Recherchen 127
Darstellende Künste im öffentlichen Raum
Transformationen von Unorten und ästhetische Interventionen
Paperback mit 480 Seiten, Format: 140 x 240 mm
ISBN 978-3-95749-087-2, Mit zahlreichen farbigen Abbildungen
Was können die darstellenden Künste im öffentlichen Raum leisten? Der Band zeigt anhand von 18 Theater- und Tanzprojekten aus ganz Deutschland, wie sogenannte „Unorte“ im öffentlichen Raum experimentell erobert und zu theatralen Wirkungs- und zeitweiligen neuen Lebensräumen transformiert werden. Die Beiträge sind im Rahmen eines Symposiums zur Bedeutung von darstellenden Künsten sowie interdisziplinären ästhetischen Interventionen im öffentlichen Raum entstanden. 250 Künstler, Wissenschaftler und Kulturpolitiker aus dem In- und Ausland beteiligten sich an diesem Symposium, das 2015 in Berlin stattfand. Im Zentrum standen Fragen nach den notwendigen politischen Rahmenbedingungen und der wachsenden ästhetischen Vielfalt dieser Kunstsparte sowie nach den Wechselbeziehungen zwischen den Veränderungsprozessen in den Städten, dem ländlichen Raum und den Künsten. Mit Beiträgen u. a. von Hilke Berger, Matthias Däumer, Walter Grasskamp, Thomas Kaestle, Heinz Schütz, Frauke Surmann, Harald Welzer und Georg Winter.
Herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Theater im Öffentlichen Raum und dem Fonds Darstellende Künste.
Der öffentliche Raum – eine Bühne von 360 Grad
Der öffentliche Raum hat in den letzten Jahren große Aufmerksamkeit von vielen Künstlern erhalten, sowohl in den theoretischen Diskursen als auch in Auseinandersetzungen um die künstlerische Praxis. Bildende und darstellende Kunst, Performance- oder Installationskunst haben ihn als Schaffensfeld und Arbeitsraum entdeckt. Das Theater im öffentlichen Raum nutzt diesen seit jeher als Bühne. Es ist die Form des Theaters, die sich gezielt in städtisches Leben einbringt: Plätze im öffentlichen Raum werden in ganz besondere Bühnen verwandelt und damit auch in einen neuen Bedeutungszusammenhang für die Menschen vor Ort gebracht. Eine Vorstellung im öffentlichen Raum ist eine künstlerische Unterbrechung des Alltags, ein „Überfall“ auf das Alltagsleben mittels Kunst.
Der im Jahr 2007 veröffentlichte Bericht der Enquête-Kommission des Bundestags zur Situation der Kultur in Deutschland erläuterte, dass das Genre „identitätsstiftend ist für breite soziale Schichten und für zentrale Orte der Städte“. Für Momente scheinen die Warnungen vom Verfall der städtischen Gesellschaft, von der kulturellen Spaltung und vom Publikumsschwund im Theater vergessen – das Theater im öffentlichen Raum hat sich aus stadtsoziologischer Sicht und für die darstellenden Künste zu einem zukunftsweisenden Genre entwickelt.
Der Bundesverband Theater im Öffentlichen Raum e. V. vertritt seit 2006 die Interessen von Veranstaltern, Künstlern und Produzenten, mit dem Ziel, diese Theaterform als eigenständiges Genre im Bereich der darstellenden Künste zu fördern. Er versteht sich als Sprachrohr der Künstler und Organisatoren und als Ansprechpartner für Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Der Bundesverband setzt sich für die künstlerische und professionelle Anerkennung seiner Mitglieder und für die gesamte Theaterlandschaft ein – eine Anerkennung, die dem Genre innerhalb und außerhalb Europas längst zuteilwird.
Das Sonderprojekt Unorte, das gemeinsam mit dem Fonds Darstellende Künste im Sommer 2012 initiiert wurde und für das der Haushaltsausschuss des Bundestags 600 000 Euro bewilligte, ermöglichte die Förderung von 18 Produktionen im und für den öffentlichen Raum, die in diesem Buch vorgestellt werden. Für den Bundesverband stellen das Sonderprojekt, das Berliner Symposium zu diesem Thema und das vorliegende Buch wichtige Meilensteine für die künftige Arbeit dar.
Das Buch erscheint elf Jahre nach der Gründung des Bundesverbands und es dokumentiert eindrucksvoll die Vielfalt der künstlerischen Ausdrucksformen sowie die aktuelle gesellschaftliche und kulturpolitische Relevanz der Eroberung des öffentlichen Raums durch das Theater. Mit dem Buch gelingt es, die von den Künstlerinnen und Künstlern gewählte Auseinandersetzung mit den jeweiligen Orten und Themen zu beschreiben und nachhaltig festzuhalten. Zugleich stellt die Publikation eine Sammlung der Texte dar, die auf dem internationalen Symposium Darstellende Künste im öffentlichen Raum im März 2015 vorgetragen wurden, ergänzt durch hervorragende aktuelle Gastbeiträge.
Der Bundesverband Theater im Öffentlichen Raum e. V. beteiligt sich auch finanziell am Erscheinen der Publikation. Möge dieses komplexe Buch einen Beitrag dazu leisten, dass das Genre differenzierter wahrgenommen und besser verstanden wird.
Als Vorsitzende des Bundesverbands Theater im Öffentlichen Raum bedanke ich mich bei allen Autorinnen und Autoren, die ihre Texte zur Verfügung gestellt haben.
Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Günter Jeschonnek, der für die Redaktion und die sinnvolle Zusammenstellung aller Texte als Herausgeber verantwortlich zeichnet. Er hat in seiner ehemaligen Funktion als Geschäftsführer des Fonds Darstellende Künste das Sonderprojekt überhaupt erst ermöglicht. Ohne seine Kontakte und sein ehrenamtliches Engagement wäre die vorliegende Publikation nicht zustande gekommen.
November 2017, Clair Howells
Erste Vorsitzende Bundesverband Theater im Öffentlichen Raum e. V
Kapitel | Seite |
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Kapitel | Seite |
Der öffentliche Raum – eine Bühne von 360 Gradvon Clair Howells | Seite 10 |
Über die Kunst, Erinnerungen wachzuhalten und ins Heute und Morgen zu transformierenvon Günter Jeschonnek | Seite 12 |
Unort-Projekte | |
Vom Unort zur Verunortungvon Matthias Däumer | Seite 18 |
Heine – Wacht auf und erzählt seinem Freund Karl Marx wie er im Traum in einem Kahn die Kurt-Schumacher-Straße rauf und runter fuhr. Stationen eines Traumasvon Theater Willy Praml | Seite 22 |
Lost Campusvon Theater Titanick | Seite 32 |
Exodusvon Das letzte Kleinod | Seite 42 |
Dachau//Prozessevon Freies Theaterteam Karen Breece | Seite 52 |
Blankenburgvon werkgruppe2 | Seite 64 |
Out of Bounds – GEHschichten eines Stadtteilsvon TheatreFragile | Seite 75 |
Das Haus :: Acht Räume Acht Spieler Ein Zuschauervon Verein für Raum und Zeit e. V. | Seite 89 |
Second Splashvon Irina Pauls | Seite 99 |
Bonnkrott – Eine Stadt tanztvon bodytalk | Seite 108 |
Das Zentrum lebt!von Ender/Kolosko | Seite 116 |
state-theatre/translokal #1von Constanze Fischbeck, Daniel Kötter und Jochen Becker | Seite 127 |
Rettungsschirmevon The Working Partys | Seite 137 |
Expedition Thälmannparkvon Theater Anu | Seite 145 |
Gräsertheatervon Anna Peschke und Uwe Lehr | Seite 155 |
Zum goldenen Lebenvon Futur3 | Seite 164 |
Zeit heilt alle Stundenvon Aktionstheater PAN.OPTIKUM | Seite 174 |
Wunderblock – Deutschland, Deine Speicher – 50 Jahre Super 8von Philipp Hauß | Seite 184 |
ID-clashvon Angie Hiesl und Roland Kaiser | Seite 194 |
Internationales Symposium | |
Begrüßungvon Ilka Schmalbauch | Seite 212 |
Begrüßungvon Clair Howells | Seite 214 |
Grußwortvon Rüdiger Kruse | Seite 216 |
Impulsreferat: Die Öffnung des öffentlichen Raumsvon Walter Grasskamp | Seite 220 |
Impulsreferat: Über Wirklichkeitsbehauptungen und Handlungsspielräumevon Harald Welzer | Seite 225 |
Begrüßungvon Günter Jeschonnek | Seite 231 |
Begrüßungvon Ingo Woesner | Seite 240 |
Begrüßungvon Ralph Woesner | Seite 243 |
Erstes Podium | Seite 244 |
Welche Rahmenbedingungen muss die Politik schaffen, um wirksames und gesellschaftlich relevantes Theater aller Sparten der darstellenden Künste im öffentlichen Raum zu ermöglichen?von Oliver Scheytt, Günter Jeschonnek, Anne Maase, Gerhard Baral, Stefan Behr, Ulf Großmann, Rainer Heller, Daniela Koss und Bernadette Spinnen | |
Zweites Podium | Seite 280 |
Reflexion zur Vielfalt und zum ästhetischen Spektrum der darstellenden Künste im öffentlichen Raumvon Amelie Deuflhard, Günter Jeschonnek, Holger Bergmann, Jörg Lukas Matthaei, Tobias Brenk, Susanne von Essen, Fiedel van der Hijden, Christiane Hoffmann und Werner Schrempf | |
Drittes Podium | Seite 309 |
Wechselbeziehungen von künstlerischen Interventionen im öffentlichen Raum und Veränderungsprozessen der Zivilgesellschaft, der Stadtentwicklung und des ländlichen Raumsvon Benjamin Foerster-Baldenius, Günter Jeschonnek, Oliver Behnecke, Friedrich von Borries, Katja Drews, Jens Imorde, Frauke Surmann und Jörg Wagner | |
Viertes Podium | Seite 331 |
Neue Handlungsfelder, Strategien und Perspektiven der dar stellenden Künste im öffentlichen Raumvon Bernard Fleury, Günter Jeschonnek, Angie Hiesl, Katja Aßmann, Sigrun Fritsch, Hilke Marit Berger, Clair Howells, Thomas Kaestle, Uwe Köhler, Werner Schrempf, Heinz Schütz, Jean-Marie Songy, Georg Winter, Ingo Woesner und Ralph Woesner | |
Diskurs | |
Ästhetische In(ter)ventionen im öffentlichen RaumGrundzüge einer politischen Ästhetikvon Frauke Surmann | Seite 370 |
„Und jetzt bitte alle: Intervention“Über die Kunst der Partizipation zwischen Instrumentalisierung und Aktivierungvon Hilke Marit Berger | Seite 376 |
Creative SpacingDie Performativität des sozialen Raums und die Transformationspotenziale darstellender Künste im öffentlichen Raumvon Katja Drews | Seite 383 |
Wie funktioniert demokratische Kunst?Hilmar Hoffmanns Thesen zur Kunst im Stadtraumvon Thomas Kaestle | Seite 393 |
Demo:PolisThe Right to Public Spacevon Barbara Hoidn | Seite 405 |
Streifzüge durch den öffentlichen RaumAnmerkungen zu Stadt und Öffentlichkeit im frühen 21. Jahrhundertvon Florian Matzner | Seite 416 |
Monumentale MonumenteVom dauerhaften Wert des Temporären in der Stadtvon Florian Heilmeyer | Seite 424 |
Ab nach draußen!Wie ausgerechnet das Internet eine Renaissance des öffentlichen Lebens befeuertvon Hanno Rauterberg | Seite 431 |
Urbanität kuratieren?Plädoyer für einen erweiterten Nachhaltigkeitsbegriff durch Kunstvon Gesa Ziemer und Vanessa Weber | Seite 435 |
Schulterblick nach vornEin später Dialog zum Symposiumvon Hilke Marit Berger und Thomas Kaestle | Seite 443 |
Anhang | |
Gesamtstatistik – Theater im öffentlichen Raum | Seite 452 |
Geförderte Projekte – Theater im öffentlichen Raum | Seite 454 |
Die Kraft der EvaluationEin Interview von Felicitas Kleine mit Günter Jeschonnekvon Günter Jeschonnek und Felicitas Kleine | Seite 456 |
Autorinnen und Autoren | Seite 462 |
Genese und Danksagungvon Günter Jeschonnek | Seite 474 |
„Das Buch ist nicht nur eine anregende Fundgrube für diejenigen, die Projekte im öffentlichen Raum initiieren oder konzipieren, sondern zugleich eine künstlerisch-wissenschaftliche Bestandsaufnahme in einem theatralen Betätigungsfeld, das in den letzten Jahren stetig an Bedeutung gewonnen hat.“Kulturpolitische Mitteilungen
„Fünfhundert Seiten Umfang, eine sehr ausführliche Recherche mit der überzeugenden Botschaft, die öffentlichen Spielfelder der darstellenden Künste ernster zu nehmen.“gift – Zeitschrift für freies Theater
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Zum Autor
Günter Jeschonnek
Weitere Beiträge von Günter Jeschonnek
Schlechte Rahmenbedingungen für Künstler
Internationales Symposion zur Situation der Darstellenden Künstler
Reflexion zur Vielfalt und zum ästhetischen Spektrum der darstellenden Künste im öffentlichen Raum
Liebe Freya Klier
Welche Rahmenbedingungen muss die Politik schaffen, um wirksames und gesellschaftlich relevantes Theater aller Sparten der darstellenden Künste im öffentlichen Raum zu ermöglichen?
Wechselbeziehungen von künstlerischen Interventionen im öffentlichen Raum und Veränderungsprozessen der Zivilgesellschaft, der Stadtentwicklung und des ländlichen Raums
Bibliographie
Beiträge von Günter Jeschonnek finden Sie in folgenden Publikationen:
Recherchen 127
Günter Jeschonnek
Darstellende Künste im öffentlichen Raum
Transformationen von Unorten und ästhetische Interventionen
Heft 06/2009
Prekäre Verhältnisse
Freie Szene: Kathrin Tiedemann im Gespräch
IXYPSILONZETT 02/2009
Tanz für ein junges Publikum
Jeden Monat die wichtigsten Themen bei Theater der Zeit
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