Der öffentliche Raum – eine Bühne von 360 Grad

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Der öffentliche Raum hat in den letzten Jahren große Aufmerksamkeit von vielen Künstlern erhalten, sowohl in den theoretischen Diskursen als auch in Auseinandersetzungen um die künstlerische Praxis. Bildende und darstellende Kunst, Performance- oder Installationskunst haben ihn als Schaffensfeld und Arbeitsraum entdeckt. Das Theater im öffentlichen Raum nutzt diesen seit jeher als Bühne. Es ist die Form des Theaters, die sich gezielt in städtisches Leben einbringt: Plätze im öffentlichen Raum werden in ganz besondere Bühnen verwandelt und damit auch in einen neuen Bedeutungszusammenhang für die Menschen vor Ort gebracht. Eine Vorstellung im öffentlichen Raum ist eine künstlerische Unterbrechung des Alltags, ein „Überfall“ auf das Alltagsleben mittels Kunst.

Der im Jahr 2007 veröffentlichte Bericht der Enquête-Kommission des Bundestags zur Situation der Kultur in Deutschland erläuterte, dass das Genre „identitätsstiftend ist für breite soziale Schichten und für zentrale Orte der Städte“. Für Momente scheinen die Warnungen vom Verfall der städtischen Gesellschaft, von der kulturellen Spaltung und vom Publikumsschwund im Theater vergessen – das Theater im öffentlichen Raum hat sich aus stadtsoziologischer Sicht und für die darstellenden Künste zu einem zukunftsweisenden Genre entwickelt.

Der Bundesverband Theater im Öffentlichen Raum e. V. vertritt seit 2006 die Interessen von Veranstaltern, Künstlern und Produzenten, mit dem Ziel, diese Theaterform als eigenständiges Genre im Bereich der darstellenden Künste zu fördern. Er versteht sich als Sprachrohr der Künstler und Organisatoren und als Ansprechpartner für Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Der Bundesverband setzt sich für die künstlerische und professionelle Anerkennung seiner Mitglieder und für die gesamte Theaterlandschaft ein – eine Anerkennung, die dem Genre innerhalb und außerhalb Europas längst zuteilwird.

Das Sonderprojekt Unorte, das gemeinsam mit dem Fonds Darstellende Künste im Sommer 2012 initiiert wurde und für das der Haushaltsausschuss des Bundestags 600 000 Euro bewilligte, ermöglichte die Förderung von 18 Produktionen im und für den öffentlichen Raum, die in diesem Buch vorgestellt werden. Für den Bundesverband stellen das Sonderprojekt, das Berliner Symposium zu diesem Thema und das vorliegende Buch wichtige Meilensteine für die künftige Arbeit dar.

Das Buch erscheint elf Jahre nach der Gründung des Bundesverbands und es dokumentiert eindrucksvoll die Vielfalt der künstlerischen Ausdrucksformen sowie die aktuelle gesellschaftliche und kulturpolitische Relevanz der Eroberung des öffentlichen Raums durch das Theater. Mit dem Buch gelingt es, die von den Künstlerinnen und Künstlern gewählte Auseinandersetzung mit den jeweiligen Orten und Themen zu beschreiben und nachhaltig festzuhalten. Zugleich stellt die Publikation eine Sammlung der Texte dar, die auf dem internationalen Symposium Darstellende Künste im öffentlichen Raum im März 2015 vorgetragen wurden, ergänzt durch hervorragende aktuelle Gastbeiträge.

Der Bundesverband Theater im Öffentlichen Raum e. V. beteiligt sich auch finanziell am Erscheinen der Publikation. Möge dieses komplexe Buch einen Beitrag dazu leisten, dass das Genre differenzierter wahrgenommen und besser verstanden wird.
Als Vorsitzende des Bundesverbands Theater im Öffentlichen Raum bedanke ich mich bei allen Autorinnen und Autoren, die ihre Texte zur Verfügung gestellt haben.
Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Günter Jeschonnek, der für die Redaktion und die sinnvolle Zusammenstellung aller Texte als Herausgeber verantwortlich zeichnet. Er hat in seiner ehemaligen Funktion als Geschäftsführer des Fonds Darstellende Künste das Sonderprojekt überhaupt erst ermöglicht. Ohne seine Kontakte und sein ehrenamtliches Engagement wäre die vorliegende Publikation nicht zustande gekommen.

November 2017

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