Vorwürfe des Machtmissbrauchs am Burgtheater Wien
Dem ehemaligen Intendanten des Wiener Burgtheaters, Matthias Hartmann, wurde von sechzig Mitarbeitern des Theaters Machtmissbrauch vorgeworfen. Mitarbeiter*innen aus allen Abteilungen des Theaters, benannten in einem offenen Brief, welcher in der österreichischen Tageszeitung der Standard veröffentlicht wurde, zahlreiche Fälle von sexueller Belästigung, Grenzüberschreitungen, Homophobie und Rassismus. Die Unterzeichner*innen beschreiben das Arbeitsklima als eine „Atmosphäre von Angst und Verunsicherungen“.
Hartmann war von 2009 bis 2014 Intendant des Wiener Burgtheaters, bis er wegen eines Finanzskandals entlassen wurde. Obwohl die Ensembleversammlung schon damals ihr Misstrauen gegenüber Hartmann aussprach, haben die neuen Vorwürfe „mit dem Finanzskandal nichts zu tun“, heißt es.
Laut den Mitarbeitern machte Hartmann während Proben sexualisierte Witze und benutzte rassistische Bezeichnungen. Er soll Schauspielerinnen, ungewollt berührt und homosexuelle Mitarbeiter homophob beleidigt haben. Die verbalen Angriffe richteten sich auch gegen Mitarbeiter aus dem Bereich der Technik. Problematisch soll auch seine Doppelfunktion als Regisseur und Theaterleiter gewesen sein, die zu konfliktbehafteten Situationen führte. Einjährige Verträge waren die Regel, Kündigungen und Nichtverlängerungen wurden häufig angedroht oder sogar ausgesprochen und dann zurückgenommen.
Der Brief sei auch ein Anruf „die Debatte um sexuelle Belästigung und das Ausnutzen von Hierarchiestrukturen nicht im medialen Durchlauferhitzer versickern zu lassen, sondern in unserem Theater, in anderen Theatern und in der Kulturbranche generell, personelle Machtballungen genauer zu betrachten und möglicherweise Strukturen zu überdenken.“
Matthias Hartmann lehnt die Vorwürfe nicht ab, sondern schmälert sie als Witze oder als „alltägliche Vorgänge in der Theaterwelt“ ab.