Deutschlandpremiere von "Gólgota Picnic" am Hamburger Thalia-Theater
Protest hält sich in Grenzen
Die im Vorfeld kontrovers diskutierte Deutschlandpremiere von "Gólgota Picnic" ist erfolgreich verlaufen. Angekündigt waren massive Proteste, sogar eine Klage wurde eingereicht, das Stück sollte gestoppt werden.
Schon seit Tagen wird das Thalia-Theater von Hunderten von Protestmails überschwemmt. Initiiert und aufgerufen dazu hat die katholische Piusbruderschaft. Vor der Einfahrt zum Theater stand gestern nur eine kleine Gruppe von Protestlern singend in einer Mahnwache.
Thalia-Intendant Joachim Lux nahm die Proteste gelassen. Zum Stück selbst sagte Lux, dort würden keine religiösen Empfindungen beleidigt. Was nicht heißt, dass es eine vollkommen harmlose Veranstaltung sei: "Der Abend ist Hardcore. Mich hat das Stück aber persönlich tief berührt, als ich es zum ersten Mal sah. Im Kern ist es keine Religionskritik, sondern ein Stück über uns. Unsere Verschwendung, Überdruss, Perversität. Wir verwandeln die Welt in einen Gólgota Hügel."
Der argentinisch-spanische Regisseur Rodrigo Garcia rechnet in drastischen Bildern mit der westlichen Zivilisation ab. Tausende von Hamburgerbrötchen liegen wie ein Feld aus Brot auf der Bühne. Darauf eine Gruppe beim Picknick - "Gólgota Picnic", dem Schlachtfeld des Konsums. Ein gefallener Engel spricht. Selbst der Engel fürchtet die Menschen und rät ihnen: "Flieht voreinander!" Das harmlose Picknick entgleitet immer wieder in Bilder des Ekels, Nackte räkeln sich aufeinander, Fleisch wird durch einen Fleischwolf gedreht.In dem Gastspiel aus Madrid und Toulouse wirft Regisseur Rodrigo Garcia die Frage auf, inwieweit Religion Erlösung vom Bösen verheißen könne und ob sie nicht selbst Teil des sogenannten Bösen sei. García benutzt Bilder aus der Bibel mit Wucht und Drastik. Und in Mitten dieser theatralischen Sendung sitzt ein Mann nackt am Flügel und spielt Haydns "Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze" ewig lange, bis die letzte Melodie verklungen ist.
Das Publikum nahm das Stück unaufgeregt und ruhig auf. Am Ende gab es im ausverkauften Thalia in der Gausstraße lange Applaus und später eine sehr lebendige Publikumsdiskussion mit den Schauspielern, Joachim Lux und dem Rektor der Katholischen Akademie Hamburg, Hermann Breulmann.
Quelle: dapd