Heft 10/1958
Die Oper in der Gegenwart
Broschur mit 64 Seiten, Format: 170 x 240 mm
ISSN 0040-5418
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"Ich erwarte von der Oper, daß sie in Zukunft die oberste, nämlich die universelle einzige Form musikalischen Ausdrucks und Gehalts werde" (Ferrucio Busoni, 1922). Welch ein errstaunliches Wort und erstaunlicher noch, die Stunde in der es geboren ist. Das muß eine Persönlichkeit von höchster künstlerischer Verantwortung und ungewöhnlicher schöpferischer Kraftbewußtheit sein, die es wagt, im Jahre 1922, einer Zeit also, da die totale geistig-kulturelle Inflation alle künstlerischen Werte in Frage stellte einer so widerspruchsvollen Kunstform wie der Oper das Wort zu reden, mehr noch, sie als verheißungsvolles, allumfassendes Formideal einer reicheren Zukunft anzurufen.
Bedenken wir, daß es zu gleicher Zeit nicht an Stimmen fehlte, die mit allem Nachdruck auf die Krisensituation der Kunst insbesondere der Oper hinwiesen, um
den Mut, die Zuversicht, den grenzenlosen Glauben an die Kunst dieses seinerzeit so umstrittenen, meist verkannten großen Künstlers und Kunstphilosophen erst recht
zu bewundern.
Busoni meinte, sich mit dem Gewicht seines Namens, seiner Persönlichkeit für die Oper einsetzen zu müssen, die er in großer Gefahr sah. Das war sie in der Tat und ist es auch heute noch und - wird es auch in Zukunft immer sein. Denn das Problem Oper ist so alt wie die Gattung selbst. Eigentlich mußte von ihrer Geburtsstunde
in den Florentiner Intermedien und den ersten vollwertigen Gattungsbelegen um 1600 an jede Generation, im Grunde jeder große Musiker mittelbar oder direkt die Problematik dieser Kunstform austragen und eine der Zeit und seiner Individualität gemäße Lösung fimden. Daß es zu vollgültigen Lösungen kommen konnte, gekommen ist, beweist die Geschichte und ist ein Beleg für die unzweifelbare Wahrhaftigkeit und künstlerische Fruchtbarkeit der Formen. [...].
Aus Manfred Koerth: Die Oper in der Gegenwart, S. 4
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