Arbeitsbuch 15
stets das Ihre
Elfriede Jelinek zum 60. Geburtstag
Herausgegeben von Brigitte Landes
Paperback mit 152 Seiten, Format: 215 x 285 mm
ISBN 978-3-934344-69-3
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Das Schwein habe nichts dagegen, auf diese Weise prominent zu werden, begründete Elfriede Jelinek die Erlaubnis, es hier ans Licht der Öffentlichkeit zu zerren. Sonst flitzt es als Signet unter ihren e-mails durch den Orbit und ist deshalb vielen eine liebe Computerbekanntschaft. Niemand antwortet so umgehend auf e-mails wie Elfriede Jelinek. Sie b leibt niemandem etwas schuldig. Und sie ist schnell, schlagfertig, präzise und witzig und löst ein, was das kleine Schwein mit ausgesuchter Höflichkeit signalisiert: „stets das Ihre".
Ich frage mich, ob es nicht eher unhöflich ist, den 60. Geburtstag zum Anlaß zu nehmen, ein Arbeitsbuch über sie herauszubringen. Frauen verschweigen doch inzwischen von ihrem 40. Geburtstag an ihr Alter. Aber Elfriede Jelinek verschweigt es nicht.
Wir gratulieren! Mit einem Arbeitsbuch, das sich vor allem mit ihren Theatertexten beschäftigt und der damit zusammenhängenden Theaterarbeit. Es gibt vieles, das unerwähnt bleibt: der Film, die Hörspiele, Essays, die Romane und ihr sich ständig veränderndes Werk auf ihrer Homepage, derzeitiger Umfang 1.600 Druckseiten, ca. 750 Bilder. „Aktuelles, Notizen, Theater, Prosa, Zum Theater, Zur Musik, Zur Kunst, Zum Kino, Zu Politik und Gesellschaft, Vermischtes". Die Homepage ist die Werkausgabe, die die Autorin in Buchform verweigert. Ein Besuch ist zu empfehlen.
Über ihre Stücke heißt es in der Rede zur Verleihung des Nobelpreises 2004 von Horace Engdahl: „Literarische Genres scheinen unter der Hand Jelineks völlig zu verschwinden. Ihre Stücke sind nicht Drama, sondern eher gesprochenes Wort, befreit von der Tyrannei dramatischer Rollen. Verwundert entdecken Regisseure, daß sie ihnen Material an die Hand gibt, das Theater zu revolutionieren." Das Theater hat sich mit Elfriede Jelinek verändert. Viel hat sie in Bewegung
gebracht, den Regisseur zum Co-Autor emanzipiert, die Schauspieler aus dem 19. Jahrhundert befreit, sie spricht dem Text die Definitionshoheit über das Theaterereignis ab, die Inszenierung ist es, die es zu beurteilen gilt.
Mit dem Verbot, ihr letztes, kürzlich in einer Voraufführung am Thalia Theater in Hamburg zu besichtigendes Stück „Ulrike Maria Stuart" als Theatertext zu veröffentlichen, sprengt sie die letzte Bastion bürgerlicher Theaterkritik und -rezeption. Ihr Stück ist das, was auf der Bühne zu sehen ist und zu sehen sein wird. Das Stück wird sich als viele Stücke, als russische Puppe, in der viele andere stecken, beweisen. Sie gibt dem Theater, was des Theaters ist, schreibt und läßt handeln, liefert sich aus. Werktreue? So wird man nicht zur Klassikerin. Oder ist sie eine? Denn mit den Klassikern macht das Theater ja auch, was es will!
„stets das Ihre" stellt sich zur Verfügung und wahrt höfliche Distanz. Dieses ironische Signet lädt in großer Offenheit zur Auseinandersetzung ein, mit dem, was sich dahinter verbirgt. Die Autorin kann sich mit dem Ihren zurückziehen. Schließlich geht es bei einem Arbeitsbuch weniger um ihre Person als um ihre Arbeiten. Vor allem also um „das ihre", das hier so unterschiedlich betrachtet und behandelt wird. Das Arbeitsbuch zu Elfriede Jelinek fügt sich ein in die Reihe personenbezogener Arbeitsbücher im Verlag Theater der Zeit, zu Thomas Brasch (2004), Einar Schleef (2002), Volker Braun (1999), Bertolt Brecht (1998) und Heiner Müller (1996).
Ich bedanke mich bei Harald Müller, der dieses Buch initiiert hat, sowie bei allen, die geschrieben, Gespräche geführt, komponiert, Material zur Verfügung gestellt und mitgedacht haben, dafür, daß dieses Buch zustande kommen konnte.
Dank an Elfriede Jelinek und an Ihrer aller Großzügigkeit.
Brigitte Landes
Kapitel | Seite |
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Kapitel | Seite |
„Ein Schreiben findet hier nicht statt“von Delf Schmidt | Seite 7 |
Vor oder nach der Personvon Hanna Schygulla | Seite 8 |
Eine Erinnerung an Salzburg 1998, wo der Erzbischof gegen sie predigte, wo ihr Bild vom Festspielhaus abgerissen wurde –und wo sie in den Köpfen und Herzen siegtevon Ivan Nagel | Seite 9 |
Unsichtbare Familien. GespensterDer Dramaturg und sein Regisseur über Jossi Wielers Inszenierungen vonvon Tilman Raabke und Jossi Wieler | Seite 10 |
Celebrity Deathmatch (Einakter)von Robin Detje | Seite 15 |
e-mails im BabelturmÜberlegungen zu „Babel“, zur Schwelle zwischen Text und Bild und den Grenzen der Analysevon Tilman Raabke und Bärbel Lücke | Seite 16 |
Ich bin die LiebesmüllabfuhrDer Journalist und Autor im Gespräch mit der Schriftstellerin über den Nobelpreis, das Kaffeehaus als Körperverletzung und andere Kränkungenvon Elfriede Jelinek und André Müller | Seite 21 |
Der Jogger. Skizze zu „Ein Sportstück“von Einar Schleef | Seite 29 |
Jelineks TempoDie Autorin und Filmemacherin über Elfriede Jelineks Sprache als Form der Umgestaltung von Zeichen und Gesten und Intonation des Verschiedenenvon Eva Meyer | Seite 32 |
Die Heimat, der Tod und das Nichts42.500 Zeichen über die Heimatdichterin Elfriede Jelinek: kurz und bündigvon Joachim Lux | Seite 34 |
Ich geht nicht mehr langeVorschläge zur Musealisierung Elfriede Jelineksvon Robin Detje | Seite 47 |
Die Entweihung der heiligen ZonenAktualisierte Rede zur Verleihung des Heinrich-Heine-Preises an Elfriede Jelinek im Jahr 2002von Stefanie Carp | Seite 48 |
„Die nie heilende Wunde Sprache“Laudatio zur Verleihung des Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreises 2003 an Elfriede Jelinekvon Brigitte Landes | Seite 53 |
TriptychonAus dem Skizzenblock der Bühnenbildnerin zu Jossi Wielers Inszenierung von „MACHT NICHTS“von Anna Viebrock | Seite 56 |
Rücksichtslos assoziierende PoesieNotizen zu den Uraufführungen von „Clara S.“, „Burgtheater“ undvon Karl Baratta | Seite 57 |
was weiß schon eine fremdevon Sissi Tax | Seite 60 |
Das ist mir sowas von egal!Wie kann man machen sollen, was man will? – Über die Paradoxie, Elfriede Jelineks Theatertexte zu inszenierenvon Nicolas Stemann | Seite 62 |
Dartspielen auf SchwedischEin nachträglicher Glückwunsch zum Literatur-Nobelpreis nebst Überlegungen zu Yamamoto-Leibchenvon Sibylle Berg | Seite 69 |
Erscheinung aus dem DunkelWarum Elfriede Jelinek für Denunziationen im einfachen Sinn nicht zu haben istvon Ina Hartwig | Seite 70 |
Der Jelinek-Tripvon Marion Breckwoldt | Seite 73 |
Der stumme Mann fängt an zu redenDer Schauspieler über seinen Zugang zu Jelinek-Stückenvon André Jung | Seite 74 |
Jelineks Stücke zu spielen, hat mitÜber weibliches Sprechen, die Rolle des Kulturbetriebs – und eine Anekdote von Virginia Woolfvon Brigitte Landes und Barbara Nüsse | Seite 76 |
Lockvogel für VoyeureDie Geschichte einer Begegnung mit „Lust“ auf der Hamburger Reeperbahnvon Christina Weiss | Seite 79 |
Manifestationen des WortesEine gelungene Fehlbesetzung auf politischen Demonstrationenvon Doron Rabinovici | Seite 82 |
Zwei Zeichnungen für Elfriede Jelinekvon VALIE EXPORT | Seite 84 |
Vom Glück des ScheiternsReflexionen rund um die Elfriede-Jelinek-Gesamtausgabe im Bücherregalvon Ernst M. Binder | Seite 85 |
Parsifals Irrfahrt nach AfrikaZu Elfriede Jelineks Text „Parsifal in Afrika“ für die Theaterinstallation „Area 7. Eine Matthäusexpedition von Christoph Schlingensief“von Bärbel Lücke | Seite 89 |
Elfriede aus der WüsteDie Übersetzerin im Umgang mit Jelineks Sprache und auf der Suche nach amerikanischen Parallelweltenvon Gitta Honegger | Seite 97 |
Let’s talk about birth, sex and death„Sleeping Beauty“: process to performancevon Yana Ross | Seite 104 |
WerksbesuchWer in Elfriede Jelineks Haus eintritt, der tritt in ihr Werk ein und steht mitten im Lebenvon Christoph Schlingensief | Seite 107 |
Zwischen ZweiVom Anfangen ohne Ende, ohne Anfangvon Ulrike Haß | Seite 109 |
Über Tierevon Elfriede Jelinek | Seite 115 |
Komm sing mit ...von Olga Neuwirth | Seite 129 |
Werkregister | Seite 148 |
Namensregister | Seite 149 |
Autoren | Seite 150 |
Impressum | Seite 152 |
Zum Herausgeber
Brigitte Landes
Weitere Beiträge von Brigitte Landes
„Die nie heilende Wunde Sprache“
Laudatio zur Verleihung des Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreises 2003 an Elfriede Jelinek
Jelineks Stücke zu spielen, hat mit
Über weibliches Sprechen, die Rolle des Kulturbetriebs – und eine Anekdote von Virginia Woolf
Bibliographie
Beiträge von Brigitte Landes finden Sie in folgenden Publikationen:
Arbeitsbuch 15
stets das Ihre
Elfriede Jelinek zum 60. Geburtstag
Jeden Monat die wichtigsten Themen bei Theater der Zeit
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