Schöne Aussicht
Kinder- und Jugendtheater in Baden-Württemberg
Herausgegeben von Bernd Mand und Wolfgang Schneider
Paperback mit 124 Seiten, Format: 230 x 270 mm
ISBN 978-3-943881-12-7
Kinder- und Jugendtheater in Baden-Württemberg ist künstlerisch herausragend, erzählt dramatische Geschichten und erfindet eindrucksvolle Bilder. Die Theatermacher zwischen Mannheim, Stuttgart und Freiburg gelten als mutige Experten der darstellenden Künste, sie sind nah dran am jungen Publikum und vorneweg, wenn es ums Ausprobieren geht im Laboratorium der sozialen Fantasie. Die Ensembles sind zu Recht stolz auf die kulturpolitische Infrastruktur - manche sprechen sogar vom Modell -, auf das Repertoire und seine gesellschaftliche Relevanz sowie auf ihr theater-pädagogisches Programm als kulturelle Bildung.
Dieses Buch gewährt einen einzigartigen Einblick in das Schaffen der baden-württembergischen Kinder- und Jugendtheater, berichtet von Arbeitsprozessen und Bühnenwerken und dokumentiert die kulturelle Vielfalt einer Landschaft, in der Kunst für die Kleinen ganz groß geschrieben wird. Das ist in der Tat eine „Schöne Aussicht"!
Schöne Aussicht! Richtige Erfolgsmodelle werden dieser Tage nicht mehr ganz so schnell gefunden, Leuchttürme werden dafür aber immer höher gebaut, und von vielem wird sich immer noch mehr versprochen. Gut, wenn es da jemanden gibt, der weiß, wie man ein Versprechen hält. Die Macher des Kinder- und Jugendtheaters in Baden-Württemberg wissen das schon seit einigen Jahrzehnten. Und zwar auf vielen Ebenen. Etwa bei der Entwicklung von Fördermodellen, innovativen Projektideen für die Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen oder bei der Weiterentwicklung von theatralen Erzählmodellen – die junge Theaterszene ist ständig in Bewegung, und das nicht zuletzt, weil hier Menschen zugange sind, die genau wissen, warum sie Theater für ein wachsendes Publikum machen.
Die Gründe dafür sind so vielfältig wie die baden-württembergische Theaterszene selbst. Den einen geht es vor allem darum, dass Theater für Kinder und Jugendliche immer auch Kunst bleibt und nicht vom pädagogischen Zeigefinger erdrückt wird. Andere verstehen sich als „Schule sozialen Verhaltens“, und an wieder anderer Stelle setzt man den Schwerpunkt eindeutig auf die künstlerische Arbeit mit Jugendlichen. Das internationale Festival „Schöne Aussicht“ bringt die Theatermacher dann zum internationalen Austausch zusammen, und der baden-württembergische Jugendtheaterpreis setzt sich alle zwei Jahre mit hohem Preisgeld und sachverständigem Renommee für die Förderung von neuem Stückmaterial für die Bühnen des Landes ein.
Egal ob freie Theatergruppen, Landesbühnen oder feste innerstädtische Institutionen, die Bühnen für die jungen Zuschauer sind wagemutig, fordernd und bereit, sich den wechselnden gesellschaftlichen Anforderungen an zeitgenössisches Theater zu stellen. Dieses Buch versucht sich an einem Überblick mit Ausblick. Es schaut hinter den Moltonvorhang und sucht nach den szenischen Prozessen in der theatralen Praxis, analysiert die Position des jungen Theaters im steinigen Feld der kulturellen Bildung und erzählt aus dem Alltag der Theatermacher. Vom Musiktheater für junges Publikum über die Schwierigkeiten des Gastspielbetriebs im nicht immer flachen Land bis zum streitbaren und manchmal auch lästigen Thema des Weihnachtsmärchens schaffen die Autoren einen freien Blick auf eine Kunstsparte, die nicht nur zu spielen und zu unterhalten weiß, sondern sich aktiv in gesellschaftliche Zusammenhänge einmischt und stets nach klugen, kreativen Mitteln der Auseinandersetzung und Reflexion sucht.
Welches Theater hat heute noch Relevanz für Zuschauer zwischen den ersten neugierigen Schritten und dem Ende der letzten Pubertätsunsicherheiten? Was können wir von einem jungen Publikum fordern und, noch viel wichtiger, was fordert es von uns, den vermeintlich Ausgewachsenen? Ist da noch Platz zwischen Kunst und Pädagogik, oder muss doch einer das Feld räumen? Und nicht zuletzt stellt sich die Frage, ob die Sache mit dem Wachsen jemals wirklich beendet ist.
Theatermacher, Theaterwissenschaftler und Kulturjournalisten legen die Sicht frei auf historische Strukturen, künstlerische Motivationen und die eine oder andere Druckstelle auf dem rotbäckigen Apfel der jungen Kulturlandschaft zwischen Neckarspitze und Bodensee. Dabei wachsen basisdemokratische linksgerichtete Kollektive zu Theaterpionieren heran, fördern Stadttheater mit Herz und Verstand neue Spielarten, und langjährige Begleiter des Theaters für ein junges Publikum erzählen davon, dass es nicht immer einfach ist, dem Kinder- und Jugendtheater zu einem Platz in der Gesellschaft zu verhelfen. Da nützen auch Schlagworte wie kulturelle Bildung nicht viel, denn in der Praxis steht Friedrich Schiller noch allzu oft über F. K. Waechter, und strahlende Kinderaugen zählen an vielen Orten immer noch mehr als die Fragen, die ein junger Mensch sich beim Wachsen stellt. Die junge Theaterlandschaft in Baden-Württemberg stellt sich diesen Fragen tagtäglich und findet Antworten, die sich mit großer Neugier und einem steten Willen zur Veränderung der Welt stellen. Was zeigt, dass man hier mit der Arbeit und dem Denken nie fertig ist. Und das ist gut für alle, die eben noch nicht erwachsen sind oder es vielleicht auch gar nicht sein wollen.
Bernd Mand
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Grußwortvon Theresia Bauer | Seite 6 |
Schöne Aussicht!Ein Vorwortvon Bernd Mand | Seite 7 |
Beschreibung einer Theaterlandschadft | |
Kinder- und Jugendtheater braucht KulturpolitikNeun Fragen von Wolfgang Schneider. Antworten von Theresia Bauer, Ulrich von Kirchbach und Peter Spuhlervon Wolfgang Schneider, Ulrich von Kirchbach und Peter Spuhler | Seite 10 |
Von Ladenhütern und RohdiamantenAuf den Spuren des baden-württembergischen Jugendtheaterpreisesvon Christian Schönfelder | Seite 26 |
Theater ist schön, macht aber viel ArbeitJeweils eine Woche auf, vor und hinter der Bühne eines Kinder- und Jugendtheatersvon Michael Miensopust, Edzard Schoppmann und Sonka Müller | Seite 32 |
„Ungläubiges Lachstaunen und beseelte Heiterkeit“Theatergastspiele für junges Publikum im ländlichen Raumvon Marco Süß | Seite 38 |
Wanderer zwischen den WeltenManfred Jahnke, der kritische Begleitervon Christian Schönfelder | Seite 46 |
Akzente in Ästhetik und Dramaturgie | |
Vom szenischen Prozess über die theatrale Praxis zum dramatischen TextStückentwicklung im Kinder- und Jugendtheatervon Julia Dina Heße | Seite 52 |
Mehr familienhaus mit SpielbetriebDas Heidelberger Kinder- und Jugendtheater, das sich inzwischen Junges Theater nenntvon Jürgen Berger | Seite 58 |
Die künstlerische Kraft der PuppeFigurentheater als Kindertheatervon Anne Richter | Seite 62 |
Das Kinderstück zur WeihnachtszeitImmer noch oder schon wieder, ein Muss oder ein Unvermögen?von Bernd Mand | Seite 66 |
Von Tönen, Klängen und WörternKindermusiktheater und Musik im Kindertheatervon Ina Karr | Seite 72 |
Modelle von Theaterkunst und Theaterpädagogik | |
Zwei, die ohneeinander nicht könnenDas Junge Ensemble Stuttgart und das Festival „Schöne Aussicht“ beflügeln sich gegenseitigvon Adrienne Braun | Seite 78 |
Den Stücken Zeit gebenKunst denken und Theater machen im Freiburger Marienbadvon Bernd Mand | Seite 84 |
Kreieren und initiierenDas Mannheimer Kinder- und Jugendtheater Schnawwl als Schule sozialen Verhaltensvon Heike Marx | Seite 88 |
Spielen und spielen lassenKinder und Jugendliche erobern die Bühnevon Anne Richter | Seite 95 |
Zwischen Publikumsakquise und KunstvermittlungTheater und Schule als kulturelle Bildungvon Monika Hunze | Seite 100 |
Schöne Aussicht?Ein Nachwortvon Wolfgang Schneider | Seite 106 |
Kinder- und Jugendtheater in Baden-Württemberg | Seite 108 |
Ein Verzeichnis in SelbstdarstellungenDie (nach Postleitzahlen geordneten) Kinder- und Jugendtheater sind Mitglieder des ASSITEJ Bundesrepublik Deutschland e. V.von Bernd Mand |
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