Schöne Aussicht
„Schöne Aussicht" nennt Theater der Zeit jahreszeitgemäß optimistisch die neue Serie, mit der die Zeitschrift in Zusammenarbeit mit Theater der Welt 2010 in das neue Jahr startet.
Sechs Monate lang werden Künstler ihrer persönlichen Erfahrung des Reisens, dieses paradoxen Zustands zwischen Unruhe, Fremdheit und Kreativität, in dieser Reihe nachspüren. Den Anfang macht einer, der im Reisen zu Hause ist: der Performancekünstler Tim Etchells.
Auch ein Künstler zwischen den Orten ist Johan Simons, der noch in Gent ein Theater leitet, mit einem Fuß aber schon in München steht, wo er als künftiger Leiter der Kammerspiele ein gesamteuropäisches Theatermodell anstrebt. Im Gespräch berichtet er von seiner Vision eines europäischen Stadttheaters und in seinem Kurzessay „Theater der Erinnerung" beschreibt er die Bühne als letzte Bastion, wo die Lebenden und die Toten einander Guten Tag wünschen.
Ein Porträt stellt außerdem das Theater Ballhaus Naunynstraße in Berlin-Kreuzberg vor, wo Shermin Langhoff postkulturellen Positionen das Wort gibt. Dass die globalisierte Welt inzwischen selbst von Magdeburg Besitz ergriffen hat, belegt die Berufung von Karen Stone vom Opernhaus Dallas in Texas/USA zur Generalintendantin nach Sachsen Anhalt.
Von der Magdeburger Texas-Connection führt der Theater der Zeit-Trip in das brandenburgische Oderbruch an die Grenze zu Polen, wo das Theater am Rand als Theaterwunder an der Peripherie seine Pfosten aufgeschlagen hat, und zurück in urbanere Gefilde an das Schauspiel Frankfurt. Hier hat der neue Intendant Oliver Reese die Spielzeit nicht nur mit Holz und Blut aus der Hauptstadt eröffnet, sondern auch mit einem starken Ensemble. Der Abdruck von „Das blaue blaue Meer", dem neuen Stück des jungen Frankfurter Hausautors Nis-Momme Stockmann ergänzt das Hausporträt.
Auch im Künstlerinsert blickt Theater der Zeit im ersten Heft des neuen Jahres nach vorn: Es zeigt den spektakulären Neubau des MAXXI, Zaha Hadids Museum für die Künste des 21. Jahrhunderts in Rom. Gerahmt werden die Fotomotive von einem Bericht, der die atemberaubende Eröffnung des Gebäudes wieder vor Augen führt - jene „Dialoge 09 - MAXXI", mit denen die museumserprobte Choreografin Sasha Waltz das noch leere Gebäude ertanzen ließ.