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Heft 03/2006
IXYPSILONZETT 01/2006
Musiktheater ist Trumpf
Rückstichheftung mit 32 Seiten, Format: 210 x 280 mm
Erinnern Sie sich noch? An Heini und Else? Das Musikstück hieß "Bilder einer Ausstellung", das Theaterstück "Waschtag". Die Flensburger Pilkentafel zelebrierte Mussorgsky und zeigte zwei Alte im Alltag. Sie hängten Wäsche auf (und ab) und wurden am Klavier begleitet. Einige erinnern sich sicher noch an "Schumanns Kinderszenen", von Gotthart Kuppel an der Münchner Schauburg erfunden, an "Regenwald" vom Theater Monteure in Köln oder an "Mister Bach, Mister Bach" nach Toon Tellegen im Bremer MOKS Theater.
Ich erinnere mich, eine Aufführung beim Festival "Schauspiele" erlebt zu haben. Auf der Bühne war ein gutes Dutzend japanischer Trommler. Sie trommelten eine Stunde lang. Auf großen und kleinen Trommeln. Mit dicken Holzstöcken. Laut und leise, schnell und langsam. Die ganze Inszenierung basierte auf dem Rhythmus von Bewegung. Die visuellen Bewegungen der Trommler und die akustischen Bewegungen der Trommeln. Wenn man sich darauf eingelassen hat, hat es einem Geschichten erzählt. Von Menschen, von Tieren, über Freude und Trauer, Spaßiges und Ernstes. Ein Rausch der Geräusche. Noch lange klang es in den Ohren der Zuhörer, die doch eigentlich Zuschauer waren.
Und natürlich findet sich noch immer im Repertoire des Kindertheaters "Die Geschichte von Onkelehen" von Brömmsen und Brossner, "Nebenan" von Ramlose und "Katzen" von Elers-Jarlemann und Edander, die Antwort des Kindertheaters auf das Musical "Cats". Landauf, landab begeistert der Klassiker des Jugendtheaters "Linie I" von Ludwig und Heymann und immer wieder sind es Heiner Kondschak oder Guus Ponsioen, die musikalisch im Theater für junge Zuschauer auffallen.
Auffällig ist, dass die Musik eine größere Rolle spielt. Sie ist schon lange nicht mehr nur in die Bühnengassen verbannt oder versteckt im Orchestergraben. Sie ist schon lange nicht mehr nur noch dramaturgisches Element, wenn es mal spannend oder wenn das fabula docet gesungen werden soll. Sie ist schon lange nicht mehr nur im Hintergrund des Schauspiels, sondern sie ist der Gegenstand künstlerischer Arbeit geworden. Musik-Theater meinte bisher das, was wir als Oper zu kennen glaubten. Kinder-Musik-Theater war "Die kleine Zauberflöte" oder andere Miniaturen für die Kleinen. Theater-Musik bedarf aber der besonderen Pflege. Sie ist ebenso ästhetische Bildung wie die anderen Elemente des Gesamtkunstwerks Theater. Und Theater für Kinder muss auch Musik-Theater für Kinder sein. Dabei gilt es, die Spreu vom Weizen zu trennen. Der Erstarrung des Opern repertoires im 19. Jahrhundert möge das Kindertheater ein zeitgenössisches Angebot entgegenhalten, ein Musik-Theater-Programm, das im 21. Jahrhundert angekommen sein sollte.
Die Musik-Theater-Werkstatt des Staatstheaters Wiesbaden hat diesbezüglich Akzente gesetzt. Gemeinsam mit dem Jungen Staatstheater präsentieren die Hessen in ihrer Landeshauptstadt eine Uraufführung: "Der perfekte Ton", Bewegungstheater zu Musik von Mauricio Kagel. Für alle Altersstufen. Mit Flügel, Cello und Violine, mit zwei Mimen, in der Regie von Francisco Moma. Ernst August Klötzke hatte die Musikdramaturgie. Ein gewagtes Experiment. Auf der Suche nach einem Dialog der Musik mit anderen Ausdrucksformen. Ein Klavier wird dabei ebenso dekonstruiert wie die Musik, eine Videokamera versucht die Wirklichkeit abzubilden - und scheitert, weil die Protagonisten die Gestaltungshoheit immer wieder übernehmen. Nicht alles ist perfekt, das Studio zu klein, die Texte nicht alle stimmig. Aber es tut sich was. Auch im Musiktheater, das den Gesang gewähren lässt. In Mannheim, in München, in Stuttgart, in Berlin und in Düsseldorf. Wir berichten darüber. Um zu belegen, dass das Kindertheater nicht nur Schau-Spiel. sondern auch Hör-Spiel sein kann. Und dass zusammenwächst was zusammengehört, nämlich Musik und Theater.
Wolfgang Schneider
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Tristan Berger
Karlheinz Braun
Brigitte Dethier
Henning Fangauf
Johannes Fuchs
Joachim Giera
Rudolf Herfurtner
Manfred Jahnke
Annette Reschke
Anne Richter
Sophia Stepf
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