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Umwege zum Konzert
Ruedi Häusermann – eine Werkschau
Herausgegeben von Judith Gerstenberg
Fadengehefteter Pappband mit 368 Seiten, Format: 216 x 321 mm
ISBN 978-3-95749-038-4, Zahlreiche, teils farbige Abbildungen
Dieses Buch ist leider vergriffen
- Inklusive 100-stündiger Klangspur
- Swiss Design Award 2015
Der Schweizer Theatermacher, Musiker und Komponist Ruedi Häusermann hat eine singuläre Stellung in der Theaterlandschaft. Seine fein- und eigensinnigen Abende, in denen er unspektakuläre Vorgänge verwebt, rhythmisiert, sie zeitlich überlagert, die Schärfe einstellt, fokussiert und wieder vorbeiziehen lässt, in der sich die Elemente Text, Ton, Bild und Szene gleichberechtigt in eine übergreifende, verästelte Partitur fügen, haben eine unverkennbare Handschrift, mit der er das Musiktheater erneuert hat. Ruedi Häusermann ist kein Auftragskünstler. Zur Eigendynamik des Kulturbetriebs hält er widerständig Distanz und überrascht mit immer wieder neuen Umwegen, auf denen er sich langsam und forschend voranbewegt. Seine musikalischen Erkundungen führten ihn bislang vom heimischen Lenzburg an die Volksbühne Berlin, vom Theater Neumarkt in Zürich ans HAU, vom Theater Basel an das Burgtheater sowie an die Münchner und Stuttgarter Staatsoper.
„Umwege zum Konzert“ verbindet Persönliches und Künstlerisches, Anekdotisches und Biografisches, Musikalisches und Theatralisches zu einer umfassenden Werk- und Lebensschau dieses rastlos Kreativen. Flankiert wird dieser Band von einer 100-stündigen Klangspur, die den musikalischen Werdegang Häusermanns dokumentiert.
Mit Beiträgen u.a. von Peter Bichsel, Ueli Jaeggi, Elfriede Jelinek, Peter Jonas, Guy Krneta, Albrecht Puhlmann, Beat Sterchi, Andreas Tobler und persönlichen Nachbemerkungen von Ruedi Häusermann.
Über dieses Buch
Nein, ein Sammler im eigentlichen Sinne ist er nicht. Eher ein Bewahrer schöner Dinge, wichtiger Begegnungen, besonderer Momente, einzelner Blätter und Bänder — und Ideen. Sehr ausgesucht und nur so viel, wie in eine Schachtel mit den Maßen 29,7 × 42 × 20 cm passt, deren schmale Seite jeweils sehr ordentlich und sorgsam mit dem Titel einer monatelangen intensiven Arbeit versehen ist. In ihnen finden sich die Spuren von Ruedi Häusermanns künstlerischen Forschungsreisen. Am Ende einer solchen Reise nimmt er noch einmal alles aus den zurückliegenden Wochen in die Hand. Vieles wird verworfen und manches ausgewählt. Das bleibt. Aber der Deckel wird geschlossen, die Schachtel weggeräumt auf den Dachboden seines kleinen Studios auf dem Lenzburger Goffersberg, seinem Heimatort, an dem alle seine Arbeiten ihren Ausgang nehmen. Eine letzte einsame Begegnung mit den Gedanken, die sich aufgetürmt haben, den unzähligen Noten und Aufnahmen, den Zetteln und Partituren, herausgelöst aus dem Getöse der Endprobenwochen, entzogen dem Zugriff all jener, die in einer Produktion beteiligt sind, zurückgeführt — verwandelt — an den Ort ihrer Entstehung. Eine kleine Schlussvolte, die Zusammenstellung des für Wert Befundenen eine letzte Inszenierung, ein kathartischer Akt, um Platz zu schaffen für Neues. Ist eine Arbeit zur Aufführung gelangt, beseitigt Ruedi Häusermann alle ihre Spuren. Die Atmosphäre in dem legendären Studio muss frei sein von den alten Gedanken, eine Tabula rasa hergestellt werden, um sich neuen Vorhaben nähern zu können. Entstanden ist eine sehr private Sammlung, subjektiv, nicht für andere Augen gedacht. Ich fand sie vor, zufällig, als ich nach einem Text einer gemeinsamen, vergangenen Produktion gefragt habe und Ruedi Häusermann die mir sonst immer verschlossene Deckenluke seines Rebhäuschens aufstieß, die Leiter erklomm und mich in ein Archiv führte, das nicht nur seine eigene Arbeit, sondern auch eindrücklich Zeit- und Kulturgeschichte dokumentierte. Ursprünglich war er aufgefordert worden, für ein Ausstellungsprojekt das Material zusammenzustellen, um Einblick in sein Arbeitsleben zu gewähren und zu berichten von den allerersten Anfängen, dem Weg aus einer Handwerkerfamilie in die Kunstwelt, den Rückschlägen, der Zeit als Musiker in der Freien Musik, den Arbeitsbegegnungen, dem Einstieg in das Theater — vor allem aber natürlich von seiner Musik. Die Ausstellung kam nicht zustande, das Ritual blieb.
Die Idee zu dieser Werkschau entsprang diesem Fund. Die Wiederbegegnung mit dem Material löste Erinnerungen aus, evozierte Kommentare, die sich als Nachträge im Bildteil dieses Buches wiederfinden. Und sehr bald wurde deutlich, dass sich dem vielseitigen Schaffen Ruedi Häusermanns nicht zu nähern ist ohne seine Musik. Und auch, dass eine beigelegte CD nicht ausreichen würde. Und auch nicht zehn CDs.
Und so zog sich Ruedi Häusermann zurück in sein Studio und begann, eine Klangspur zusammenzustellen, aus den vielen Probenaufnahmen kleine inszenierte Musikstücke zu schneiden, alte Bänder auszugraben, die verloren geglaubt waren, und dabei Speichermedien in die Hände zu bekommen, über die die Zeit hinweggegangen ist, und die Not groß war, überhaupt noch ein Abspielgerät zu finden. Ein geradezu archäologisches Projekt. Dass sie als hundertstündig angekündigt wird, ist nur der griffigen Etikettierung geschuldet. In Wahrheit ist sie viel länger. Außerdem begleitet sie das Versprechen, auch künftige Arbeiten Häusermanns zu dokumentieren. Sie durchzieht dieses Buch, das als tönendes und visuelles Gesamtkunstwerk nicht nur Häusermanns Wirken beschreibt, sondern es sicht- und hörbar werden lässt.
Die Essays seiner Wegbegleiter, Freunde und Weichensteller beleuchten jeweils einen anderen Schwerpunkt dieses äußerst vielgestaltigen Werks. Von Beginn an hatte Ruedi Häusermann als Musiker, Komponist und Theatermacher eine singuläre Stellung in der Theaterlandschaft inne. Seine fein- und eigensinnigen Abende, in denen er unspektakuläre Vorgänge verwebt, rhythmisiert, sie zeitlich überlagert, die Schärfe einstellt, fokussiert und wieder vorbeiziehen lässt, in der sich die Elemente Text, Ton, Bild und Szene gleichberechtigt in eine übergreifende, verästelte Partitur fügen, haben eine unverkennbare Handschrift, mit der er das Musiktheater erneuert hat. Ruedi Häusermann ist kein Auftragskünstler, zur Eigendynamik des Kulturbetriebs hält er widerständig Distanz und überrascht mit immer wieder neuen Umwegen, auf denen er sich langsam und forschend voranbewegt.
Und so möchte ich an dieser Stelle aufs Herzlichste den Autoren danken, die diesen Umwegen gefolgt sind, die Abzweigungen untersucht haben, dem Tastenden die Großzügigkeit ihres Blicks geschenkt haben: Peter Bichsel, Peter Buri, Ueli Jäggi, Elfriede Jelinek, Sir Peter Jonas, Kjell Keller, Guy Krneta, Michael Laages, Stefan Läderach, Stephan Müller, Michael Neuenschwander, Albrecht Puhlmann, Beat Sterchi, Andreas Tobler und Dieter Ulrich.
Das Buch verbindet Persönliches und Künstlerisches, Anekdotisches und Biografisches, Musikalisches und Theatralisches, da alle diese Gebiete in Häusermanns Leben gleichberechtigt nebeneinanderstehen. Ähnlich wie in seinen Inszenierungen, fügen sich auch hier die Einzelteile erst in der Lektüre zu einem Ganzen, ihm wohnt eine geheime Gesetzmäßigkeit inne. Diesen Moment der Verwandlung erfährt man jedes Mal neu. Gleich, an welcher Stelle man das Buch aufschlägt, wird der Leser und Hörer an die Hand genommen und auf unterschiedlichen Pfaden durch das Werk geführt.
Judith Gerstenberg
Kapitel | Seite |
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Kapitel | Seite |
Vespa-Club Rössli seit 2000 | Seite 9 |
Lenzburger Bogen | Seite 13 |
GRRH | Seite 27 |
Ad WölfliPorträt eines produktiven Un=Falls | Seite 43 |
Unterricht in der Kunst, die Fröhlichkeit nicht einzubüßen | Seite 47 |
Der Horchposten — Oder das Zentrum vom Rand | Seite 57 |
Dahingestellt lassen, nein, nicht: gelassen dahingestellt sein | Seite 65 |
Ein wahrer Modernistvon Judith Gerstenberg | Seite 71 |
Ein wahrer ModernistNeue Wege des Musiktheaters | Seite 73 |
Der Mensch ist im Prinzip Allesverzehrer | Seite 85 |
Stimmen hören! Und Luft! | Seite 91 |
Tanto Pressanto | Seite 101 |
Ein helvetischer Tragiker | Seite 107 |
R. Häusermann alias van der Rande sen | Seite 117 |
Ins Innerste der Klänge | Seite 121 |
Weder Schwindel noch fauler Zauber | Seite 139 |
Wie ein Vogel, der singt | Seite 149 |
Baumeister flüchtiger Welten | Seite 159 |
Umwege zum Konzert | Seite 183 |
Ruedi Häusermann — eine Werkschau mit Klangspurvon Judith Gerstenberg | Seite 201 |
Häusermann ist ein großer Erzähler, ...Einlassungvon Peter Bichsel | Seite 208 |
Vespa-Club Rössli seit 2000Laudatio anlässlich der Verleihung des Aargauer Kulturpreisesvon Peter Bichsel | Seite 211 |
Lenzburger BogenWirken im Heimatortvon Peter Buri | Seite 213 |
GRRHDas Duo Giuseppe Reichmuth — Ruedi Häusermannvon Judith Gerstenberg | Seite 218 |
Ad WölfliPorträt eines produktiven Un=Fallsvon Judith Gerstenberg | Seite 224 |
Unterricht in der Kunst, die Fröhlichkeit nicht einzubüßen.Laudatio auf Ruedi Häusermann anlässlich der Verleihung des Zürcher Kunstpreises 2011von Judith Gerstenberg | Seite 226 |
Der Horchposten — Oder das Zentrum vom Rand.von Ueli Jäggi | Seite 230 |
Dahingestellt lassen, nein, nicht: gelassen dahingestellt sein.(ein paar Gedanken zu Ruedi Häusermanns Regiearbeit)von Elfriede Jelinek | Seite 233 |
Ein wahrer ModernistNeue Wege des Musiktheatersvon Sir Peter Jonas | Seite 236 |
Der Mensch ist im Prinzip AllesverzehrerÜber Ruedi Häusermanns vier Mal gescheiterte Erste große Menschenaus stellung zur Jahrtausendwende (1999–2004)von Guy Krneta | Seite 240 |
Stimmen hören! Und Luft!Über SNAUF — die jüngste CD des Universalklangforschers Ruedi Häusermannvon Michael Laages | Seite 244 |
Tanto Pressanto I.Ein neues musikpädagogisches Konzeptvon Kjell Keller | Seite 246 |
Tanto Pressanto II.Ein Mitwirkender berichtetvon Stefan Läderach | Seite 248 |
Ein helvetischer TragikerJudith Gerstenberg im Gespräch mit Stephan Müller über Ruedi Häusermanns Arbeit am Theater Neumarktvon Judith Gerstenberg und Stephan Müller | Seite 250 |
R. Häusermann alias van der Rande sen.Bericht einer Einladungvon Michael Neuenschwander | Seite 253 |
Ins Innerste der KlängeAnmerkungen zum Komponieren von Ruedi Häusermannvon Albrecht Puhlmann | Seite 255 |
Weder Schwindel noch fauler ZauberÄngelrain — das Stadttheatervon Beat Sterchi | Seite 260 |
Wie ein Vogel, der singtZu Kapelle Eidg. Moosvon Beat Sterchi | Seite 262 |
Baumeister flüchtiger WeltenZu den Künstlerabenden von Ruedi Häusermannvon Andreas Tobler | Seite 264 |
Umwege zum KonzertRuedi Häusermann als Musikervon Dieter Ulrich | Seite 268 |
Chronik | Seite 277 |
Werkverzeichnis | Seite 288 |
Klangspur | Seite 296 |
Kurzbiografien der Autoren | Seite 308 |
Bildnachweise/ Dank/ Impressum | Seite 310 |
Optikum | Seite 313 |
Noten/ Partituren | Seite 314 |
Bildserien | Seite 330 |
Réserve du Patronvon Ruedi Häusermann | Seite 352 |
Demnächst | Seite 361 |
„Das Häusermann-Buch ist ein wunderbares Fotoalbum von den Anfängen bis heute und lässt auch ein Stück Schweizer Kulturgeschichte durchscheinen. Häusermanns Weg vom Handwerkersohn und kleinen Klarinettenspieler zum grau melierten Theatermacher zeigt "Umwege zum Konzert" im Bildpanorama und mit klugen Texten von Wegbegleitern, Künstlern und Kritikern, samt ausführlichem Werkverzeichnis und hundertstündiger Klangspur.“Tages-Anzeiger
Zur Herausgeberin
Judith Gerstenberg
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Eins zu fünfundzwanzig
Bettina Meyers Bühnenräume
Musikalische Landnahme
Der Komponist, Regisseur und Schauspieler Ruedi Häusermann schafft und erforscht musiktheatralische Ereignisse
Ad Wölfli
Porträt eines produktiven Un=Falls
Places of non-habitation. Barbara Frey in conversation
Unterricht in der Kunst, die Fröhlichkeit nicht einzubüßen.
Laudatio auf Ruedi Häusermann anlässlich der Verleihung des Zürcher Kunstpreises 2011
Bibliographie
Beiträge von Judith Gerstenberg finden Sie in folgenden Publikationen:
![Cover Arbeitsbuch 29](https://assets.theaterderzeit.de/img/Book/2739/TdZ-Arbeitsbuch_72dpi_RGB_2D_small.png)
Arbeitsbuch 29
Stück-Werk 6
Neue deutschsprachige Dramatik im Porträt
![Cover Heft 06/2019](https://assets.theaterderzeit.de/img/Magazine/2666/Titel_06_2019_RGB_72dpi_2D_small.jpg)
Heft 06/2019
Abgründe des Alltäglichen
Das Staatstheater Braunschweig
![Cover Heft 05/2017](https://assets.theaterderzeit.de/img/Magazine/2503/TdZ_05_2017_U1_RGB_72dpi_2D_small.jpg)
Heft 05/2017
Playtime!
Der Theatermacher Herbert Fritsch
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