Heft 05/2017
Playtime!
Der Theatermacher Herbert Fritsch
Broschur mit 88 Seiten, Format: 215 x 285 mm
ISSN 0040-5418
„Playtime!“ lautet das Motto für den Mai. Es darf gespielt werden – auch wenn es langsam schon auf das Ende der Spielzeit zugeht. Beim Berliner Theatertreffen werden die zehn bemerkenswertesten Inszenierungen der Saison präsentiert. Zum insgesamt siebten Mal als Regisseur ist Herbert Fritsch eingeladen. Seine Stücke verkörpern das reine Theaterspiel, bringen Wort- und Sprachspiele, Artistik, Glanz und Fantasie auf die Bühne – sehr zur Freude der Kritik und des Publikums. Gunnar Decker porträtiert Herbert Fritsch und zeigt, wie der Theatermacher, der sich mit „Pfusch“ von der Berliner Volksbühne verabschiedet hat, einen Blick auf die menschliche Komödie wirft – vom Ende her. Ebenso spielfreudig wie Fritsch ist Ingo Günther, der als Bühnenmusiker bei zahlreichen Fritsch- Produktionen mitgearbeitet hat – und beim erwähnten „Pfusch“ die Achtelkaskaden der Klaviere komponiert und dirigiert hat. Unser Kolumnist Ralph Hammerthaler zeigt Ingo Günther als Dompteur der Töne. Eine Kompilation mit Musik von Ingo Günther aus den Inszenierungen von Herbert Fritsch bildet auch den Auftakt der digitalen Theatermusik-Edition von Hook Music, dem Label von Theater der Zeit. Download und Streaming der Bühnenmusik sind bei allen üblichen Anbietern möglich. Zum zweiten Mal zum Theatertreffen eingeladen ist der Regisseur Simon Stone. Seine Neubearbeitungen von Henrik Ibsen und Anton Tschechow weisen verblüffende Parallelen zum elisabethanischen Theater auf, wie Christoph Leibold feststellt. Simon Stone – der Shakespeare unserer Tage? Stone geht es um eine Öffnung des Theaters für das Populäre, um ein Theater für alle.
Was ist eigentlich aus Christoph Schlingensiefs Operndorf in Laongo geworden? Laongo liegt in Burkina Faso. Von dort berichtet Renate Klett, die sowohl das Operndorf als auch die Tanztriennale Danse l’Afrique danse! besucht hat. Dorte Lena Eilers porträtiert im Kunstinsert den aus Burkina Faso stammenden und in Berlin lebenden Architekten Francis Kéré, der Schlingensiefs Operndorf geplant hat und auch für die Volksbühne unter der neuen Intendanz von Chris Dercon an einem mobilen Rundtheater für die Spielstätte im ehemaligen Flughafen Tempelhof arbeitet. Kéré ist ein Architekt für Visionen, für das utopische Etwas. Was aus dem utopischen Etwas der Oper geworden ist und was aus ihr werden soll, fragt Michael von zur Mühlen. Der Trend zum Regietheater in der Oper reagierte auf einen Missstand, das Ausbleiben zeitgenössischer Produktion, ist aber selbst an ein Ende gekommen. Nun muss sich die Oper verändern – und sich auf ihre eigentliche Kraft besinnen: gesellschaftliche Affektzustände erfahrbar zu machen. Wie das funktionieren kann, zeigt von zur Mühlens Inszenierung der Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ von Bertolt Brecht und Kurt Weill, die Jakob Hayner gesehen hat.
Was sind die Orte der Globalisierung? Diese Frage begleitet das Gespräch von Natalie Fingerhut mit den Kuratoren des Festivals Theater der Welt 2017 in Hamburg, Joachim Lux, Sandra Küpper, Amelie Deuflhard und András Siebold. Es geht um den Hamburger Hafen, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Stadttheater und freier Szene sowie die Chancen eines weiten Theaterbegriffs. Im zwölften Beitrag unserer Reihe zum Neuen Realismus fragt die Literaturwissenschaftlerin Jette Gindner nach dem Zusammenhang von Krise und Kunst. Nach 2008 habe sich aufgrund der gesellschaftlichen Krisenerfahrungen eine neue Debatte über die Möglichkeit realistischer Kunst entwickelt. Um Krisenerfahrung geht es auch bei Lukas Bärfuss. Der Schweizer Dramatiker spricht mit Judith Gerstenberg über den Neoliberalismus als permanente Bedrohung und den daraus entstehenden Konformismus – und über sein neuestes Stück „Frau Schmitz“, das wir in diesem Heft abdrucken. Wir gratulieren außerdem Friedrich Dieckmann, der Theater der Zeit seit Jahrzehnten begleitet, herzlich zum 80. Geburtstag. //
Die Redaktion
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Künstlerinsert | |
Architekturvon Francis Kéré | Seite 6 |
Wo Wüste warÜber das utopische Etwas in der Architektur des Operndorf-Erbauers Francis Kérévon Dorte Lena Eilers | Seite 8 |
Thema | Seite 13 |
Endspiel, knallbuntDie menschliche Komödie vom Schluss her betrachtet – Über den Theatermacher Herbert Fritschvon Gunnar Decker | |
Kolumne | Seite 17 |
Heute nur AchtelIngo Günther dirigiert das Dada-Theater von Herbert Fritschvon Ralph Hammerthaler | |
Thema | Seite 18 |
Theater für alleDer Regisseur Simon Stone betreibt eine Renaissance des Populären – mit außerordentlichem Erfolgvon Christoph Leibold | |
Protagonisten | |
Orte der GlobalisierungBei Theater der Welt 2017 in Hamburg steht der Hafen im Zentrum – die Kuratoren Joachim Lux und Sandra Küpper vom Thalia Theater sowie Amelie Deuflhard und András Siebold von Kampnagel im Gespräch mitvon Amelie Deuflhard, Joachim Lux, Sandra Küpper, Natalie Fingerhut und András Sieboldzum Online-Extra: Orte der Globalisierung | Seite 22 |
Free Oper!Das Regietheater in der Oper ist an ein Ende gekommen. Statt Werke oberflächlich zu aktualisieren, sollte die Regie Ereignisse schaffen, die gesellschaftliche Affekte radikal erfahrbar machenvon Michael von zur Mühlen | Seite 26 |
Poleposition im WeltzerstörungsrennenMichael von zur Mühlen inszeniert an der Oper Halle Brechts und Weills „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ als Requiem auf den Kapitalismusvon Jakob Hayner | Seite 29 |
Realismus | Seite 31 |
Realismus nach 2008 (Neuer Realismus #12)Kunst und die Krise des Kapitalismusvon Jette Gindner | |
Protagonisten | |
Der Essayist als EpikerFriedrich Dieckmann zum 80. Geburtstagvon Gunnar Decker | Seite 34 |
Liebe und ProtestDas Theater Aachen überzeugt mit einem klugen und vielfältigen Spielplan – ein Hausporträtvon Martin Krumbholz | Seite 36 |
Look Out | |
My smile is my rifleMizgin Bilmen ist Regisseurin statt Aktivistin geworden, um sich mittels des Theaters einzumischenvon Friederike Felbeck | Seite 38 |
Wo sich Tumor auf Humor reimtDer Schauspieler und Autor Stefan Hornbach verbindet schwarzen Humor mit kritischem Engagementvon Elisabeth Maier | Seite 39 |
Ausland | Seite 40 |
Magische LandschaftDie Tanztriennale Danse l’Afrique danse! und Christoph Schlingensiefs Operndorf in Burkina Fasovon Renate Klett | |
Auftritt | |
Berlin: Alle gegen alleMaxim Gorki Theater: „Dickicht“ nach Bertolt Brecht. Regie Sebastian Baumgarten, Bühne Robert Lippok, Kostüme Jana Findeklee und Joki Tewesvon Gunnar Decker | Seite 45 |
Bochum: Liebe und HassPrinzregenttheater Bochum: „Tender Napalm“ (DSE) von Philip Ridley. Regie Frank Weiß, Ausstattung Sandra Schuckvon Martin Krumbholz | Seite 45 |
Dresden: In Spießigkeit vereintStaatsschauspiel Dresden: „Homohalal“ (UA) von Ibrahim Amir. Regie Laura Linnenbaum, Bühne Valentin Baumeister, Kostüm David Gontervon Michael Bartsch | Seite 46 |
Göttingen: A Nightmare before ThebenDeutsches Theater Göttingen: „Antigone“ von Sophokles. Regie und Bühne Christian Friedel, Kostüme Ellen Hofmannvon Joachim F. Tornau | Seite 47 |
Greifswald/Stralsund/Putbus: Den Lebensnerv getroffenTheater Vorpommern: „Ein Volksfeind“ von Henrik Ibsen. Regie Reinhard Göber, Ausstattung Giovanni de Paulisvon Gunnar Decker | Seite 48 |
Hamburg: Raus aus dem System der UnterdrückungThalia Theater: „Wer einmal aus dem Blechnapf frisst“ von Hans Fallada. Regie Luk Perceval, Bühne Annette Kurz, Kostüme Annelies Vanlaerevon Jakob Hayner | Seite 50 |
Köln: SupersanftSchauspiel Köln: „Wir wollen Plankton sein“ (UA) von Julian Pörksen. Regie Melanie Kretschmann, Bühne Thomas Garvie, Kostüme Nadja Zellervon Martin Krumbholz | Seite 51 |
Magdeburg: Düstere TraumweltTheater Magdeburg: „Das Gut Stepantschikowo und seine Bewohner“ (DSE) von Fjodor M. Dostojewski. Regie und Ausstattung Vlad Troitskyvon Thomas Irmer | Seite 52 |
München: Weltstadt mit SchmerzMünchner Volkstheater: „Dogtown Munich“ (UA) von Herbert Achternbusch. Regie Pýnar Karabulut, Ausstattung Franziska Harmvon Christoph Leibold | Seite 53 |
Zürich: Der KronzeugeTheater Neumarkt: „Der Fall Meursault. Eine Gegendarstellung“ von Kamel Daoud. Regie und Bühne Ruud Gielens, Kostüme Laila Solimanvon Dorte Lena Eilers | Seite 54 |
Stück | |
Wir werden uns alle immer ähnlicherDer Schweizer Autor Lukas Bärfuss über sein neues Stück „Frau Schmitz“ im Gespräch mit Judith Gerstenbergvon Judith Gerstenberg und Lukas Bärfusszum Online-Extra: Wir werden uns alle immer ähnlicher | Seite 56 |
Frau Schmitzvon Lukas Bärfuss | Seite 58 |
Magazin | |
FesselspieleDas Banden!-Festival neuer performativer Allianzen am Oldenburgischen Staatstheater testet die Zusammenarbeit von freien Performance-Gruppen und Ensemblevon Alexander Schnackenburg | Seite 73 |
Amüsement und SkandalDas diesjährige Augsburger Brecht-Festival unter der neuen Intendanz von Patrick Wengenrothvon Chris Weinhold | Seite 74 |
kirschs kontexte: Wo Gott eine Kapelle baut …Martin Luther, (bühnen-)sprachgeschichtlichvon Sebastian Kirsch | Seite 75 |
Entdecker und ErmutigerDem Intendanten und Regisseur Christoph Schroth zum 80. Geburtstagvon Gunnar Decker | Seite 77 |
Mein Vater starb irgendwo zwischen zwei BewegungenZum Tod der Tänzerin und Choreografin Trisha Brownvon Johannes Odenthal | Seite 79 |
Menschenskind ManzelDagmar Manzel: Menschenskind. Eine Autobiographie in Gesprächen mit Knut Elstermann. Aufbau Verlag, Berlin 2017, 240 Seiten, 19,95 EUR.von Holger Teschke | Seite 80 |
Aktuell | |
Meldungen | Seite 82 |
TdZ on Tour | Seite 83 |
PremierenMai 2017 | Seite 84 |
TdZ on Tour | Seite 86 |
TdZ on Tour | |
Impressum/Vorschau | Seite 87 |
Autoiren Mai 2017 / Vorschau | |
Gespräch | Seite 88 |
Was macht das Theater, Lutz Hillmann?von Gunnar Decker und Lutz Hillmann |
Lukas Bärfuss
Michael Bartsch
Gunnar Decker
Amelie Deuflhard
Dorte Lena Eilers
Friederike Felbeck
Natalie Fingerhut
Judith Gerstenberg
Jette Gindner
Ralph Hammerthaler
Jakob Hayner
Lutz Hillmann
Thomas Irmer
Francis Kéré
Sebastian Kirsch
Renate Klett
Martin Krumbholz
Sandra Küpper
Christoph Leibold
Joachim Lux
Elisabeth Maier
Johannes Odenthal
Alexander Schnackenburg
András Siebold
Holger Teschke
Joachim F. Tornau
Michael von zur Mühlen
Chris Weinhold
Artikel | Seite |
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Protagonisten | Seite 22 |
Orte der GlobalisierungBei Theater der Welt 2017 in Hamburg steht der Hafen im Zentrum – die Kuratoren Joachim Lux und Sandra Küpper vom Thalia Theater sowie Amelie Deuflhard und András Siebold von Kampnagel im Gespräch mitvon Amelie Deuflhard, Joachim Lux, Sandra Küpper, Natalie Fingerhut und András Sieboldzum Online-Extra: Orte der Globalisierung | |
Stück | Seite 56 |
Wir werden uns alle immer ähnlicherDer Schweizer Autor Lukas Bärfuss über sein neues Stück „Frau Schmitz“ im Gespräch mit Judith Gerstenbergvon Judith Gerstenberg und Lukas Bärfusszum Online-Extra: Wir werden uns alle immer ähnlicher |
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