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Heft 12/2004
double 03
Abbild und Zeichen - Die Theaterpuppe
Rückstichheftung mit 44 Seiten, Format: 210 x 280 mm
Dieses Heft ist leider vergriffen und nur noch als PDF erhältlich.
Jede Inszenierung mit Puppen basiert auf einem bildnerischen Entwurf. In jeder gestalteten Theaterpuppe manifestiert sich ein wesentlicher Teil dieses Entwurfs. Und die Ausgestaltung rekurriert – solange es sich auch nur im entferntesten Sinn um anthropomorphe Figuren handelt – auf den menschlichen Körpers. Es wird ein Abbildungsverhältnis etabliert, wie realistisch oder abstrahierend, reduzierend, stilisierend oder karikierend, wie „offen“ oder festgelegte Typen schaffend auch immer.
Und gerade in der ihr eigenen Anverwandlung des menschlichen „Vorbilds“, besonders der Physiognomie, wird die Puppen schon durch die Gestaltung zum Zeichen,zu einer Art„Double“ für eine immer schon stattfindende Deutung: „Der Körper ist Zeichenträger des Menschen und wir sind seit Urzeiten gewöhnt, ihn zu interpretieren.“ (1) Diese Interpretationen haben – in der Kunst ebenso wie in verschiedenen wissenschaftlichen Diskursen – manch seltsame bis unglaubliche Blüte getrieben, einige davon verströmen ihren unangenehmen Duft bis heute. Und der Glaube an die vollständige Erklärbarkeit des Menschen aus seiner Anatomie wirkt aus dem 18. Jahrhundert bis heute nach, seinen Niederschlag findet er nicht nur in rassistischen Theorien, sondern nicht zuletzt auch im normierenden Schönheitswahn der Massen-Bildmedien. Auch in diesem Sinn bleibt die Frage nach der Gestaltung von Theaterpuppen im zeitgenössischen Theater relevant.
Anknüpfend an die Frage nach Fremdheit und Verfremdung des menschlichen Körpers in double 02 stellen wir deshalb nun die Frage nach Beschaffenheit, Aneignung und Chiffrierung des fremden Körpers per se: dem der Puppe. Wobei wir vor allem deren Relevanz für das Theater im Blick haben. Inwieweit beeinflusst die Entscheidung für eine bestimmte Art von Puppe, für ein spezifisches Material, für einen Grad von Abstraktion oder Konkretisierung den inszenatorischen Prozess? Welche Darstellungsmöglichkeiten eröffnet eine präzise gestaltete Theaterpuppe dem Regisseur und dem Spieler? Und welches Menschen und Rollenbild spiegelt sich in den jeweiligen Gestaltungsprinzipien der Theaterpuppe? Wie wirkt der Darstellungsprozess zurück auf die Puppe?
Dies sind einige der Fragen, denen in dieser Ausgabe von double nachgegangen werden soll. So untersucht Enno Podehl das Prinzip der „offenen Figur“, die weniger naturalistisches Abbild als „Entdeckungsmedium“ für die un- und unterbewussten Sphären menschlicher Existenz sein will. Konstanza Kawrakowa-Lorenz wiederum stellt drei deutsche Puppengestalter vor, die mit ihren entschieden und „souverän“ gestalteten Puppen klare Deutungsvorschläge für die Inszenierungs- und Rollenarbeit vorgeben. In einem Interview mit Neville Tranter stellt Eliane Attinger die Frage, wie sich Puppenbau und Stückentwicklung bei einem Spieler, der sein eigener Puppengestalter ist, gegenseitig beeinflussen. Der französische Theatermacher Laurent Contamin wiederum beschäftigt sich mit dem Phänomen der „Künstlerpuppen“, also jenen Theaterfiguren, die von bildenden Künstlern für die Bühne gestaltet wurden. Und schließlich eröffnet, im Anschluss an den Thementeil, Gerd Taubes Resümee eines Vortrags von Luca Farulli den Blick auf die Herstellung und Aufnahme von „inneren Bildern“ und schlägt damit eine Brücke zu den Gestaltungs- und Rezeptionsvorgängen im Objekttheater.
Anke Meyer und Katja Spiess
(1) Jan Gerchow in „Ebenbilder –Kopien von Körpern – Modelle des Menschen“, Ausstellungskatalog
Ruhrlandmuseum Essen 2002.
Artikel | Seite |
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Artikel | Seite |
Thema | |
Erlebnis des FindensDie Puppen als Entdeckungsmediumvon Enno Podehl | Seite 4 |
w.w.w.: Weinhold, Werdin, WächterPuppengestaltung und Menschenbildervon Bogdana Lorenz und Konstanza Kavrakova-Lorenz | Seite 8 |
Die Stimmen entstehen, während ich die Puppen baueNeville Tranter im Gespräch mit Eliane Attingervon Neville Tranter und Eliane Attinger | Seite 12 |
„Marionnettes d'Artistes“Gedanken zu einer Ausstellung in Cherleville-Mézièresvon Laurent Contamin | Seite 14 |
Die Puppe als heiliges ObjektÜber die Zusammenarbeit mit Enrico Bajvon Massimo Schuster | Seite 16 |
Tagung | Seite 18 |
Spiel mit den EindrückenLuca Farulli über Phantasie und Wahrnehmungvon Gerd Taube | |
Festivals | |
Spannungsvolle GegensätzeFIGURA Theaterfestival 2004 in Baden (Schweiz)von Eveline Gfeller | Seite 20 |
Mutig und rigorosInternationales Forum VERSUCHUNG in Berlinvon Barbara Fuchs | Seite 22 |
Konzeptionelle DoppelungInternationales Puppenfestival LUTKE in Ljubljanavon Anke Meyer | Seite 25 |
PUCK 2004Festwoche am Puppentheater der Stadt Hallevon Katja Spiess | Seite 26 |
Von der Holzoper auf die Kulturinsel50 Jahre Puppentheater Hallevon Gerd Taube | Seite 26 |
Inszenierungen | |
Wohl dem, der seinem Yeti begegnetEine neue Inszenierung von Gyula Molnar und Francesca Bettinivon Helmut Pogerth | Seite 29 |
25 Jahre Waidspeicher – Puppentheater ErfurtPremieren am Jubiläumswochenende: „Werther“ und die „Zweite Prinzessin“von Henryk Goldberg und Jörg Lehmann | Seite 30 |
Alptraum mit BleistiftFigurentheater PARADOX, Stuttgart: "Die Besessenen"von Cord Beintmann | Seite 32 |
„Aber ich // gebe nichts zu“„Wahnsinnsfrau Anne Sexton“ am Puppentheater der Stadt Magdeburgvon Anke Meyer | Seite 33 |
Sindbad im Bootshausvon Silvia Brendenal | Seite 34 |
Bühne | Seite 35 |
Auf der InselSilvia Brendenal im Gespräch mit Karl Huckvon Silvia Brendenal und Karl Huck | |
Buchbesprechung | Seite 37 |
Voss, Robert: Ezzas LadenEdition Materialtheater Stuttgart. Halle an der Saale/Brüssel 2004. Bilderbuch mit farbigen Illustrationen. ISBN 3-00-013539-1von Nicole Mieding | |
Notizen | Seite 38 |
Aktuelle Premieren, Festivals, Tagungen, Werkstätten, Ausstellungen und Publikationen | |
Impressum | Seite 40 |
Impressum/Autoren |
Eliane Attinger
Cord Beintmann
Silvia Brendenal
Laurent Contamin
Barbara Fuchs
Eveline Gfeller
Henryk Goldberg
Karl Huck
Konstanza Kavrakova-Lorenz
Jörg Lehmann
Bogdana Lorenz
Anke Meyer
Nicole Mieding
Enno Podehl
Helmut Pogerth
Massimo Schuster
Katja Spiess
Gerd Taube
Neville Tranter
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