Nach UferHallen wird auch Prenzlauer Promenade in Pankow zu Gewerbeobjekt

Die Koalition der Freien Szene Berlin fordert von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa partizipative Verfahren, um einem massiven Kostenrisiko, wie aktuell bei der Prenzlauer Promenade zu beobachten, künftig vorzubeugen. Nachdem die Senatsverwaltung im August mitteilte, dass in dem Gebäude der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR bis 2019 etwa 450 Arbeitsräume für Kunst und Kultur neu entstehen bzw. erhalten werden sollen, wurde dies als riesiger Erfolg dargestellt. Die Koalition der Freien Szene verweist nun allerdings auf eine andere Realität:

Nach dem aktuellen Planungsstand weist der Raumbestand statt 450 maximal 375 Arbeitsräume aus. Davon steht nur die Hälfte für Neuanmietungen im Rahmen der künstlerischen Arbeitsraumprogramme zur Verfügung, während sich die andere Hälfte über die Künstler und Gewerbemieter, die sich in der Immobilie bereits angesiedelt haben, sowie weiteren Gewerbeanmietungen, die noch folgen sollen, verteilt. Grundsätzlich seien die zusätzlich geplanten Vermietungen an Gewerbetreibende sinnvoll, da diese mit einem höheren Mietzins zur Querfinanzierung der Bestandskünstler*innen herangezogen werden sollen. Allerdings entstehen dadurch „künstlich aufgeblähte“ Verwaltungs- und Betriebskosten, die eine ausgewogene Mietkalkulation aus programmgeförderten Künstlern und Bestandsmietern praktisch unmöglich machen. Das vertretbare Kosten-Nutzen-Verhältnis ist fraglich, vor allem da eine Brutto-Warm-Miete von über neun Euro bei einer sanierungsbedürftigen Plattenbau-Immobilie aus dem Bestand einer landeseigenen Gesellschaft nicht nachvollziehbar sei. Die Kosten für eine nachhaltige künstlerische Nutzung des Gesamtobjektes werden so in Höhen getrieben. Das zu befürchtende Ergebnis wäre ein ganz normales Gewerbeobjekt, in dem die Kulturverwaltung mit Mitteln, die für andere Arbeitsraumprojekte fehlen, Flächen mietet sowie hoch subventionieren muss und damit aber auch ihren eigentlichen Zuständigkeitsbereich überschreiten würde.

Die UferHallen wurden schon zum Spekulationsobjekt, weil es keine partizipativen Verfahren gab. Die Prenzlauer Promenade wird nun zu einem massiven Kostenrisiko, weil sich öffentlich rechtliche Bauträger und Eigentümer ohne Partizipation der geplanten Nutzer verständigen. Bei ernsthafter frühzeitiger Partizipation wäre das vermieden worden, so die Koalition der Freien Szene. Diese fordert nun die an der Prenzlauer Promenade beteiligten Verwaltungen dringend auf, die Nutzungs- und Bewirtschaftungskonzeption zu revidieren und insbesondere die Verwaltungs- und Betriebskosten deutlich zu reduzieren, damit ein Mietzins realisiert wird, der sowohl den Kulturhaushalt nicht über Gebühr belastet, als auch für die Bestandsmieter dauerhaft tragfähig ist. Ziel sollte es sein kein Kostenrisiko, sondern ein „echtes Atelier- und Kunsthaus“ zu schaffen.

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