Heft 06/1954
Von der Oper zum Musiktheater
Broschur mit 64 Seiten, Format: 170 x 240 mm
ISSN 0040-5418
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[...] Vom 23. bis 25. März fand in Berlin auf Einladung des Ministeriums für Kultur, der Deutschen Akademie der Künste, des Komponisten- und Schriftstellerverbandes die erste deutsche Musiktheater-Konferenz statt: Ihre Aufgabe war die Erörterung und Klärung aktueller Fragen des musikalischen Theaters.
Dem aufmerksamen Beobachter des Operngeschehens unserer Tage wird es keinesfalls entgangen sein, daß sich in der letzten Zeit von seiten der um die Zukunft des musikalischen Theaters besorgten Fachleute wie den für das echte Theatererlebnis empfindsamen Besuchern die Stimmen mehrten, die eine Erneuerung der Oper im Sinne des Musiktheaters forderten.
Nun hat es in den zurückliegenden Jahren und Monaten an den Theatern unserer Republik keineswegs an Versuchen gefehlt, die Oper aus den durch Gedankenlosigkeit und Ideenarmut gebildeten Fesseln einer pathetischen, traditionsüberlasteten und wirklichkeitsfremden Inszenierungstechnik zu befreien und sie logischer, beweglicher und wahrhafter zu machen. Alle diese Anstrengungen blieben jedoch, da sie von bestimmten glücklichen Voraussetzungen abhängig waren und sich in Widerstreit mit den verbreiteten ästhetischen Ansichten von der Oper als "Ohrenschmaus" befanden, wie alle Neuerungen stark umstritten, und lösten keine allgemeine umfassende Bewegung zur Verbesserung der Operninterpretation aus. Wenn auch der Wunsch nach einer realistischeren Darstellungsart im musikalischen Theater heute bei allen ernsthaften Kunstausübenden und Besuchern vorhanden ist, so stehen doch seiner Verwirklichung bedeutende Hindernisse im Weg, Hindernisse, die vor allem in dem Nichterkennen der Gesetzmäßigkeiten und Methoden des Musiktheaters bestehen.
Durch die erste Musiktheater-Konferenz sollte nun die Diskussion darüber eröffnet werden. Es hat nach Schluß der Tagung, an der auch eine Reihe westdeutscher Theaterfachleute teilnahm, nicht an kritischen Äußerungen gefehlt, die das Ausbleiben bedeutender Ergebnisse, konkreter Nutzanwendungen bemängelten. Es hieße jedoch die Möglichkeiten eines solchen ersten Gesprächs über ein so umfangreiches, theoretisch wenig erforschtes und schwieriges Kunstgebiet verkennen, erwartete man von einem Beginn der Diskussion mehr als die Klärung der Begriffe, mehr als eine Bestandsaufnahme. [...].
Aus Werner Otto: Von der Oper zum Musiktheater, S. 1
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