Magazin
Warum Milo Rau das Kino mit seiner Mischung aus Emotion und Analyse nicht nur für seine utopische Dokumentation „Das neue Evangelium“ besser brauchen kann als das Theater
von Fritz Göttler
Es ist Nacht, die Jünger Jesu liegen zusammen, als wären sie ein Haufen Säcke. Es ist die Nacht am Ölberg. Im Dunkel blitzen plötzlich Autoscheinwerfer auf, die Polizei kommt, gekleidet als römische Zenturionen. Der weitere Ablauf der Szene ist bekannt, Judaskuss und Festnahme. Der Mythos der Passion ist offen nach allen Seiten, die Zeiten schieben sich ineinander. Es ist ein toller surrealer Moment, das heißt auf verrückte Weise realistisch, wie beim späten Luis Buñuel.
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aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 2/2021
Theater trifft Kino
Wenn Theater auf Kino trifft: Über die Hybridkunst des Bühnenfilms
von Fritz Göttler
Was für ein Mischmasch, klagt der Schauspieler, er steht im Hintergrund der Bühne, weiß geschminkt, in einem Rüschenkleid, wirft ab und zu einen Blick hinüber in den erleuchteten Zuschauerraum, wo in ziemlich großer Entfernung der Regisseur steckt. Er wartet auf sein Stichwort, wie er das gewohnt ist im klassischen Theaterbetrieb.
Der Mischmasch ist zum großen Teil pandemisch bedingt, aber nicht nur. Mit der Reinheit der Kunst ist es schon seit Langem vorbei, nicht nur im Theater, den ganzen…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 1/2021
Magazin
Elfriede Jelinek: Eine Partie Dame. Hg. von Wolfgang Jacobsen und Helmut Wietz. Verbrecher Verlag, Berlin 2018, 189 Seiten, 15 EUR.
von Fritz Göttler
Andzrejs Lokal im 1. Bezirk von Wien ist der Mittelpunkt dieser Geschichte „Eine Partie Dame“, die Elfriede Jelinek als Drehbuch geschrieben hat, Anfang der Achtziger. Der Mittelpunkt der Stadt. Andzrej Weintraub, „ein polnischer Jid“, mittleres Alter, Einzelgänger, selbstbewusst, umgänglich, großzügig, stellt sich auch mal an den Herd. Ein kommunistischer Idealist, der elektronische Produkte an die DDR verkauft. Manchmal kann er auch sehr brutal sein.
Andzrejs Lokal ist der Treffpunkt der…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2018