Arbeitsbuch 11
Einar Schleef
Herausgegeben von Gabriele Gerecke, Harald Müller und Hans-Ulrich Müller-Schwefe
Paperback mit 235 Seiten, Format: 215 x 285 mm
ISBN 978-3-934344-12-9
Dieses Buch ist leider vergriffen
Als ich ihn am 5.Mai zum letzten Mal, wie sich herausstellen sollte, in seiner Archivwohnung in der Nußbaumallee im Berliner Westend besuchte, gab er mir am Schluß fünf Disketten mit, auf die er die Jahre 1953-1981 seines Tagebuchs gespeichert hatte. In Frankfurt druckte ich aus, Hunderte dichtbeschriebener Seiten, und las. Einiges kannte ich bereits. Vieles war neu. In den letzten Jahren war das Ab- und Neuschreiben des Tagebuchs zu einer Zuflucht vor den Unbilden der Welt, der Theaterarbeit, des eigenen Temperaments geworden. Nach "Gertrud" mit Mutters Stimme und nach dem Großessay "Droge Faust Parsifal" entstand endlich ein Textgebirge in der ersten Person: Ich, Einar Schleef aus Sangerhausen.
Er schrieb die alten Tagebücher ab und zu den Einträgen immer wieder Neues von hinterher, heute dazu, die "Kommentare". Diese Anordnung machte die Sache beweglich; einerseits die Chronologie, andererseits das Hineinsprechen in die Chronologie aus der Gegenwart, das ihm ganz selbstverständlich Korrektur, Nachtrag, Erweiterung, die Berücksichtigung von Begebenheiten und Überlegungen aus anderen Zeiten seines Lebens ermöglichte.
Das Tagebuchprojekt war ihm in der letzten Zeit vielleicht das allerwichtigste. Es sollte veröffentlicht werden, vollständig (auch wenn er betonte, über Kürzungen werde man reden können), mit zugeordneten Fotos und Zeichnungen. Ein Vermächtnis, so habe ich ihn verstanden.
Während der Trauerfeier am Fuß der Barbarossa-Höhle nahe Sangerhausen lud Harald Müller Gabriele Gerecke und mich als Mitherausgeber eines Arbeitsbuches ein, welches Tagebuchaufzeichnungen Schleefs mit Erinnerungen an ihn und Überlegungen zu seinem Werk vereinen sollten. Dafür wählte ich Auszüge aus dem Tagebuch aus: unterschiedliche Aspekte, Zusammenhängendes, eher längere, selbständig funktionierende Texte. Es ergab sich eine gewisse Bevorzugung der "Kommentar"-Ebene, also derjenigen Texte, die Einar Schleef, sein Tagebuch überarbeitend, in den letzten zwei, drei Jahren geschrieben hatte. Wir danken denen, die für dieses Buch gearbeitet, geschrieben und fotografiert, bzw. Materialien zur Verfügung gestellt haben. Die sich gefragt haben: Wie war die Zeit mit ihm? Wie war er? Welches sind die Impulse, die von seiner Arbeit ausgegangen sind, ausgehen werden?
Das Arbeitsbuch ist auch ein Erinnerungs- und Schmerzbuch. Vollständigkeit war nicht angestrebt. Mühe und Beeilung aller Beteiligten haben sich, hoffen wir, gelohnt.
Hans-Ulrich Müller-Schwefe
Kapitel | Seite |
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Kapitel | Seite |
Tagebuch 1953 | |
Meine Schleef-Mappe.Einar Schleefs Berliner Bühnenbildner-Jahrevon Friedrich Dieckmann | Seite 20 |
Tagebuch 1960 | |
Theater des KonfliktsEinarSchleef@post-110901.de Teil 1von Hans-Thies Lehmann | Seite 42 |
Teil 2von Hans-Thies Lehmann | Seite 47 |
Tagebuch 1961 | |
Herakles auf dem Trampolin.Einar Schleef als Schauspiellehrervon Thomas Thieme | Seite 68 |
Prager Unterrichtsstunde(Oktober 1966)von Lothar Trolle | Seite 69 |
Alles oder nichtsvon Barbara Honigmann | Seite 71 |
Frühe Begegnungvon Ricarda Bethke | Seite 72 |
Tagebuch 1963 | |
"Ich war da, aber das Theater war weg!"von Bernd Böhmel | Seite 94 |
Tagebuch 1964 | Seite 98 |
Tagebuch 1966 | |
Aus Dionysos' Geschlechtvon Hans Jürgen Syberberg | Seite 112 |
Tagebuch 1976 | |
Sangerhäuser Nachbarschaftvon Emmy Langer | Seite 128 |
Sangerhausen 1970/72Fotografien von Einar Schleef | Seite 129 |
Sangerhausen 2001Fotografien von David Baltzer | Seite 129 |
Einar "zu Hause".Ein kleiner Baedekervon Carl Buchner | Seite 146 |
Eine Skizzevon Lena Inowlocki | Seite 152 |
Vom Eintauchen in radikal subjektive Weltenvon Tatjana Turanskyj | Seite 154 |
Erinnerungen an die Frankfurter Zeitvon Miriam Dreysse | Seite 155 |
Die Akte Schleefvon Matthias Beltz | Seite 157 |
Kompromisslosigkeit als Existenzbedingungvon Martin Löw-Beer | Seite 159 |
Tagebuch 1977 | |
An Einar denkendvon Etel Adnan | Seite 170 |
Ecce Homovon Wolfgang Storch | Seite 171 |
"Faust als Emigrant".Mit Einar Schleef in New Yorkvon Hanna Laura Klar | Seite 174 |
Tagebuch 1978 | |
Brief aus Kopenhagen, 2.3.1996von Ruth Dinesen | Seite 192 |
"Das ist doch kein Drama".Wie Einar Schleef 1986 in Frankfurt das Theater abschaffte. Martin Wuttke und Carl Hegemann erinnern sichvon Carl Hegemann und Martin Wuttke | Seite 192 |
Die liebeskranken Traumtänzer.Ekstase als System oder die ganze Tragödie im V. Akt: Schleefs "Salome"von Andreas Wilink | Seite 197 |
Die Kunstform der zivilisierten VerständigungOder warum es in Schleefs Theater keine Statisten gabvon Bibiana Beglau | Seite 200 |
Die Auferstehung des Tragischenvon Frank M. Raddatz | Seite 202 |
Wessis in Weimarvon Bernd Freytag | Seite 203 |
Tagebuch 1981 | |
Sprach-Räume.Sangerhausen und Todtnaubergvon Sabine Reich | Seite 210 |
Grabschrift für Einar Schleefvon Holger Teschke | Seite 215 |
Sportstückvon Rita Thiele | Seite 216 |
Der Herr der Burgvon Hermann Beil | Seite 218 |
Im Grüneburgparkvon Thomas Trescher | Seite 219 |
Eine Zeichnungvon Gerald Zschorsch | Seite 219 |
Beseelt vom Ungenügen an der Welt."Götz" - "Neunzehnhundertachtzehn" - "Verratenes Volk"von Wolfgang Behrens | Seite 220 |
Mittwoch, 15. August 2001,Sangerhausen Fotografien von Rainald Goetzvon Rainald Goetz | Seite 225 |
In deinen Wagen springe ich, Sturm.Einar Schleefs Begräbnisvon Birgit Lahann | Seite 232 |