Radikal jung 2020
Das Festival für junge Regie
Herausgegeben von Jens Hillje, C. Bernd Sucher und Christine Wahl
Taschenbuch mit 112 Seiten, Format: 122 x 207 mm
ISBN 978-3-95749-278-4
- 12 neue Regiehandschriften
In ausführlichen Werkporträts werden in diesem Buch junge Künstlerinnen und Künstler vorgestellt, die schon jetzt die Theaterlandschaft von morgen prägen. Das renommierte Münchner Festival für den professionellen Regienachwuchs Radikal jung hat auch 2020 wieder neue Inszenierungen ausgewählt, um die größtmögliche Bandbreite von Interessen, Herangehensweisen und Zugriffen einer jungen Generation von Theatermacherinnen und Theatermachern zu prästentieren. Wenn auch das Festival, der Gefahr Rechnung tragend, die vom Corona-Virus ausgeht, in diesem Jahr nicht stattfinden kann, bilden die vorgestellten Inszenierungen aus dem ganzen deutschen Sprachraum doch die stetige Veränderung der Stadt- und Staatstheaterlandschaft ab.
Jedes Frühjahr beim Festival Radikal jung ist das Münchner Volkstheater mit seinem Intendanten Christian Stückl Gastgeber für junge Theatermacher*innen, die mit ihren Arbeiten die deutschsprachige Theaterlandschaft in den kommenden Jahren prägen werden. Seit 2005 kann das Publikum hier die künstlerische Erneuerung und Weiterentwicklung des deutschsprachigen Theaters verfolgen und teilhaben am Streit um die Zukunft der darstellenden Künste in der Auseinandersetzung mit neuen gesellschaftlichen Realitäten. In diesen Jahren ist Radikal jung zum wichtigsten und größten Festival für junge Regisseur*innen geworden.
In ihrer künstlerischen Kritik des Gegenwärtigen und ihrer Arbeit am Zukünftigen versammeln die eingeladenen Inszenierungen sehr unterschiedliche Formen, um auf die Herausforderungen einer politisch polarisierten Zeit zu reagieren. Die Künstler*innen setzen sich mit Traditionen ihrer Kunst auseinander, entwickeln andere Perspektiven und gelangen zu neuen Erzählungen und Bildern von der vielfältigen und konfliktreichen Welt, in der wir heute leben.
Bonn Park eröffnet mit der Inszenierung „Das Deutschland“ das Festival mit einer leise bösen Bestandsaufnahme deutscher Zustände in formvollendetem Horror. Es testen Anta Helena Recke mit „Die Kränkungen der Menschheit“ und Daniel Cremer mit „The Miracle of Love“, von den bildenden und performativen Künsten inspiriert, die Grenzen der Theaterkonventionen. Florentina Holzingers „Tanz“ und caner tekers „Kırkpınar“ erweitern den Theaterkosmos um ihre intensiven und befreienden Auseinandersetzungen mit Körperbildern. Sasha Marianna Salzmann (mit „Oder: Du verdienst deinen Krieg“) und Selen Kara (mit „I love you, Turkey!“) inszenieren in ihren deutschsprachigen Erstaufführungen israelischer und türkischer Autor*innen allgemeingültige Erfahrungen aus einer deutschen postmigrantischen Perspektive im Vertrauen auf die theatrale Übersetzbarkeit von Texten.
Mit ihren weitreichenden Formsuchen befragen Lucia Bihler mit „Hedda Gabler“ und Rieke Süßkow mit „IKI.Radikalmensch“ die Grenzen des Humanen. Katrin Hammerl erzählt in „Wiederauferstehung der Vögel“ wie auch Max Pross in „Das Totenfest“ von historischen schwulen Figuren; sie machen eine Geschichte des verbotenen Begehrens auch in seinen kolonialen Verstrickungen erfahrbar. Das Festival schließt mit „Der Boxer“ von Ewelina Marciniak, die eine polnische Erzähltheatertradition für das deutschsprachige Theater erschließt, um den europäischen Antisemitismus in einer transnationalen Perspektive zu verhandeln.
Allen gemeinsam – wenn auch jeweils in der Art und Weise sehr unterschiedlich – sind die Zugriffe der Regie aus einer politischen Haltung, feministisch, queer, kritisch auf ein sehr altes Medium der Selbstverständigung menschlicher Gesellschaften: das Theater. Heute mehr denn je werden die stehenden Bühnen zum Ort eines hoffentlich geduldigen Austauschs über die Gegenwart unserer offenen und demokratischen Gesellschaft in Zeiten der Krise und einer hoffentlich neugierigen Suche nach dem Neuen.
Mein Dank gilt dem Münchner Volkstheater und meinen Mitkurator* innen Christine Wahl und C. Bernd Sucher.
Jens Hillje
Sprecher* der Jury
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Zum Festival (Vorwort)von Jens Hillje | Seite 7 |
Falscher Mann, richtige Optik: Hedda Gabler von Henrik Ibsen. Regie Lucia BihlerPremiere 27. September 2019 Münchner Volkstheater. Bühne Jana Wassong, Kostüme Laura Kirst, Dramaturgie Mats Süthoff, Musik Jörg Gollaschvon Christine Wahl | Seite 9 |
Die Kunst der radikalen Sanftheit: The Miracle of Love/Das Wunder der Liebe von Daniel Cremer. Uraufführung 1. November 2019Choreografie Kristianne Salcines, Kostüme Aviv Shalem (Asis d’Orange) und Melanie Bonajo, Dramaturgie Anna Wagner und René Michaelsen, Musik L/N/A (Elena Vignanelli) und Rory Mac Néill Aodhavon Gabi Hift | Seite 17 |
Die Erkundung von Begehren und Betrug: Wiederauferstehung der Vögel von Thiemo Strutzenberger, basierend auf „Tropenliebe“ von Bernhard C. Schär. Uraufführung 24. Januar 2020 Theater BaselBühne und Kostüme Lisa Däßler, Choreografie Gina Gurtner, Licht Roland Heid, Dramaturgie Michael Billenkamp, Musik Club Für Melodienvon C. Bernd Sucher | Seite 27 |
Florentina Holzinger – TanzKoproduktion: Münchner Kammerspiele, Spirit und Tanzquartier Wien, Spring Festival, Theater Rotterdam, Künstlerhaus Mousonturm. Bühne Nikola Knezevic, Dramaturgie Renée Copraij, Sara Ostertagvon Christine Wahl | Seite 36 |
Im Vollwaschgang: I love you, Turkey! von Ceren Ercan. Regie Selen KaraDeutschsprachige Erstaufführung 7. Dezember 2019 Staatstheater Nürnberg. Bühne Lydia Merkel, Kostüme Anna Maria Schories, Dramaturgie Christina Zintl, Musik Vera Mohrsvon Christian Rakow | Seite 43 |
König ohne Reich: Der Boxer nach einem Roman von Szczepan Twardoch Bearbeitung von Jarosław Murawski. Regie Ewelina MarciniakNach einem Roman von S. Twardoch. Uraufführung 14. September 2019. Bühne M. Kaczmarek. Kostüme J. Kornacka. Dramaturgie S. Meister, J. Murawski. Musik J. Duszyskivon Georg Kasch | Seite 52 |
Im Gruselkabinett: Das Deutschland von Bonn Park. Regie Bonn ParkUraufführung 17. Januar 2020 ETA Hoffmann Theater Bamberg. Bühne und Kostüme Julia Nussbaumer, Dramaturgie Victoria Weichvon Christian Rakow | Seite 62 |
Max Pross – Das Totenfest nach Jean GenetBühne Mara-Madeleine Pieler. Kostüme Clarissa Freiberg. Dramaturgie Finnja Denkewitz. Musik Raphaela Andradevon C. Bernd Sucher | Seite 70 |
Zentrale Perspektiven: Die Kränkungen der Menschheit von Anta Helena Recke. Uraufführung 26. September 2019 Münchner KammerspieleKoproduktion von Münchner Kammerspiele, HAU Hebbel am Ufer Berlin, Kampnagel Hamburg, Mousonturm Frankfurt. Bühne Carlo Siegfried. Kostüme Pola Kardum. Dramaturgie Valerie Göhring. Musik Luca Mortellavon Matthias Dell | Seite 78 |
Amazonen der Erinnerung: Oder: Du verdienst deinen Krieg (Eight Soldiers Moonsick) von Sivan Ben YishaiUraufführung 8. November 2019 Maxim Gorki Theater, Berlin. Regie Sasha Marianna Salzmann. Bühne und Kostüme Cleo Niemeyer. Dramaturgie Rebecca Ajnwojner .von Eva Behrendt | Seite 86 |
Was mich interessiert, ist die Konstruktion: IKI. Radikalmensch von Kevin Rittberger. Regie Rieke SüßkowUraufführung 6. September 2019 Theater Osnabrück im Rahmen des Festivals Spieltriebe. Bühne Lukas Fries. Kostüme Marlen Duken. Dramaturgie Karin Nissen-Rizvanivon Harry Lehmann | Seite 94 |
Unnachgiebiges Aufweichen: Kırkpınar von caner teker. Premiere 10. Januar 2020 Sophiensæle, BerlinRegie und Choreografie caner teker. Dramaturgie Isabel Gatzke. Musik Lou Drago, Valerie Anna Zwobodavon Christine Matschke | Seite 102 |
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