Recherchen 153
Wer bin ich, wenn ich spiele?
Fragen an eine moderne Schauspielausbildung
Herausgegeben von Frank Schubert und Martin Wigger
Paperback mit 266 Seiten, Format: 140 x 240 mm
ISBN 978-3-95749-241-8
Das Theater braucht in einer Gesellschaft, die sich in ihrer Sehnsucht nach einer neuen Form von Gemeinschaft so radikal verändert wie nie zuvor, auch neue Künstlerinnen und Künstler, die andere kreative Verortungen suchen. Während auf den Bühnen längst zwischen realistischen, epischen und performativen Spielweisen geswitcht wird, bezieht sich das Curriculum zur schauspielerischen Grundlagenausbildung seit Jahrzehnten fast ausschließlich auf das dramatische Theater und eine psychologisch-realistische Spielweise.
Was muss also heute zu einer modernen Grundlagenausbildung an den Schauspielschulen gehören? Frank Schubert und Martin Wigger gehen dieser Frage in vielen Recherchen und Gesprächen mit Lehrenden und Lernenden der Hochschule der Künste Bern nach und stellen Projekte, Methoden und künstlerische Arbeiten vor.
Dieses Buch will aktuelle Überlegungen, Gedanken, Visionen zur Schauspielausbildung zusammentragen und jeweils für sich selbst sprechen lassen. Hier werden Erfahrungen ausgetauscht, Fragen gestellt, Themen verfolgt. Dabei gibt es einen bestimmenden Kontext: den Fachbereich Theater an der Hochschule der Künste Bern (HKB), aus dem immer mehr junge Künstlerinnen und Künstler hervorgegangen sind, die gerade in den letzten Jahren die Theaterlandschaft aktiv mitgestaltet haben.
Wir stecken schon lange mittendrin. In der Sinnsuche. Und eine uralte Frage rückt wieder in den Mittelpunkt: Was ist am Theater eigentlich wichtig? Es mag viele Antworten geben. Aber eines steht uns auch in unserer widersprüchlichen Gegenwart deutlich vor Augen: der Live-Moment. Ganz so, wie die klassische Antike mit ihrem Theater ein umfassendes Nachdenken über ihre politische Gegenwart ermöglicht hat: Auge in Auge mit der Öffentlichkeit. Darum geht es. In jedem unserer Beiträge wird klar, dass wir nicht ein Theater als unterhaltende Dienstleistung zum Feierabend meinen. Und eine Ausbildung, die sich ganz in den Dienst eines bestehenden Marktes und seiner Protagonisten stellt, ist ganz sicher auch nicht gemeint.
In Bern wurde der Begriff Autorschaft erstmals zu einem zentralen Begriff in der Ausbildung für das Theater. Heute ist er Bestandteil des Curriculums an vielen Schauspielschulen. Viele Beiträge lassen das erlebbar werden. Für uns Dozierende ist es die erste Aufgabe, unseren Studierenden dabei zu helfen, ihre eigenen Themen finden. Und wir sind dafür da, dass sie das notwendige Handwerk erhalten, um ihre Geschichten erzählen zu können. Nicht umgekehrt. Niemals umgekehrt!
Das Buch umfasst vier Teile: Der erste Teil beschreibt einleitend den Raum, in dem sich das Berner Kollegium gemeinsam mit den Studierenden als lebendiger Körper permanent weiterentwickelt. Der zweite Teil wendet sich der praktischen Ausbildungsarbeit in Bern zu. Hier kommen Menschen zu Wort, die dem spezifischen »Berner Kosmos« bis heute ein Gesicht geben. Es sind bei Weitem nicht alle, die maßgeblich an den Entwicklungen beteiligt sind, aber sie machen beispielhaft deutlich, auf welcher Basis wir aufbauen und wie grundlegend wir auch bereit sind, bewährte Wege infrage zu stellen. Im dritten Teil wird ein zentrales Kernstück der Ausbildung in Bern vorgestellt und auch aus Sicht der Studierenden reflektiert, das Grundlagenseminar. Im vierten und letzten Teil des Buches stellen wir verschiedene Projekte vor, die in ihrer Auswahl unterschiedlicher nicht sein könnten; sie repräsentieren die Vielfalt der Ausbildungskontexte.
Der Leser wird in diesem Buch weder Ratschläge noch Rezepte finden. Aber alle Reflexionen suchen nach Ideen, wie wir aus den Schauspielschulen heraus ein modernes Theater mitgestalten können, das sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst ist. Der »Berner Kosmos« atmet aus einer permanenten Neugierde, und mit den hier vorgelegten Beiträgen suchen wir die Verbindung zu Menschen, die ähnliche Ziele antreiben.
Frank Schubert und Martin Wigger
Kapitel | Seite |
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Kapitel | Seite |
I Präludien | |
Theatervon Florian Reichert | Seite 13 |
FassungslosWas braucht die Schauspielausbildung in einer sich rasant verändernden Gesellschaft?von Frank Schubert | Seite 18 |
Schauspielausbildung in Bern – zwischen den WeltenÜber Autorschaft, Handwerk und Performance im »Berner Kosmos«von Martin Wigger und Frank Schubert | Seite 27 |
II Lehren | |
Das The- mit dem TheaterVariationen über Theorie im Schauspielunterrichtvon Martin Wigger | Seite 35 |
»Eine Schule, die sich gerne neu erfindet – immer wieder«Stephan Lichtensteiger im Gespräch über Improvisation und Projektentwicklungvon Frank Schubert und Stephan Lichtensteiger | Seite 51 |
Merkmale eines performativen Umgangs mit dem TextBeobachtungen aus der Probenprozessforschungvon Julia Kiesler | Seite 63 |
»Wer bin ich, wenn ich spreche?«Julia Kiesler im Gespräch über die Sprechausbildungvon Frank Schubert und Julia Kiesler | Seite 74 |
»Eingeweiht sein in ein nicht mitteilbares Wissen «Martin von Allmen im Gespräch über die musikalische Ausbildungvon Frank Schubert und Martin von Allmen | Seite 83 |
»Give it to the character«Regine Schaub-Fritschi im Gespräch über die Tanzausbildungvon Frank Schubert und Regine Schaub-Fritschi | Seite 92 |
»Just a little bit lockerer«Nils Amadeus Lange im Gespräch über Embodimentvon Frank Schubert und Nils Amadeus Lange | Seite 100 |
Was macht dieser Master mit mir?Der Master als Schnittstelle und Weichevon Sibylle Heim | Seite 110 |
III Das Grundlagenseminar | |
Wir entstauben die Erinnerungen, suchen nach Verstecktem und umarmen das GefundeneDas Grundlagenseminar Teil 1von Manuela Trapp | Seite 125 |
»Es wird alles groß sein auf der Bühne«Die Studierenden Nanny Friebel, Jonathan Ferrari, Nola Friedrich, Marvin Groh, Lea Maria Jacobsen und Timo Jander im Gesprächvon Frank Schubert, Nanny Friebel, Jonathan Ferrari, Nola Friedrich, Marvin Groh, Lea Maria Jacobsen und Timo Jander | Seite 133 |
Es beginnt mit Shakespeare. What else?Das Grundlagenseminar Teil 2von Frank Schubert | Seite 140 |
»Es wurde uns klar, wir müssen, dürfen, können Entscheidungen treffen«Die Studierenden Jonas Dumke, Jonathan Ferrari, Nola Friedrich, Maria Heide Goletz, Marvin Groh, Lea Maria Jacobsen, Timo Jander, Antoinette Ullrich und Joshua Walton im Gesprächvon Jonathan Ferrari, Nola Friedrich, Marvin Groh, Lea Maria Jacobsen, Timo Jander, Jonas Dumke, Maria Heide Goletz, Antoinette Ullrich und Joshua Walton | Seite 177 |
IV Projekte | |
»Es gilt, den freien Raum zu verteidigen«Johannes Mager im Gespräch über die Projektarbeitvon Johannes Mager und Frank Schubert | Seite 185 |
5 DEZITabea Buser im Gespräch über ihr Master-Abschlussprojektvon Frank Schubert und Tabea Buser | Seite 195 |
Nacktvon Katharina Schmidt, Frank Schubert, Niken Dewers und Lena Perleth | Seite 206 |
AUSNAHME:ZUSTAND.komfortzonenkollisionenPhilip Neuberger im Gespräch über sein Bachelor- Abschlussprojektvon Frank Schubert und Philip Neuberger | Seite 217 |
norway.today von Igor BauersimaGabriel Noah Maurer, Leonie Sarah Kolhoff und Olivier Joel Günter im Gespräch über ihr Studierendenprojektvon Frank Schubert, Gabriel Noah Maurer, Leonie Sarah Kolhoff und Olivier Joel Günter | Seite 225 |
Die LutherbibelMarianne Oertel im Gespräch über fünf Tage und vier Nächte Nonstop-Lesungvon Frank Schubert und Marianne Oertel | Seite 234 |
»What you can’t hide, show it with pride«Dennis Schwabenland im Gespräch über die Zeit nach dem Studiumvon Frank Schubert und Dennis Schwabenland | Seite 245 |
»Freiheit und Kontrolle«Ein Gespräch zwischen Frank Schubert und Martin Wigger über Theater als heiteren vorrevolutionären Zustandvon Martin Wigger und Frank Schubert | Seite 253 |
Danksagungvon Martin Wigger und Frank Schubert | Seite 258 |
Beiträgerinnen und Beiträger | Seite 259 |
„ Das Buch gibt nicht nur Anregungen für Insider, sondern es zeigt auch Außenstehenden, die sich für Theater begeistern können, wie sich heute Theaterarbeit definiert. “ekz.bibliotheksservice
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