Was ist Dresden, fragt man nach seiner kulturellen Identität? Ganz einfach, Dresden - das ist das Zwinger-Trio. Was man wahrscheinlich dem Nicht-Dresdner, also dem Rest der Welt, erklären muß. Eigentlich hervorgegangen aus einem Studenten-Ulk, nämlich einem Liederprogramm, das Mitglieder des Schauspielstudios für Wolfgang Engels Büchner-Projekt 1982 auf die Beine stellten, ist die schauspielerisch wie musikalisch gleichermaßen begabte Dreierbande (Tom Pauls, Peter Kube, Jürgen Haase) seitdem mit kabarettistischen Programmen unterwegs, ein devisenträchtiger Exportartikel bereits in der real vegetierenden DDR. Heute könnte das Trio auf einem beliebigen Platz in Dresden auftreten und aus dem Telefonbuch vorlesen, der Erfolg wäre vorprogrammiert. (Damit beim Leser, im Rest der Welt, kein falscher Eindruck entsteht: die Jungs sind wirklich erste Sahne!)
Die Dresdner hätten ein gutes Namensgedächtnis, sagte mir einer meiner Dresdner Gesprächspartner, und auch kulturelle Investoren haben das Wesen des potentiellen Dresdner Theaterbesuchers rasch und zu ihrem Vorteil (nicht nur zu ihrem, selbstverständlich) begriffen. Als das Wölffer-Imperium beschloß, im Glaspalast des neuen "World Trade Centers" an der Freiberger Straße einen kulturellen Standort zu schaffen und "Komödie" zu nennen, taten sie genau das richtige: sie setzten nicht nur aufden unverwüstlichen Curt Goetz und dessen "Dr. med. Hiob Prätorius" , sondern besetzten die Hauptrolle mit Horst Schulze, Dresdner Schauspieler-Legende der 50er, 60er Jahre (von Hamlet bis Bel Ami) , der die Stadt, jedenfalls ihre Bühnen seit 30 Jahren nicht mehr betreten hatte. Schulze redivivus! Und offenbar hat das funktioniert. Inzwischen war ein Gastspiel aus dem weniger geliebten Berlin, der einst privilegierten "Hauptstadt der DDR" (Präsent 20) weniger erfolgreich (wie es in der Allgäuer Käse-Werbung heißt: kennen wir schon, mögen wir aber nicht), aber eine andere Dresdner Ikone, Helga Göring, hat mit anderen DDR-Alt-Stars reüssiert, und im Februar hieß es dann: Tom Pauls in "Komödie im Dunkeln" (daß keine geringeren als Friedrich Schoenfelder und Alt-Ulknudel Elisabeth Wiedemann mitwirkten, konnte die marketingerfahrene Leitung getrost vernachlässigen). [...].
Aus Martin Linzer: Bekannte Gesichter, Dresdner Gefühle. Streiflichter vom Schauspieltheater in der sächsischen Residenz, S. 11
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Die stille Schönheit der VerpackungInternationales Festival für Puppen-, Objekt- und bildhaftes Theater in Arnhem/Niederlande, 1.-9. November 1996von Hartmut Mechtel | Seite 104 |
Alternativen zeitgenössischen TheatersRobert Wilson erhielt den Europäischen Theaterpreis in Taorminavon Ernst Schumacher | Seite 105 |
Die Mühsal, eine Brücke zu bauen...Polski Teatr Tanca - Ewa Wycichowskavon Hubert Kross jr. | Seite 106 |
Looking for Shakespeare -Ein Blick in die Kinosälevon Barbara Engelhardt | Seite 107 |
BücherHans Henny Jahnn, Ernst Kreuder: Der Briefwechsel 1948-1959. Hase & Koehler Verlag Mainz, 320 S.von Jens Knorr | Seite 108 |
Bücher"Das andere Publikum. Deutsches Kinder- und Jugendtheater". Henschel Verlag Berlin 1996, 288 S.von Ingeborg Pietzsch | Seite 109 |
BücherBirgit Pauls: Giuseppe Verdi und das Rissorgimento. Akademie Verlag Berlin 1996, S. 353von Nora Eckert | Seite 109 |
BücherDeutsche Oper Berlin - Spielzeit 1995/1996. Beiträge zum Musiktheater. Berlin 1996, 292 S.von Nora Eckert | Seite 110 |
BücherJürgen Schläder/Robert Braunmüller: Tradition und Zukunft. Co. Bühnen- und Musikverlag Feldkirchen 1996, 385 S.von Nora Eckert | Seite 110 |
BücherInes Eck: Dramen. © Ines Eck, Jansonstraße 2, 07745 Jena, 222 Seiten, 50 DMvon Martin Linzer | Seite 110 |
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