Schauspieler Wolfgang Spier ist tot

Der Schauspieler und Regisseur Wolfgang Spier ist tot. Er starb am Freitagabend im Alter von 90 Jahren, wie das "Theater und Komödie am Kurfürstendamm" am Samstag in Berlin mitteilte. Die Bühnen waren viele Jahre Spiers künstlerische Heimat.

Spier galt als "König des Boulevards". Mit diesem Titel ehrte ihn die "Stuttgarter Zeitung" zu seinem 75. Geburtstag. Er inszenierte mehr als 250 Theaterstücke und spielte bis ins hohe Alter in vielen von ihnen mit. Nicht nur Werke sämtlicher bekannter Boulevard-Autoren zählten dazu, sondern auch Komödien von Shakespeare, Ionesco und Pinter.

Martin Woelffer, der Direktor der Kudamm-Bühnen zeigte sich von Spiers Tod tief betroffen: "Erst im September haben in der Komödie anlässlich seines 90. Geburtstags viele Freunde und Prominente auf sein Leben für das Theater und seine vielen Erfolge zurückgeblickt und mit ihm gefeiert. Wir verlieren nicht nur einen großen Künstler, sondern auch einen sehr guten Freund. Wir sind sehr traurig", sagte er.

Spiers letzte Regiearbeit "Der lustige Witwer" war erst im Januar im Theater am Kurfürstendamm zu sehen gewesen. Jahrzehntelang habe Spier mit seinem Humor und Können nicht nur diese Bühne, sondern das Unterhaltungstheater in ganz Deutschland geprägt, hob Woelffer hervor. Nach Angaben des Theaters starb Spier an einem Herzinfarkt. Ein Kondolenzbuch sollte ausgelegt werden.

Neben seinem Wirken auf der und für die Theaterbühne war Spier auch beim Fernsehen aktiv. So schrieb er etwa ein Stück TV-Geschichte als Regisseur der populären Sketch-Reihe "Ein verrücktes Paar" (ab 1977) mit Harald Juhnke und Grit Boettcher. An der Seite von Juhnke war Spier Mitte der 90er Jahre in dem Stück Stück "Sonny Boys" zu sehen, das zu einem Publikumsrenner wurde.

Spier wurde am 27. September 1920 in Frankfurt am Main als Sohn eines Psychologen geboren. Nach dem Abitur 1939 an einem Berliner Gymnasium wollte er eigentlich Medizin studieren, wurde aber wegen seiner jüdischen Herkunft nicht zum Studium zugelassen. Nach einer Banklehre arbeitete bis 1945 als Bankangestellter.

Im selben Jahr kam Spier dann zur Schauspielerei und nahm Unterricht. Sein erstes Engagement als Schauspieler und Regisseur hatte er von 1946 bis 1950 am Staatstheater Wiesbaden. 1950 kehrte er nach Berlin zurück und gründete mit später bekannten Schauspielern wie Horst Buchholz oder Eberhard Fechner den Theaterclub im British Centre. Bis 1955 war er dessen künstlerischer Leiter.

Spier spielte und inszenierte in seiner Karriere an zahlreichen Bühnen vor allem in Berlin, München und Hamburg, aber auch in Köln, Frankfurt oder am Düsseldorfer Schauspielhaus. Ab Anfang der 70er Jahre war er künstlerischer Leiter der Kleinen Komödie München. In dieser Funktion war er jahrelang auch an der Komödie und am Theater am Kurfürstendamm tätig.

Im Fernsehen sah man den Schauspieler in Filmen wie "Der Eismann kommt" (1968), "Drei Damen vom Grill" (ab 1977) "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" (1986) oder "Mrs. Harris fährt nach Moskau" (1987). Gute Kritiken erhielt Spier auch als Moderator der Quizshow "Wer dreimal lügt" (ab 1984).

Auch als Synchronsprecher war Spier gefragt. 2004 veröffentlichte er seine Autobiografie "Dabei fällt mir ein...". Er war seit 1991 in vierter Ehe mit Brigitte Fröhlich verheiratet. Zu seinen Auszeichnungen zählt unter anderem das Bundesverdienstkreuz und die Goldene Kamera.

dapd

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