A World Stage – auf Kohle geboren
Die Ruhrfestspiele Recklinghausen unter Frank Hoffmann
Herausgegeben von Frank Hoffmann und Harald Müller
Paperback mit 304 Seiten, Format: 210 x 260 mm
ISBN 978-3-95749-135-0, Mit zahlreichen farbigen Abbildungen
Seit seiner Berufung zum Intendanten im Herbst 2004 hat Frank Hoffmann die Ruhrfestspiele Recklinghausen 14 Jahre lang entscheidend geprägt. Geboren aus einem Tauschhandel „Kunst gegen Kohle“ haben sich die Ruhrfestspiele zu einem der größten Theaterfestivals Europas entwickelt. Mit dem Ende des Steinkohlebergbaus im Jahr 2018, einer einschneidenden Zäsur auch für das Festival, verabschiedet sich Frank Hoffmann im Mai und Juni 2018 mit seinen letzten Festspielen. Anhand von Texten und Fotografien wird auf die vierzehn Festspieljahre unter der Leitung von Frank Hoffmann zurückgeblickt. Das künstlerische Konzept und die programmatische Ausrichtung der Ruhrfestspiele werden ebenso vorgestellt wie bedeutende Kooperationen mit internationalen und nationalen Theatern, Künstlern und Institutionen von 2005 bis 2018. Darüber hinaus kommen wichtige Wegbegleiter zu Wort, die eng mit den Ruhrfestspielen und ihrem Festspielleiter zusammengearbeitet haben.
Die digitale Ausgabe im Original-Layout:
Grußworte
Das Festival hat sich stets mit seiner Geschichte und der engen Verbindung zum Kohlebergbau identifiziert
Liebe Leserinnen und Leser,
wenn man an Hamburg denkt, dann denkt man nicht zwangsläufig an Kohle. Und wenn man an das Ruhrgebiet denkt, dann dachte man lange Zeit auch nicht zwangsläufig an Hochkultur, sondern vielmehr an Hochöfen. Eine Fügung des Schicksals sollte dazu führen, dass Hamburg und das Ruhrgebiet – trotz der gut 300 Kilometer dazwischen – näher zusammenrückten und Kohle und Hochkultur miteinander in Verbindung traten.
Der Gründungsmythos der Ruhrfestspiele besagt: Der Ursprung eines der ältesten Theaterfestivals Europas liegt in einem Akt der Solidarität, als Bergleute der Zeche König Ludwig 4/5 im harten Winter 1946/47 Kohle für die Hamburger Theater an der Besatzungsmacht „vorbeischleusten“. Im darauffolgenden Sommer bedankten sich die Hamburger Schauspieler mit einem Gastspiel im Ruhrgebiet bei den Bergleuten. Seither haben sich die Ruhrfestspiele zu einem richtungweisenden Theaterfestival entwickelt, ohne ihre kulturellen Wurzeln aus den Augen zu verlieren. Eine Besonderheit des Festivals liegt sicher darin begründet, dass es nicht „von oben“, also von einer höheren Instanz oder Institution oktroyiert wurde, sondern vielmehr „von unten“ geschaffen wurde, hervorgegangen aus einer einzigartigen Allianz. Das Festival hat sich stets mit seiner Geschichte und der engen Verbindung zum Kohlebergbau identifiziert. Seine Heimat war und ist das Ruhrgebiet. So haben auch viele Besucher noch immer intensive Verbindungen zum Bergbau. In industrieller Hinsicht war das Ruhrgebiet einst der Motor Europas, in kultureller Hinsicht setzt es längst Maßstäbe.
Und das verdanken wir kulturellen Glanzlichtern wie den Ruhrfestspielen, die auch international ausstrahlen, ohne ihre Herkunft, ihre Heimat, das Ruhrgebiet zu verleugnen. Vielmehr tragen sie ein Stück Ruhrgebiet in die Welt hinaus.
Seine Strahlkraft erlangt das Festival auch, weil es aktuelle politische und gesellschaftliche Themen sowie brennende Fragen der Zeit aufgreift, wie zuletzt mit den Programmen unter den Leitthemen „Mittelmeer – Mare Nostrum?“ 2016 und „Kopfüber Weltunter“ 2017.
Die Ruhrfestspiele wollen die Menschen mitnehmen und ein „Festival für alle“ sein. Mit ihrem Programm unter dem Leitgedanken „Qualität für alle“ erreichten die Ruhrfestspiele in den letzten Jahren über 80 000 Besucher, so viele wie nie in der Geschichte der Ruhrfestspiele zuvor.
Wenn Ende 2018 der deutsche Steinkohlebergbau schließt, bedeutet dies auch das Ende einer industriellen Ära. Zeitgleich endet auf dem „grünen Hügel“ die vierzehnjährige Ära von Frank Hoffmann als Intendant der Ruhrfestspiele, der das Festival zu dem gemacht hat, was es heute ist. Dafür gebührt ihm großer Respekt, hohe Anerkennung und aufrichtiger Dank!
Werner Müller
Frank Hoffmann hat sich von Anfang an in die Herzen unserer Stadt gespielt
Als Intendant hat er gezeigt, dass gutes Theater Spaß macht, bildet und gleichzeitig erfolgreich sein kann. Als Regisseur hat er die Ruhrfestspiele mit viel beachteten Inszenierungen bereichert. Die hohe Auslastung der Ruhrfestspiele war sein Werk. Künstlerisch war es mutig, vielfältig, qualitätsvoll, innovativ und es war erfolgreich. Auch wirtschaftlich stand das Theaterfestival unter seiner Leitung gut da.
Bereits in seiner ersten Spielzeit hat er das erste deutsche FRiNGE Festival ins Leben gerufen, das mittlerweile an vielen interessanten Spielorten außerhalb des Ruhrfestspielhauses läuft. In turbulenten Zeiten hat Hoffmann den Ruhrfestspielen klare künstlerische Identität gegeben und ein Publikum, das sich zurückgezogen hatte, wiedergewonnen.
Er hat Leichtigkeit dort verbreitet, wo es Probleme gab. Sie waren für ihn kein Hindernis, sondern Aufgabe. Große Künstlerinnen wie Isabelle Huppert waren von Beginn an dabei. Es kamen berühmte internationale und nationale Stars wie John Malkovich, Cate Blanchett, Jeff Goldblum, Juliette Binoche, Hannelore Elsner oder Edgar Selge. Weltberühmte Theater wie das Burgtheater mit seiner wunderbaren Recklinghäuser Intendantin Karin Bergmann oder Legenden wie Claus Peymann hat Frank Hoffmann nach Recklinghausen geholt.
Dass das Thalia Theater mit als Gründungstheater der Ruhrfestspiele dabei war, ist nicht nur aufgrund der Geschichte, sondern auch aufgrund der großen künstlerischen Qualität selbstverständlich. Dabei ist Hoffmann, das passt natürlich sehr gut zu den Ursprüngen des Festivals, ein echter „Kultur-Arbeiter“.
Er ist ein Spielmacher. Kaum ein Festival bringt so viele Uraufführungen auf die Bühne. Hoffmann hat die Zahl der Produktionen, es sind mehr als einhundert, fast verdoppelt. Auch die Zuschauerzahlen stiegen kontinuierlich und lagen in der letzten Saison bei fast 84 000. Den gesellschaftspolitischen Wurzeln der Ruhrfestspiele hat Hoffmann in seinen Konzepten stets Rechnung getragen. Solidarität, Mitgefühl und Mitmenschlichkeit in schwierigen Zeiten waren Themen.
Dies hat auch zu tun mit dem Gründungsspiel von Hamburger Theaterleuten im Hungerwinter 1946/47 in Recklinghausen, bei dem sie von Bergleuten Kohle gegen Kunst bekamen und Kunst gegen Kohle eintauschten. Dieser Respekt vor den „Arbeiterspielen“, die ihre weitere Entwicklung als großes europäisches Festival wichtig nehmen, ist mir auch als derzeit 1. Vorsitzender des Aufsichtsrates der beiden Gesellschafter DGB und Stadt Recklinghausen wichtig. Nicht nur in meiner bisherigen Zeit als Bürgermeister der Stadt haben mich die Ruhrfestspiele – zuletzt mit dem Festival „Kopfüber Weltunter“ – in den Bann gezogen.
„Mittelmeer – Mare Nostrum?“ als hochreflektiertes Theater war auch angesichts der Menschen, die über das Meer zu uns nach Recklinghausen geflohen sind, für mich sehr beeindruckend. Frank Hoffmann war in den Jahren seiner Intendanz ein echter großer Arbeiter für die Ruhrfestspiele. Dass er mit dem Ende des Steinkohlebergbaus in Deutschland eine Zäsur seiner Arbeit für die Ruhrfestspiele sieht, bedauern wir, ist aber konsequent.
Danke, Frank Hoffmann, es war uns eine Ehre.
Alles Gute weiterhin auch nach diesen 72. Ruhrfestspielen auf den Brettern, die die Welt ein Stück weit deuten und uns dazu bringen, dies auch zu tun.
Einen großen Dank auch an unseren Mitgesellschafter, an die Förderer, an den Hauptsponsor, an die Festspielsponsoren, an die Projektsponsoren, an die Unterstützer, an die Kooperationspartner sowie die Medienpartner.
Ohne Förderung und Unterstützung wären diese Festspiele nicht, was sie sind: das kulturelle Herzstück der Stadt für die Menschen von nah und fern.
Ein herzliches Glückauf
Ihr
Christoph Tesche
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Das Festival hat sich stets mit seiner Geschichte und der engen Verbindung zum Kohlebergbau identifiziertvon Werner Müller | Seite 6 |
Frank Hoffmann hat sich von Anfang an in die Herzen unserer Stadt gespieltvon Christoph Tesche | Seite 9 |
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2005 – 2018 |
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