Alle Beiträge von Julia Kiesler
Julia Kiesler im Gespräch über die Sprechausbildung
von Julia Kiesler und Frank Schubert
rank Schubert: Du hast deinen Schauspielstudierenden im fünften Semester die Aufgabe gegeben, sich für die Arbeit im Sprechunterricht einen Text von Elfriede Jelinek, Heiner Müller oder René Pollesch auszusuchen.
Julia Kiesler: Freiwahltexte mache ich immer wieder. Aber im dritten Studienjahr arbeite ich gern mit Autoren, die postdramatische Texte geschrieben haben. Von Heiner Müller waren natürlich die Intermedien dabei, die man in Zement findet. Eine Studierende hat sich den…mehr
aus dem Buch: Wer bin ich, wenn ich spiele?
Beobachtungen aus der Probenprozessforschung
von Julia Kiesler
Ausgangspunkt
Das zeitgenössische Theater bringt Umgangsformen mit Texten und gesprochener Sprache hervor, die eine veränderte Perspektive auf Prozesse des Darstellens und Sprechens auf der Bühne ermöglichen. Um diese Veränderungen methodisch aufzuarbeiten und für die Schauspielausbildung nutzbar zu machen, habe ich an der Hochschule der Künste Bern zwischen 2014 und 2017 ein Forschungsprojekt durchgeführt, das sich der Beobachtung verschiedener Probenprozesse widmete.
Untersucht wurde der…mehr
aus dem Buch: Wer bin ich, wenn ich spiele?
von Julia Kiesler
Anhang 1: Probenprotokollbeispiel aus der Probenprozessbeobachtung zu Biedermann und die Brandstifter (Max Frisch) in der Regie von Volker Lösch am Theater Basel
Zweite Chorprobe am 10. Januar 2014, 18.00–20.40 Uhr
Die erste Chorprobe fand gestern Abend von ca. 18 bis 20 Uhr statt, an welcher ich allerdings nicht anwesend war. Laut Beschreibung von Teresa, der Bühnenbildnerin, mit der ich vor der heutigen Probe ein kurzes Gespräch hatte, wurde gestern ein Text, bestehend aus zwanzig kurzen…mehr
aus dem Buch: Der performative Umgang mit dem Text
von Julia Kiesler
Aderhold, Egon (1995): Das gesprochene Wort. Sprechkünstlerische Gestaltung deutschsprachiger Texte. Henschel Verlag. Berlin.
Aderhold, Egon (2007): Sprecherziehung des Schauspielers. 6. Auflage. Henschel Verlag. Berlin.
Aderhold, Egon/Wolf, Edith (2002): Sprecherzieherisches Übungsbuch. 13. Auflage. Henschel Verlag. Berlin.
Allen, Olivier (1980): Pfropfen und Beschneiden. Time-Life Handbuch der Gartenkunde. Time-Life International. Amsterdam.
Anders, Yvonne (2001): Merkmale der…mehr
aus dem Buch: Der performative Umgang mit dem Text
von Julia Kiesler
Konstatiert Fischer-Lichte im Jahr 2010, dass die Erforschung von Probenprozessen ein ausgesprochenes Desiderat darstellt (vgl. Fischer-Lichte 2010, 99), kann heute festgestellt werden, dass sowohl die Theaterwissenschaft als auch die Sprechwissenschaft als zwei unterschiedliche Disziplinen, die sich dem Gegenstandsbereich des Theaters widmen, begonnen haben, sich der Beobachtung und Analyse von Probenprozessen zu verschreiben. Die theoretisch und empirisch bearbeiteten Themen der vorliegenden…mehr
aus dem Buch: Der performative Umgang mit dem Text
von Julia Kiesler
Der Umgang mit Emergenz sowie mit Ambivalenzen von Tun und Nicht-Tun, von Kreieren und Dekonstruieren ebenso wie Fähigkeiten zur Entfaltung einer transformatorischen Kraft gehören zu den Kernkompetenzen performativer Praktiken des Spielens und Sprechens. Sie beinhalten die Bereitschaft von Schauspieler/-innen oder Performer/-innen, sich einem unvorhersehbaren Ereignis auszusetzen, sich führen und bestimmen zu lassen, sich zur Verfügung zu stellen sowie das Bewusstsein für ein relationales…mehr
aus dem Buch: Der performative Umgang mit dem Text
von Julia Kiesler
Performative Prozesse vollziehen sich im Wechselspiel von Planung und Emergenz (vgl. Fischer-Lichte 2012, 77). Diese Unvorhersehbarkeit spiegelt sich vor allem in der Probenarbeit von Laurent Chétouane wider. Wie die vorangegangenen Ausführungen zeigen, finden situative Vorgänge auf der Bühne bzw. im Raum der Probe oder Aufführung, die Reihenfolge sowie die Art und Weise, in der Texte gesprochen werden, unvorhergesehen statt. Als Folge dieser Emergenz ergibt sich eine Anforderung für…mehr
aus dem Buch: Der performative Umgang mit dem Text
von Julia Kiesler
Zur Fähigkeit, sich unterschiedlicher Spiel- und Sprechweisen bedienen zu können, gehört auch das Chorsprechen. Innerhalb einer Gruppe aufeinander zu hören, gedankliche und körperliche Spannung von einem oder mehreren Partnern abzunehmen oder an andere weiterzugeben, im Raum des Partners oder der Partnerin weiterzusprechen und zu agieren, eine gemeinsame Sprache und Spannung aufzubauen, sind handwerkliche Aspekte, die im Rahmen der chorischen Arbeit am Text vermittelt werden können. Darüber…mehr
aus dem Buch: Der performative Umgang mit dem Text
von Julia Kiesler
Will sich die Schauspielausbildung, wie Stegemann schreibt, im „Dreieck aus realistischem Schauspielen, epischem Spiel und performativem Spiel“ bewegen (vgl. Stegemann 2011, 104), muss sie sich mit verschiedenen Figurenkonzepten auseinandersetzen. Neben einer authentischen Figurenverkörperung gilt es, die Fähigkeit des Schauspielers bzw. der Schauspielerin auszubilden, sich einer fragmentarischen oder dekonstruierten Figurenkonzeption sowie unterschiedlichen Arbeitsweisen zur Verfügung zu…mehr
aus dem Buch: Der performative Umgang mit dem Text
von Julia Kiesler
Nicht nur die drei in dieser Studie untersuchten Probenprozesse, sondern generell die Produktionen des zeitgenössischen Theaters bringen eine „Multiperspektivität des Darstellens“ (Kurzenberger 2011, 81) hervor und bedienen sich unterschiedlicher Spiel- und Sprechweisen. Allein die Faust-Produktion von Claudia Bauer ist charakterisiert durch diverse Spielweisenwechsel. So fordert denn auch die Regisseurin, in der Ausbildung ein großes Bewusstsein für verschiedene Darstellungsformen zu finden.…mehr
aus dem Buch: Der performative Umgang mit dem Text
von Julia Kiesler
Die Kategorie der Offenheit und Transparenz, die Bestandteil jeder Schauspielausbildung ist, erweist sich im Rahmen performativer Spielpraktiken in noch höherem Maß als Voraussetzung, damit die Entfaltung eines transformatorischen Potentials gelingen kann. Die Analyse des Probenprozesses von Chétouane zeigt dies auf (vgl. S. 200 ff.). Die Körperarbeit zu Beginn jeder Probe, die Übungen zur Öffnung der Wahrnehmung der Studierenden zielen auf eine „Verräumlichung“ ihrer Körper. Die Verbindung der…mehr
aus dem Buch: Der performative Umgang mit dem Text
von Julia Kiesler
Wie im Kapitel „Konzeptionelle und inszenatorische Aspekte dreier Probenprozesse“ dargelegt, arbeiten die in dieser Studie untersuchten Probenprozesse mit verschiedenen und wechselnden Situations- und Raumkonzepten. Dementsprechend sollte sich auch die Schauspielausbildung mit unterschiedlichen Situations- und Raumkonzepten beschäftigen. Die Studierenden müssen dazu befähigt werden, innerhalb performativer Situationsanordnungen agieren zu können, die sich von repräsentativen Situations- und…mehr
aus dem Buch: Der performative Umgang mit dem Text
von Julia Kiesler
Für das Theater der Zukunft haben wir keine fertigen Rezepte – wir kennen weder die Zutaten noch die Zubereitungsverfahren von morgen. Wichtig ist daher, die Arbeitsprozesse, Herangehensweisen und die Frage, was eigentlich „Handwerk“ sei, immer wieder neu zu reflektieren. Theaterstudenten von heute müssen motiviert und ermächtigt werden, kontinuierlich neue Antworten auf die sich verändernden Fragen zu finden und sich nicht mit Gewohnheiten, Konventionen und einem „so ist das aber üblich / so…mehr
aus dem Buch: Der performative Umgang mit dem Text
von Julia Kiesler
Durch den Einsatz der sprechkünstlerischen Gestaltungsmittel als sprechkünstlerische Phänomene wird eine ästhetische Erfahrung im Theater bzw. Sprechen als Erlebnis überhaupt erst möglich. Hier eröffnet sich in der Form ein Inhalt. Die Form verändert die Wahrnehmung der Zuschauerinnen und Zuschauer. Um sich auf die Suche nach dem „Inhalt der Formen“ zu begeben, wie Heiner Goebbels es formuliert, nach dem, „was die Formen mit uns machen“ (Goebbels 2012, 8), muss ein/e Schauspieler/-in ein hohes…mehr
aus dem Buch: Der performative Umgang mit dem Text
von Julia Kiesler
Im sprechwissenschaftlichen Verständnis ist der Stimmklang ein Merkmal des Sprechausdrucks bzw. ein Merkmal des Gesprochenen. Die Stimmqualität ist stark individuell geprägt und gilt als Signal bzw. Teilsignal für den Ausdruck modaler und emotionaler Befindlichkeiten (= pathognomischer Ausdruck) und Persönlichkeitseigenschaften wie vermutetes Alter und psychophysischer Zustand (= physiognomischer Ausdruck) (vgl. Internetquelle 6, 2013, 16 sowie Hirschfeld/Neuber 2010, 12). Der physiologisch…mehr
aus dem Buch: Der performative Umgang mit dem Text
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