Heft 12/1979
Gibt es Grundsätze für die Beurteilung von Bühnenbildern?
Broschur mit 96 Seiten, Format: 200 x 290 mm
ISSN 0040-5418
Dieses Heft ist leider vergriffen und nur noch als PDF erhältlich.
Die Frage steckt voller Tücken; sie führt leicht auf das Glatteis der Spekulation oder den kurzgeschorenen Rasen der Gemeinplätze. Bühnenbildarbeiten treten uns in zweierlei Situationen gegenüber: in der Gestalt des Entwurfes, also als Zeichnung oder Modell, und in der Aufführung im Theater. Die Aufgabe, Bühnenbilder nach Entwürfen zu beurteilen, ist prekär, aber sie ist in der theatralischen Praxis selbst angelegt: Regisseur und Dramaturg müssen dies tun, wenn sie mit dem Bühnenbildner an einer Inszenierung arbeiten. Sie bekommen Zeichnungen oder ein Raummodell an die Hand und müssen diese Andeutungen durch ihre Vorstellungskraft ergänzen und mit den Anforderungen des Stücks und ihrer eigenen Vorstellung von dessen Raumform vergleichen. Ein gleiches ist dem Besucher von Ausstellungen oder Archiven des Bühnenbilds aufgegeben. Auch von ihm ist jene Phantasie gefordert, die aus der graphischen oder räumlichen Andeutung auf das intendierte Raumbild zu schließen versteht; auch er sollte das Stück kennen, um dessen Raumgestalt es geht. Was nicht von ihm gefordert ist, ist eine eigene Vorstellung von dieser Gestalt; sein Blick auf den Entwurf hat auf eine objektivere Weise beteiligt zu sein als der des Regisseurs, der sich immer auch fragen muß: Paßt der angebotene Spiel-Raum zu mir, kann ich ihn inszenatorisch erfüllen? Versteht sich, daß auch der kritisch forschende Betrachter nicht von seiner Individualität absehen sollte - nur wenn er die hat und kritisch ins Feld führt, wird er zu interessierenden Urteilen gelangen. Deren Objektivität beruht nicht auf der Eliminierung des persönlichen Blickes, sondern auf der Art und Weise, wie er ihn geltend macht: mit Empfindungen ebenso wie mit Gründen gerüstet, Geschmack bekundend, aber nicht bei ihm verharrend. Aber ich sehe, ich gerate in die Gemeinplätze. Denn das gilt für jegliche kritische Arbeit.
Natürlich wird man einen Entwurf nicht nur im Hinblick auf das von ihm markierte Bühnenoriginal, sondern immer auch auf seine graphische Aussagekraft hin ansehen, als künstlerische Schöpfung an sich selbst. Beides ist nicht zu trennen - etwas in uns (und in dem gedachten Regisseur) wird sich dagegen sträuben, einer mißratenen Zeichnung eine geglückte Bühnenbildlösung abzunehmen. Es ist ein Form-Inhalt-Problem wie in andern Bereichen. »Le style c'est I'homme«, sagt Buffon, der Naturforscher; will sagen: man drücke nicht nur Relevantes aus, sondern drücke es auch relevant aus. Marx' (oder Kants oder Hegels) Philosophie ist ohne Marx' Sprache denkbar; man kann sie, gleichsam den Inhalt von der Form abziehend, in einer anderen, einfacheren Sprache ausdrücken, und erst dies ermöglicht die weite Verbreitung. Aber man kann das immer erst nachträglich und auch dann nur unter Verlusten; in der Entstehung, dem Werden und Sich-Klären des Gedankens ist alles eins: die Persönlichkeit, ihre Einsichten, deren Ausdruck. So auch im Bühnenbild: das fertige läßt sich, seiner Atmosphäre, seiner Aura entsetzt, in der reduzierten und vervielfältigbaren Gestalt eines Szenenfotos wiedergeben; das im Entwurf sich bildende sollte Kunst schon in dieser Vorform sein, so skizzenhaft sie auch dastehe. Bühnenbild ist kein Zweig der bildenden Kunst, aber der Bühnenbildner drückt sich mit deren Mitteln aus. So wie Philosophie keine Gattung der Literatur ist und doch in der Sprache und aus der Sprache lebt, instrumentell angewiesen auf die Ausdrucksmacht einer bewußt gehandhabten Diktion. [...].
Aus Friedrich Dieckmann: Gibt es Grundsätze für die Beurteilung von Bühnenbildern? S. 6 (S. 6-7).
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Umschau | |
TdZ-Galerie (12): Horst Sagert»Doña Rosita bleibt ledig oder Die Sprache der Blumen« Deutsches Theater Berlin, 1970von Ingeborg Pietzsch | Seite 1 |
Deutsches Nationaltheater Weimar - Haus JenaMacette von Jens-Uwe Günther. Regie: Horst Schulze a. G., musikalische Leitung: Gunter Kahlert, Ausstattung: Christian Panzervon Michael Berg | Seite 1 |
Städtische Theater Leipzig - SchauspielhausJegor Bulytschow und andere von Maxim Gorki. Regie: Karl Kayser, Ausstattung: Jochen Schube / Dorothea Weinertvon Erika Stephan | Seite 2 |
Städtische Theater Leipzig - OpernhausDie Meistersinger von Nürnberg von Richard Wagner. Regie: Günter Lohse, musikalische Leitung: André Rieu, Ausstattung: Bernhard Schröter / Christa Hahnvon Wolfgang Lange | Seite 2 |
Theater AnklamDie Nacht der Linden von Alfred Matusche. Regie: Klaus Stephan, Ausstattung: Axel Peters a. G.von Martin Linzer | Seite 3 |
Bühnen der Stadt Magdeburg - Theater für Junge ZuschauerUmwege von Paul Gratzik. Regie: Jürgen Raulien, Ausstattung: Gerhard Arnoldvon Klaus-M. Aust | Seite 3 |
Studiogastspiel Budapester Schauspielstudenten im Metropol-Theater BerlinMusikalisches Handwerk. Leitung: Istvan Iglódi / Lothar Hanff / Eva Reinthallervon Dietmar Fritzsche | Seite 4 |
Theater der Stadt Cottbus - KammerbühneBerührungen. Kammertanzabend mit Musik von Eisler / Prokofjew / Bach / Hampton. Choreographie/lnszenierung: Winfried Schmidt / Bruno Wolf, Ausstattung: Gundula Martinvon Werner Gommlich | Seite 4 |
Musik für das Schauspiel | Seite 5 |
Musik für das SchauspielBeobachtungen, Überlegungen, Anregungen zur Diskussion gestelltvon Gerhard Müller | |
Kolumne | Seite 6 |
Gibt es Grundsätze für die Beurteilung von Bühnenbildern?von Friedrich Dieckmann | |
DDR-Entdeckungen | Seite 9 |
Entdeckungen von echtem Schroth und KornDDR-Entdeckungen in Schwerinvon Martin Linzer | |
Aufführungen | Seite 15 |
Friedlands Friede - Räson nach vier TagenZu den Aufführungen von »Wallensteins Lager« / »Die Piccolomini« und »Wallensteins Tod« an zwei Abenden im Deutschen Theater Berlinvon Jochen Gleiß | |
Berliner Festtage | Seite 18 |
Ausländische Theater zu den Berliner Festtagenvon Ingeborg Pietzsch | |
Gastspiel | Seite 21 |
Charme der Sprache - Charme des SpielsBeobachtungen beim Burgtheater-Gastspiel in Berlinvon Jochen Gleiß | |
Im Gespräch | Seite 22 |
Burgtheaterdirektor Achim Benning, Wien(Gesprächswiedergabe: Jochen Gleiß)von Jochen Gleiß und Achim Benning | |
Gastspiele | Seite 24 |
Von Löwen, Clowns und PuppenGastspiele ausländischer Kindertheatervon Wolfgang Wöhlert | |
Kinder- und Jugendtheater | Seite 26 |
Mit Witz, Phantasie und EngagementNationales Festival der Jugendtheater in Berlinvon Elke Tasche | |
Uraufführung | Seite 28 |
Vom Neujahrstraum zum Schulaufsatz»Mukassi-Banassi« von W. Kamgin und »Ein Stuhl bleibt leer« von Bernhard Schirmer in Leipzig uraufgeführtvon Octavia Winkler | |
Ballett | |
Festtags-Ballett-Festivalvon Dietmar Fritzsche | Seite 30 |
Anziehende Gegensätze»Pastorale« und »Gajaneh-Suite« im neuen Ballettabend der Komischen Oper Berlinvon Dietmar Fritzsche | Seite 30 |
Klassisch bis modernBallettensembles aus Kiew, Amsterdam und Havanna zu Gastvon Hermann Rudolph | Seite 32 |
Tanztheater | Seite 36 |
Tanztheater-TendenzenEnsembles aus Polen, Ungarn und Finnland in Berlinvon Volkmar Draeger | |
Hommage | |
»Tanz ist Leben«Kinetographie und Tanz. Zum 100. Geburtstag Rudolf von Labans am 15. Dezember 1979von Ingeborg Baier-Fraenger | Seite 39 |
Laban über TanzZusammenstellung: Ilse Loesch und Hannelore Renk (Akademie der Künste der DDR)von Ilse Loesch und Hannelore Renk | Seite 40 |
Regisseure im Gespräch | Seite 42 |
Sigrid Neef im Gespräch mit Horst Bonnetvon Sigrid Neef und Horst Bonnet | |
Kuba | |
Ein langer, doch schöner WegEiniges über das Schauspiel-Theater in Kubavon Ulf Keyn | Seite 45 |
EI movimiento deI teatro nuevo»Bewegung des Neuen Theaters« in Kubavon Helmo Hernández | Seite 48 |
Theaterland KubaImpressionen einer Reisevon Klaus Pfützner | Seite 50 |
Uraufführung | |
Kurras und sein Stellvertreter»Warmer Regen« von Bez in Zwickau uraufgeführtvon Hans-Rainer John | Seite 53 |
Figuren, die überzeugenStücke von Albert Wendt in Brandenburg und Leipzig uraufgeführtvon Karl-Heinz Müller | Seite 55 |
DDR-Dramatik | Seite 57 |
Bombay ist keine Lösung»Am Ende der Nacht« von Harald Hauser am Landestheater Dessauvon Gerhard Ebert | |
Wiederaufführung | Seite 58 |
Die »alte« Lene MattkeSakowski-Wiederaufführung in Quedlinburgvon Matthias Frede | |
Aufführung | Seite 59 |
Verstricktsein in den Fortschritt»Frau Flinz« von Helmut Baierl am Theater der Bergarbeiter Senftenbergvon Gerhard Ebert | |
Zum Stückabdruck | Seite 60 |
Konfrontation mit legendärem RevolutionärRenate Stinn im Gespräch mit Karl Gassauer über das neue Stück von Rudi Strahlvon Renate Stinn und Karl Gassauer | |
Stückabdruck | Seite 61 |
Er ist wieder daLustspielvon Rudi Strahl | |
TdZ-Informativ | |
Nachwuchs-Kolloquium mit Gästenvon H. H. | Seite 73 |
Aus unserer Republik | Seite 73 |
Arbeitstage für Nachwuchsschauspielervon Uwe Hübner | Seite 74 |
Anregende I. Choreographenwerkstattvon Karin Schmidt-Feister | Seite 74 |
Puppenspieler und Dramatikervon Hans-Rainer John | Seite 74 |
Kathakali-Tanztheatervon Volkmar Draeger | Seite 74 |
Von den Anfängen des Balletts in der DDRvon Dietmar Fritzsche | Seite 75 |
Internationales Seminar für Regisseurevon Wolfgang Wöhlert | Seite 75 |
Personelles | Seite 75 |
Unterwegs | Seite 76 |
I. Werkstatt-Tage der Puppentheater der Südbezirkevon Monika Mehnert | Seite 76 |
Musiktheater-Dramaturgen postgradualvon Roland Dreßler | Seite 76 |
Leningrader Studienreisevon Brigitte Walzer | Seite 77 |
Arbeiten von Horst Sagertvon Jochen Gleiß | Seite 77 |
Seminar für Bühnenbildnervon Ingeborg Pietzsch | Seite 77 |
Blick über die Grenzen | Seite 77 |
Wettbewerb junger polnischer Opernsängervon Stephan Stompor | Seite 78 |
Skandalös gering ... | Seite 78 |
Opernerstling | Seite 78 |
Jugendtheater - ungeliebter Wurmfortsatzvon en | Seite 79 |
Wer gibt Geld? | Seite 79 |
Aus-SchnitteRuin einer Gesellschaft. In: »Le Monde«von Colette Godard | Seite 80 |
Aus-SchnitteUraufführung der »Panne« (Aus: »Neue Zürcher Zeitung«) | Seite 80 |
Neu bei Literavon Martin Linzer | Seite 80 |
Bücher | Seite 81 |
Wer spielte was. Bühnenrepertoire der DDR - Spieljahr 1978 / Henschelverlag Berlin 1979, 340 Seiten, Preis 5,- Mvon Hans-Rainer John | |
Chile: Theater und KonzentrationslagerHg. Verband der Theaterschaffenden der DDR, Schriften reihe »Material zum Theater« Nr. 123, 68 S., 3,- Mvon Ingeborg Pietzsch | |
Peter Schreier. Eine Bildbiographie von Gottfried Schmiedel, Henschelverlag Berlin 1979, 174 S., 13,- Mvon Dietmar Fritzsche | |
Peter Weiss: Aufsätze, Journale, ArbeitspunkteSchriften zur Kunst und Literatur, hgg. und mit einem Nachwort von Manfred Haiduk, Henschelverlag Berlin 1979, 187 S., 10,- Mvon H. H. | |
Spielpläne | Seite 82 |
Vom 16. Dezember 1979 bis 15. Januar 1980 | |
Premieren | Seite 83 |
Vom 16. Dezember 1979 bis 15. Januar 1980 | |
Besetzungen | Seite 84 |
Ur- und Erstaufführungen / Schauspiel / Musiktheater /Tanz | |
Inhalt | Seite 88 |
Autoren | Seite 88 |
Impressum | Seite 88 |
Jahresinhaltsverzeichnis | Seite 89 |
1979 |
Klaus-M. Aust
Ingeborg Baier-Fraenger
Achim Benning
Michael Berg
Horst Bonnet
Friedrich Dieckmann
Volkmar Draeger
Roland Dreßler
Gerhard Ebert
en
Matthias Frede
Dietmar Fritzsche
Karl Gassauer
Jochen Gleiß
Colette Godard
Werner Gommlich
H. H.
H. H.
Helmo Hernández
Uwe Hübner
Hans-Rainer John
Ulf Keyn
Wolfgang Lange
Martin Linzer
Ilse Loesch
Monika Mehnert
Gerhard Müller
Karl-Heinz Müller
Sigrid Neef
Klaus Pfützner
Ingeborg Pietzsch
Hannelore Renk
Hermann Rudolph
Karin Schmidt-Feister
Erika Stephan
Renate Stinn
Stephan Stompor
Rudi Strahl
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