Heft 04/2008
Ferne Nähe, nahe Ferne
Theater und Migration
Broschur mit 84 Seiten, Format: 215 x 285 mm
ISSN 0040-5418
Dieses Heft ist leider vergriffen und nur noch als PDF erhältlich.
Unser Aprilheft widmet sich diesmal ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten des kulturellen Lebens. Der frisch mit dem Preis der Leipziger Buchmesse gekürte Clemens Meyer steht Rede und Antwort zur Dramatisierung seiner Prosa „Als wir träumten", die in diesem Monat in Leipzig uraufgeführt wird. Daneben erscheint anlässlich der Buchveröffentlichung „Der Horizont ist eine Kugel - Auf der Suche nach idealen Landschaften" im Buchverlag Theater der Zeit ein Porträt des Leipziger Originals Wolfgang Krause Zwieback, dessen Irrwitz Christoph Hein in „dieser schönen und grimmigen Welt" nur jedermann anraten kann. Irrwitz ist zwar nicht unbedingt die Sache von Johannes Schütz, mit dem sich unser Redakteur Rudolf Mast auseinandersetzt, warten seine Entwürfe doch eher mit einem raffinierten Pfiff auf. Einen Höhepunkt des Herzens stellt unsere Hommage an Sepp Bierbichler dar. Der unverwüstliche Bayer und regelmäßige Kolumnist dieser Zeitschrift wird 60. Die Redaktion von Theater der Zeit gratuliert mit Freuden und schließt sich den Glückwünschen von Catrin Striebeck, Peter Brombacher und B. K. Tragelehn an, die dem Schauspieler, dem Freund, dem Menschen gelten. Möge er also noch viele Jahre vor sich haben und ein Methusalem werden, wie der Jahrhundert-Schauspieler Erwin Geschonneck, der im März mit 101 Jahren in Berlin verstarb.
Damit nähern wir uns auch schon einem zentralen Thema dieser Ausgabe. Das statt Migration und Theater auch Demografie und Theater benannt sein könnte. Die Frage, ob die demografische Entwicklung, die sich zurzeit in Deutschland ereignet, Folgen für das Stadttheater zeitigen wird, lässt sich eindeutig bejahen. In absehbarer Zeit, also in wenigen Jahren, werden 50 % der Erstklässler einen Migrationshintergrund aufweisen. Die Tatsachen sprechen für sich und in der Politik scheint ihre Rede angekommen. Wie er oder sie es denn mit der Migration halte, lautet die zeitgenössische Gretchenfrage, die darüber entscheidet, ob die Stadtväter ambitionierten Bewerberinnen und Bewerbern für den vakanten Posten eines Theaterchefs den Arm reichen oder nicht. Auf internationaler Ebene hat sich das Ruhrgebiet im Rahmen der europäischen Kulturhauptstadt 2010 schon einmal eine interkulturelle Ausrichtung ins Profil geschrieben. Für deren Verwirklichung bürgt Asli Sevendim, die jüngste der Direktoren, die gegenüber Theater der Zeit ihren kulturpolitischen Ansatz erläutert. Ruhr 2010 ist sicherlich die prominenteste Maßnahme im Programm der Integration, dem in NRW ein von Armin Laschet geleitetes Ministerium vorsteht. Er stellt gegenüber Theater der Zeit klar, dass es angesichts der überalterten bundesrepublikanischen Gesellschaft in Sachen Integration kein Zurück mehr gibt. Schon übermorgen wird dieses Land zum Großteil von Bürgern mit Zuwanderungsgeschichte getragen. Wie man auf diese Steuerzahler zugeht und sie mit dem Theaterbetrieb vertraut macht, führt Hansgünther Heyme exemplarisch in Ludwigshafen mit einem Bündel mitunter preisgekrönter Initiativen vor. In diesem Kontext denkt Frank Raddatz darüber nach, ob die neue ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung nützen könnte, den Spuk des Illusionstheaters aus der subventionierten deutschen Bühnenlandschaft zu vertreiben.
Nicht in Transsylvanien, aber in Bulgarien unterhält das Illusionstheater Stanislawski'scher Provenienz eine seiner Hochburgen, weiß TdZ-Redakteurin Dorte Lena Eilers zu berichten, die das boomende Theater Osnabrück auf einer Dienstreise nach Russe begleitete. Daneben werfen wir noch einen Blick auf das beschauliche Tübingen, an dem die Stürme dieser Welt in gewohnter Weise vorbeiwehten, wenn nicht eine Riege von Theaterprinzen wild entschlossen wäre, mit vereinten Kräften die Anmutige wachzuküssen. Drücken wir ihnen also die Daumen, dass sie die Kunst der Verführung um ein paar raffinierte Winkelzüge erweitern.
Die Redaktion
Artikel | Seite |
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Artikel | Seite |
Porträt | Seite 8 |
Nach der NaturEin Porträt des Bühnenbildners Johannes Schützvon Rudolf Mast | |
TdZ gratuliert | |
Etwas Lässiges, etwas GroßzügigesDem Schauspieler Josef Bierbichler zum 60. Geburtstag | Seite 12 |
Wenn ich an Sepp denke ...von Peter Brombacher | Seite 12 |
Das Urbild nach Brunovon B. K. Tragelehn | Seite 14 |
Fast ganz die Deinevon Catrin Striebeck | Seite 15 |
Theater und Migration | Seite 16 |
Theater als IdentitätszentrifugeA. Laschet, Minister für Integration in NRW, A. Sevindim, künstlerische Direktorin Ruhr 2010, H. Heyme, Intendant des Theaters im Pfalzbau in Ludwigshafen zum Thema Theater und Migration in Gesprächenvon Frank M. Raddatz | |
Hausporträt | |
Kein Ort zum KuschelnDas Stadttheater Ulm unter der Leitung von Andreas von Studnitzvon Willibald Spatz | Seite 23 |
Vom Lebensgesamtglück und anderen ProblemenMehr Uraufführungen den je: Mit Axel Krauße und Christian Schäfer brechen neue Zeiten am Tübinger Zimmertheater anvon Otto Paul Burkhardt | Seite 26 |
Ausland | |
Altes Land stuckverziert schneeweißWie das Theater in Bulgarien über die Sorgen des Alltags hinwegtröstetvon Dorte Lena Eilers | Seite 29 |
Trauma-TherapieDie Theaterwissenschaftlerin Violeta Detcheva im Gesprächvon Dorte Lena Eilers und Violeta Detcheva | Seite 32 |
Porträt | Seite 33 |
Und dann haben wir uns einfach das Leben genommen. Wie es war.Das Theater des Wolfgang Krause Zwiebackvon Cornelia Jentzsch | |
Auftritt | |
DüsseldorfStefan Bachmann inszeniert am Schauspielhaus "Maria Stuart"von Vasco Boenisch | Seite 41 |
EssenIn ihrem Projekt "Flüchtlinge im Ruhestand" lässt Mirjam Strunk am Schauspiel Essen Transitexperten zu Wort kommenvon Vasco Boenisch | Seite 42 |
GeraVolker Lüdecke verkünstelt an den Bühnen der Stadt Gera nachwendige Ossi-Nörgelei zu seinem neuesten Stück "Bauernstaat"von Michael Helbing | Seite 43 |
DresdenVolker Metzler inszeniert am Theater Junge Generation Horváths "Glaube Liebe Hoffnung"von Norbert Seidel | Seite 44 |
ZittauAm Gerhart Hauptmann Theater deutet Piotr Kruszcynski das Stück "Der Hungerkünstler geht" von Tadeusz Rózewicz als deutsch-polnische Identitätssuchevon Sabine Wirth | Seite 45 |
TübingenAm Landestheater inszeniert Dietrich Sagert das mit dem Kleist-Förderpreis 2007 ausgezeichnete Stück "Heimlich bestialisch - I Can Wait to Love in Heaven" von Claudia Grehnvon Otto Paul Burkhardt | Seite 46 |
BernUraufführungsmarathon neuer Schweizer Dramatik am Stadttheatervon Andreas Klaeui | Seite 47 |
ZürichAm Schauspielhaus lädt Alvis Hermanis mit seiner Dostojewski-Adaption "Der Idot. Anfang des Romans" zur plüschigen Erzählstundevon Nicole Gronemeyer | Seite 48 |
Kolumne | Seite 49 |
6 Nullenvon Ralph Hammerthaler | |
Gespräch | Seite 50 |
Dunkle WeltenClemens Meyer im Gesprächvon Christian Horn und Clemens Meyer | |
Stück | Seite 51 |
als wir träumtenvon Clemens Meyer | |
Magazin | |
BücherJens Szczepanski: Subjektivität und Ästhetik, Birgit Haas: Plädoyer für ein dramatisches Dramavon Sebastian Kirsch | Seite 68 |
aufgelesenvon Sebastian Kirsch | Seite 69 |
BücherGerd Taube: Kinder spielen Theater. Methoden, Spieweisen und Strukturmodelle des Theaters mit Kindernvon Tristan Berger | Seite 70 |
Das Flüstern der Erde5. Internationales Kinder- und Jugendtheaterfestival "Panoptikum" in Nürnbergvon Tristan Berger | Seite 72 |
Die leuchtende InselBerlin-Projekt TUSCH (Theater und Schule) feiert zehnjähriges Jubiläumvon Lena Schneider | Seite 74 |
Macht-Spiele am SundNach zweieinhalb Jahren Sanierung wird das Stralsunder Theater glanzvoll wiedereröffnetvon Holger Teschke | Seite 75 |
Linzers Eck | Seite 77 |
Abbitte oder Ein Regisseur wird erwachsen und erhält einen Preisvon Martin Linzer | |
Nachruf | Seite 78 |
Für Erwin Geschonneckvon Frank Hörnigk | |
Laudatio | Seite 79 |
Thomas Langhoff zum Siebzigstenvon Martin Linzer | |
Meldungen | Seite 80 |
Premierenkalender | Seite 81 |
Mai 2008 | |
Impressum | Seite 83 |
Kommentar | Seite 84 |
Die inszenierte Demokratievon Carmen Eller | |
Vorschau | Seite 84 |
Mai 2008 |
Tristan Berger
Vasco Boenisch
Peter Brombacher
Otto Paul Burkhardt
Violeta Detcheva
Dorte Lena Eilers
Carmen Eller
Nicole Gronemeyer
Ralph Hammerthaler
Michael Helbing
Christian Horn
Frank Hörnigk
Cornelia Jentzsch
Sebastian Kirsch
Andreas Klaeui
Martin Linzer
Rudolf Mast
Clemens Meyer
Frank M. Raddatz
Lena Schneider
Norbert Seidel
Willibald Spatz
Catrin Striebeck
Holger Teschke
B. K. Tragelehn
Sabine Wirth
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