicht, tragen ihre Konflikte nicht aus, stehen steril nebeneinander. Sie profilieren sich gerade darin, daß sie jeweils nicht sind wie diese da.
Wer heute das Verhalten von einzelnen in Gesellschaften beurteilen will, die »totalitär« genannt werden, der muß nicht nur deutsche Geschichte aufarbeiten, der muß überhaupt erst einmal verstehen, was in solchen Gesellschaften geschieht.
Dabei können Bücher helfen wie Ortegas »Aufstand der Masse«, Poppers »Elend des Historizismus«, Haydecks »Weg in die Knechtschaft«, Hannah Ahrendts »Ursprünge totalitärer Herrschaft«. (Für die Adorno-Linke waren diese Autoren indiskutabel, wer sie schätzte, diskreditierte sich selbst - auch ein Beispiel linker Konformität. So etwas schlägt dann einfach um. Inzwischen darf man die DDR schon lässig mit Großdeutschland verwechseln und den gewesenen Sozialismus mit dem Faschismus.) Um das autonome Individuum zu charakterisieren, bietet sich vor allem ein Begriff Kants an: Urteilskraft, die Fähigkeit zum eigenen Urteil. Non-Konformismus ist nur deren trübes und mißbrauchbares Surrogat.
Eigenes Urteil genießt hohes Ansehen, es kommt jedoch nicht so oft vor, wie darauf Anspruch gemacht wird. Es ist in der BRD so seiten wie in der alten DDR, und es gibt damit auch ein prinzipielles Problem. Hannah Ahrendt hat einen Bericht geschrieben über den Prozeß gegen Eichmann in Jerusalem. Sie war mit der Prozeßführung durch die israelischen Richter nicht einverstanden. Eichmann wurde von diesen als eine Art Teufel in Menschengestalt gesehen. Hannah Ahrendts Buch hat den Untertitel »Von der Banalität des Bösen« - dieses Böse aber ist nichts als ein fataler Mangel an Urteilskraft. Eichmann hat im 3. Reich getan, was dieses Reich von ihm verlangte, er war ein loyaler Staatsbürger, er brach keine Gesetze. Als er dann von den Israelis gekidnapt wurde, war er ebenso wieder bereit, mit diesen »zusammenzuarbeiten«. Er hatte offenbar unentwegt das Bedürfnis, mit der Gemeinschaft, in der er lebte, im Konsens zu sein.
Für Verbrechen der Eichmannschen Art gibt es keine Gesetze oder, anders ausgedrückt: auch die Einhaltungvon Gesetzen kann ein Verbrechen sein (wenn die Gesetze verbrecherisch sind). Befolgung von Gesetzen allein ist keine Tugend, das einzig Rechtliche kann manchmal der Rechtsbruch sein. Eichmann erscheint als der Verbrecher eines anderen, gewissermaßen neuen Typs, Verbrecher nicht aus Asozialität, sondern gewissermaßen aus Sozialität (allerdings einer selbst asozialen Sozietät). Seine Hinrichtung enthält daher den Imperativ, sich zuzeiten auch gegen geltende Gesetze, gegen die bestehende Gemeinschaft bewähren zu müssen. Urteilen nicht aus einem Gesetz, sondern ohne dessen Hilfe, nicht als Übernahme eines Urteils anderer und im Konsens mit anderen, sondern außer allem Konsens erst ist eigenes Urteil, entspricht einem Urteil aus Urteilskraft.
Es gibt ein Stück, das dieses Problem aufwirft, und es ist ebenso alt wie aktuell: die Antigone des Sophokles. Wie oft wird leider daran vorbeiinszeniert; auch Brecht legte das Stück einmal zu eng aus. Ein Bruder der Antigone hat gegen seine eigene Vaterstadt auf der Seite ihrer Feinde gekämpft und ist dabei gefallen; König Kreon verbietet, den Vaterlandsverräter zu bestatten; Antigone bestattet ihn gegen das Verbot und wird dafür lebendig begraben.
Kreon muß, um der Moral in der bedrängten Stadt willen, den Verräter verfolgen. Sein Motiv wird zu Unrecht beargwöhnt - er stellt, ebenso wie Perikles, die Polis über das Private. Antigone hat stattdessen nur »die ungeschriebnen drüber / die festen Satzungen im Himmel.« Sie vertritt kein Allgemeines, kein Öffentliches, keine Einheit.
Was sie tut, ist nicht Mittel zu einem Zweck. Kein Kodex gibt ihr recht, kein Staat ist auf ihrer Seite, keine Opposition vereinnahmt sie. Sie vertritt keine Gemeinschaft und beruft sich auf keine, sie ist in keiner geborgen und durch keine legitimiert. Sie trägt allein die Last ihrer Entscheidung, und diese ist keine für die bloß andere Gruppe. Wo sie steht, gibt es keinen Konsens mehr. Sie ist allein, und ihre Einsamkeit ist exemplarisch.
Sie haftet für ihre Entscheidung mit ihrer Existenz, und sie kostet sie die Existenz. Sie steht dafür ein mit ihrer Person, und sie zahlt mit dieser. Sophokles begründet in seinem Stück keine Normen, er stiftet keinen Konsens; er zeigt vielmehr dessen Grenze: Recht erscheint plötzlich als Unrecht, Unrecht als Recht, Norm und Gegen-Norm erheben gleichen Anspruch. Der einzelne kann dann gegen die Einheit Recht behalten. Antigone entscheidet sich gegen die Gemeinschaft, fällt aus dieser heraus, wird asozial. Erst Sophokles erweist ihre Asozialität als die höhere Sozialität.
Die Antigone-Situation ist zum Glück selten. Wenn sie kommt, dann erweisen die schlichtesten Leute sich manchmal als wahre Heroen und leuchtende Namen schrumpfen zur Null. Deshalb wohl ist Sophokles' Held eine Frau- die Frau hatte in der Polis nicht einmal Bürgerrecht.
Wir Deutschen sind sehr konsenssüchtig. Immer scheint das Volk bei uns ein großes Kontinuum, weder gibt es viel Abweichung, noch großen inneren Widerspruch, es ist wenig Spielraum und Toleranz. Diese Kontinuität aber ist der Grund für die Diskontinuitäten unserer Geschichte, für unsere historischen Brüche. Auf die Frage »Wollt ihr den totalen Krieg?« wurde gerade noch anscheinend einhellig geantwortet »Ja!« - da gab es schon keinen Anhänger Hitlers mehr. Erich Honecker wurde zum 40. Jahrestag der DDR gerade noch zugejubelt - da setzen ehemalige Parteisekretäre sich schon an die Spitze der Marktwirtschaft. Ein in die DDR importierter Jurist witzelte: »16 Millionen Opfer suchen ihren Täter«. Erst waren in Regime A alle konform, dann kommt Regime B, das Gegenteil, und wieder sind alle konform.
So etwa sah der »Umbruch« von 1945 aus, und so erscheint nun auch die »Wende« von 1989. Alles kippt immer wie geschmiert ins Gegenteil um und daher bewegt unsere Geschichte sich in solchen Extremen. Die alten Regime verschwinden sang- und klanglos, als hätten sie nie existiert. Und dann kommt die »Vergangenheitsbewältigung«.
Sollten wir nicht diese Art der Vergangenheitsbewältigung einmal bewältigen?
Adolf Dresen
Artikel | Seite |
---|---|
Artikel | Seite |
Entrée | Seite 1 |
Schlammschlacht / »Vergangenheitsbewältigung« in der alten DDRvon Adolf Dresen | |
Autoren | Seite 2 |
Impressum | Seite 3 |
Das Ende der Illusion»Große Freiheit« - Neuauflage der Schweriner Entdeckungenvon Volker Trauth | Seite 5 |
Gegen den täglichen kleinen Progom»Kleiner Pogrom im Bahnhofsbuffet« von Jurjew in Potsdamvon Martin Linzer | Seite 11 |
Schauspiel | |
Alte Neue WeltBerlin / Volksbühne: »Erinnerung an das Feuer« von Eduardo Galeano / Omar Saavedra Santisvon Joachim Knauth | Seite 12 |
FadSchaubühne am Lehniner Platz: »Die Krankheit Tod« von Marguerite Durasvon Martin Linzer | Seite 12 |
Verlust im VerborgenenLeipzig / Neue Szene: »Savannah Bay« von Marguerite Durasvon Thomas Irmer | Seite 14 |
Ausgrabung eines ExpressionistenFreie Volksbühne Berlin - »Ramper« von Max Mohrvon Lorenz Tomerius | Seite 14 |
Borchert-ProjektFreie Kammerspiele Magdeburg: »Und keiner weiß wohin«von Martin Morgner | Seite 15 |
Vereinnahmung 1492Mecklenburgisches Landestheater Parchim: »Broadway-Melodie 1492« von Jura Soyfervon Volker Trauth | Seite 16 |
Theatralisch kaum ergiebigLandestheater Sachsen-Anhalt Nord Stendal: »Die Birnen von Ribbeck« nach F. C. Deliusvon Volker Trauth | Seite 16 |
Der Lauf der DingeSchauspiel Bonn: »Die natürliche Tochter« von Goethevon Irene Bazinger | Seite 17 |
Rabenschwarze Entzauberung der IllusionenEssen / Casa Nova: »Murlin Murlo« von Koljadavon Heinz-Norbert Jocks | Seite 18 |
Der Fluch der LächerlichkeitWürttembergische Landesbühne Esslingen: »Musik« von Frank Wedekindvon Gisela Ullrich | Seite 18 |
Wenn die Toten zuviel redenMünchner Kammerspiele: »Wenn wir Toten erwachen« von Ibsenvon Wolfgang Seibel | Seite 19 |
Theater als Rückschau?Im Südwesten der Theaterrepublik: »Fässer« als Deutsche Erstaufführung in Bruchsal »Potsdam« als Uraufführung in Stuttgartvon Wolfgang Veit | Seite 20 |
Mord - und was nun?Zwei Abende im Niedersächsischen Staatstheater Hannovervon Ingeborg Pietzsch | Seite 22 |
Meldungen | Seite 22 |
Zwischen Notstand und PerspektiveBeobachtungen am Staatstheater Kasselvon Ingeborg Pietzsch | Seite 24 |
Nöte im RaumEröffnung des Theaterhauses Jena mit»WüsteGegenZeit«von Jochen Gleiß | Seite 27 |
Freie Gruppen | |
Fasziniert angenommenORPH Theater »Maldoror«von Martin Morgner | Seite 31 |
Größenwahn und FischgestankAnderes freies Theater in Bayernvon Martin Morgner | Seite 32 |
Gespräch | Seite 34 |
»Da regt sich alles ...«Streiflichter zur Arbeit des Thüringer Landestheaters Rudolstadt Uraufführung »Smog« von Manuel Schöbel Gespräch mit Intendant Peter P. Pachlvon Wolfgang Lange | |
Schauspiel | Seite 39 |
Experimente in OstsachsenRadebeul: »Turandot« / Bautzen: »Hänsel und Gretel« / Sächsische Staatsoper: »Mad-KingMadQueen« / Sächsische Kammeroper: »La Fantesca«von Friedbert Streller | |
Gespräch | Seite 42 |
Travestie - und was noch?Basel : »Faust, un travestimento« von Luca Lombardi / Im Gespräch mit Luca Lombardivon Thomas Meyer | |
Oper | |
Ein deutsches ThemaLandestheater Eisenach: Uraufführung der Kammeroper »Leben lassen« von Bernd Franke / Musik und Ingolf Huhn / librettovon Wolfgang Lange | Seite 45 |
Öko-OpusLandestheater Mecklenburq Neustrelitz: »Rusalka« von Antonin Dvorákvon Peter Buske | Seite 46 |
Der Mond verlischtStaatstheater Cottbus: »Rusalka« von Antonin Dvorákvon Klaus Klingbeil | Seite 46 |
Erotische Fantasien im KleinstadtmiefNeue Bühne Senftenberg: »Albert Herring« von Benjamin Brittenvon Katrin Enders | Seite 47 |
Vier suchen die LiebeNeue Bühne Senftenberg: »Der Blitz« von Jaques Fromental Halevyvon Gottfried Blumenstein | Seite 47 |
Kriegsrausch als FlamencotanzOpernhaus Zürich: »La Forza dei destino« von Verdivon Mario Gerteis | Seite 48 |
Monumentale LiebeTeatro alla Scala Mailand: »Parsifal« von Richard Wagnervon Nora Eckert | Seite 48 |
Nachrichten | Seite 49 |
Gespräch | Seite 50 |
We turn Music into Food!Garderobengespräch mit Sir John van Kesterenvon Dagmar Mammitzsch und John van Kesteren | |
Ballett | Seite 54 |
Manch krummes KnieAnsichten, Beobachtungen, Informationenvon Volkmar Draeger | |
Tanz | |
Scheunenviertel- Story?Komische Oper Berlin / Tanztheaterensemble: »Undine« von Henze / Ashton / Siegertvon Dietmar Fritzsche | Seite 57 |
Aschenbrödel im FeenreichStädtische Bühnen Erfurt: »Cinderella« von Prokofjew / Wolkow / Trittmacher-Kochvon Dietmar Fritzsche | Seite 58 |
Mit Furor und FaszinationZweimal Mozarts »Requiem« - getanzt in Saarbrücken und Zürichvon Hartmut Regitz | Seite 58 |
Nachrichten | Seite 60 |
Tanz | Seite 61 |
Tanz wird nicht SpracheStadttheater Basel: »Vathek« von Youri Vàmosvon Hartmut Regitz | |
Gespräch | Seite 62 |
In Lausanne bleibenGespräch mit Maurice Béjartvon Hartmut Regitz und Maurice Béjart | |
Essay | Seite 63 |
Die Zeit und die MöbelEine kurze Reisevon Tom Stromberg | |
Report | Seite 64 |
Soll und Haben (IV)Report über die Situation der Puppentheater des Landes Sachsen-Anhaltvon Silvia Brendenal | |
Kommentar | Seite 64 |
Offene Rechnungenvon Gerd Taube | |
Ausland | Seite 70 |
Fünfmal lebendiges Theater in ÖsterreichEin Rundblickvon Wolfgang Huber-Lang | |
Magazin | Seite 73 |
Essay | Seite 76 |
Georg SeidelMarginalien zu seinem Werk und Wirkenvon Martin Linzer | |
Stück | Seite 78 |
Friedensfeiervon Georg Seidel | |
Premieren | Seite 89 |
März 1992 | |
Spielpläne | Seite 89 |
Besetzungen | Seite 93 |
Anzeigen | Seite 96 |
Irene Bazinger
Maurice Béjart
Gottfried Blumenstein
Silvia Brendenal
Peter Buske
Volkmar Draeger
Adolf Dresen
Nora Eckert
Katrin Enders
Dietmar Fritzsche
Mario Gerteis
Jochen Gleiß
Wolfgang Huber-Lang
Thomas Irmer
Heinz-Norbert Jocks
Klaus Klingbeil
Joachim Knauth
Wolfgang Lange
Martin Linzer
Dagmar Mammitzsch
Thomas Meyer
Martin Morgner
Ingeborg Pietzsch
Hartmut Regitz
Wolfgang Seibel
Georg Seidel
Friedbert Streller
Tom Stromberg
Gerd Taube
Lorenz Tomerius
Volker Trauth
Gisela Ullrich
John van Kesteren
Wolfgang Veit
Die elektronische Ausgabe steht direkt nach dem Kauf zur Verfügung. Unsere eMagazine können Sie mit nahezu allen Geräten lesen, da das PDF ein plattformunabhängiges Format ist.
Zeitschrift
Neue Bücher
Jeden Monat die wichtigsten Themen bei Theater der Zeit
Newsletter abonnieren