Theater als Lebensmittel
Die Kölnerin Mareike Marx ist die wohl jüngste Intendantin Deutschlands
Fantastik und Magie sind die Dinge, die die Kölner Schauspielerin und Regisseurin Mareike Marx besonders am Theater faszinieren. In den kommenden Monaten wird wohl auch noch Buchhaltung, Putzen und Plakatekleben hinzukommen.
Am Samstag (12. März) eröffnet Mareike Marx in der Kölner Südstadt ihr eigenes Theater. Damit dürfte die 26-Jährige die jüngste Intendantin Deutschlands sein. "Natürlich ist das ziemlich verrückt, in meinem Alter ein Theater zu übernehmen. Ich habe einen Heidenrespekt vor der Aufgabe und die Verantwortung für das Haus und die Mitarbeiter ist riesig", sagt Marx. Doch wenn sich eine solche Möglichkeit bietet, dann dürfe man sie sich nicht entgehen lassen.
Bekenntnis zur Freien Szene
Das frühere Severins-Burg-Theater war vor allem als Forum für Shows, Kleinkunst und Kabarett bekannt. Nun soll die Kellerbühne als metropol-Theater neu auferstehen. "Ich will das Theater eindeutig als Bühne für Schauspiel positionieren", sagt Marx. Während derzeit fleißig die Proben laufen, sind gleichzeitig noch die Handwerker aktiv. "Meine Familie und der gesamte Freundeskreis ziehen mit", sagte Marx. Dazu gibt es erfahrene Theaterleiter aus der Kölner Szene, die Marx mit Rat und Tat zu Seite stehen.
Trotz ihrer Jugend kann die Schauspielerin schon einiges an Erfahrung vorweisen. Seit vier Jahr behauptet sie sich in der rauen Luft der Freien Theaterszene. So war sie zuletzt an der Burg Satzvey und im Kinderprogramm "Mareike spinnt" der Kölner Philharmonie engagiert.
Auf öffentliche Subventionen für ihr Haus hofft sie nicht: "Dafür ist das Programm dann doch zu kommerziell. Aber der Geldmangel in der freien Kulturszene zwingt ja zu fantasievollen und kreativen Lösungen - und das ist ja nicht schlecht." Als Regisseur an einer staatlichen oder städtischen Bühne versinke man wahrscheinlich schnell in der Bürokratie, findet Marx.
Theater für Menschen mit geringem Einkommen
Dabei hat Mareike Marx auch einen politischen und gesellschaftlichen Anspruch. "Kunst ist Lebensmittel" ist ihre Devise, deshalb will sie gerade einkommensschwachen Familien den Theaterbesuch ermöglichen. In Zusammenarbeit mit den Kölner Tafeln organisierte sie bereits Aufführungen für Kinder aus Familien, die sich sonst nie einen Theaterbesuch erlauben könnten. "Die Wirkung bei diesen Kindern, die nie zuvor in einem Theater gewesen sind, war unglaublich. Sie waren hochkonzentriert und völlig gefesselt von dem, was sie auf der Bühne sahen", erzählt die Schauspielerin.
Für diese Initiative ist Mareike Marx im Rahmen des Wettbewerbs "Ideen Initiative Zukunft" der Deutschen UNESCO-Kommission und einer großen Drogeriemarktkette ausgezeichnet worden. Für die junge Intendantin einen Weg, den sie auch in ihrem eigenen Haus weitergehen möchte.
Auf dem ersten Spielplan stehen Werke, die die Neigung der Hausherrin zu fantastischen und fantasievollen Stücken widerspiegeln: "Das sind Elemente, die für mich Theater ausmachen." Für die jüngsten Theaterbesucher gibt es "Peterchens Mondfahrt" und "Alice im Wunderland". Auf dem Programm für die Erwachsenen steht unter anderem Shakespeares "Viel Lärm um nichts". Im Herbst will Mareike Marx dann Oscar Wildes "Das Bildnis des Dorian Gray" im eigenen Haus inszenieren.
Von Markus Peters
dapd