Heft 12/1953
Als Shakespeare zu uns kam
Broschur mit 68 Seiten, Format: 170 x 240 mm
ISSN 0040-5418
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[...]. William Shakespeare gehört seit langem zum festen lebendigen Besitz der deutschen Bühne. Er steht für uns auf einer Stufe mit unseren deutschen Klassikern, ja, die Aufführungsziffern seiner Werke übertreffen vielfach die unserer klassischen Autoren. Seine Werke, besonders die großen Tragödien, dienen immer wieder als Maßstäbe für die Schauspielkunst einer Epoche, immer wieder haben sich an ihnen die Regisseure versucht, in der richtigen Erkenntnis, daß sie besonders geeignet sind, stilbildend zu wirken. So hat sich denn auch, um nur den wichtigsten Namen zu nennen, in den Shakespeare-Aufführungen Max Reinhardts sein Stil am reinsten und deutlichsten ausgeprägt.
Auch den Schauspiel-"Stil" einer gänzlich anders gearteten Epoche vermögen wir uns vorzustellen, wenn wir uns mit den entsprechenden Aufführungen genügend befassen. Und das soll hier geschehen. Es sind dies die Aufführungen der englischen Komödianten in Deutschland, die als erste die Werke des großen Briten nach Deutschland gebracht haben.
Wie war die Situation des Theaters in Deutschland vor ihrem Eintreffen, etwa zum Ende des 16. Jahrhunderts? Deutschland - ein zerbröckelndes Gefüge, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation befand sich in voller Auflösung, die deutsche Kleinstaaterei stand in voller Blüte, das Land war politisch und wirtschaftlich weit hinter den Ländern Westeuropas zurück. So ist es nicht verwunderlich, daß auch das kulturelle Leben sich auf wenige aufwärts strebende Städte und fürstliche Residenzen beschränkte und Deutschland auch hier hinter England, Frankreich, Spanien, Italien zurück war, so auch auf dem Gebiet des Theaters. Dort hatte sich inzwischen das Berufsschauspielertum entwickelt, eine Erscheinung, die in Deutschland noch unbekannt war. Welche Höhe zum Beispiel in England dieses Schauspielertum erreicht hatte, kann man daran ermessen, daß Shakespeare ein solcher Schauspieler war, der seine Stücke für die praktischen Bedürfnisse seiner Truppe schrieb. [...].
Aus Hans Möhring: Als Shakespeare zu uns kam. Shakespeare-Aufführungen englischer Komödianten in Deutschland, S. 6
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