Gespräch

Was macht das Theater, Edmond Budina?

von und

Edmond Budina, braucht Tirana, braucht Albanien ein neues Nationaltheater – der Architektur wegen oder wegen der Produktionsbedingungen –, oder erfüllt das aktuelle Gebäude alle Bedürfnisse?

Natürlich brauchen Tirana und Alba­nien ein neues Nationaltheater, hoch­modern und mit verbesserten Arbeitsbedingungen. Aber das bedeutet nicht, dass man das existierende zerstören sollte. Das aktuelle Gebäude hat man mit Absicht verwahrlosen lassen, um es besser abreißen lassen zu können. Es ist aber, vom Raum her gesehen, von der Form, der Architektur, der Akustik und den Gewerken her, das beste. Es ist ein einzigartiges Gebäude, der ­Architekt hat sich dazu von einem Bild von Giorgio de Chirico inspirieren lassen. Schon allein deshalb sollte es mit allen Kräften geschützt werden.


Was wären die Qualitäten des geplanten neuen Theaterbaus, was die Nachteile?

Das Projekt des neuen Theaters, das von der Regierung vorgestellt wurde, erinnert mehr an ein betoniertes Einkaufszentrum als an ein Theater. Mit den angefügten Türmen zerstört es die architektonische Harmonie, die die italienischen Baumeister in den 1930er Jahren hier herstellten. Es wurde auch als ein Objekt ohne ­Details präsentiert: Niemand weiß, ob es in Zukunft ein kleines oder ein großes Theater enthalten wird, mit Einkaufszentren und Restaurants in seinem Inneren. Tirana hat bereits die bittere Erfahrung gemacht, dass alle historischen Kinos verschwunden sind. Sie wurden nicht durch neue ersetzt, wie von der Regierung versprochen. An ihrer Stelle stehen jetzt Hochhäuser.

Was löste genau den Protest aus?

Der Protest begann bereits vor zwanzig Jahren, als der heutige Premierminister Edi Rama, damals Minister für Kultur, das Nationaltheater abreißen lassen wollte. Der Widerstand der Künstler und eines Teils der Politik war stark. Das Nationaltheater wurde zu einem Kulturdenkmal erklärt. Nach der Amtsübernahme Ramas als Premier wurde das Theater von der Denkmalliste gestrichen, um den Weg frei zu machen für die Zerstörung. Die Ankündigung des neuen ­Theaterprojekts – ohne jeden Wettbewerb, ohne jede Anhörung – hat die Flamme des Protests neu entzündet.

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