Heft 05/1994
Theatermacher über ihre Arbeit
Broschur mit 96 Seiten, Format: 215 x 285 mm
ISSN 0040-5418
Heiner Müller im Gespräch mit Holger Teschke: Deine letzte Empfehlung an Kollegen war, sich angesichts der Unübersichtlichkeit der Verhältnisse erst einmal in der Kunst des Wartens zu üben. Galt das nur in Hinblick auf das Schreiben oder wird auch das Theater für dich mehr und mehr zu einer Art Wartesaal auf einem stillgelegten Bahnhof, einem Ort, der aus der Zeit herausgefallen ist, und in dem man Zeit hat, nachzudenken?
Kann ich nur bestätigen.
Dann muß ich kürzere Fragen stellen.
Nee, wieso, das wär doch gut, ein Gespräch, wo die Antworten nur Ja oder Nein lauten. Allerhöchstens: Vielleicht. Das schönste wäre ein Interview, das alle Fragen sammelt, auf die man überhaupt keine Antwort hat.
Gut. Als I990 der Abwicklungsprozeß der DDR begann, hast du vor einem Sieg der Ökonomie über die Kunst gewarnt, der Europa in eine kulturelle Wüste verwandeln würde. Ein Blick nicht nur nach Osteuropa zeigt, daß diese Verwüstung in einem Tempo vor sich geht, das selbst eingefleischte Katastrophenliebhaber kaum für möglich gehalten hätten. Kann man angesichts dieser Beschleunigung auf den großen alten Schlachtschiffen der abendländischen Kultur, den Opernhäusern und Theatern, eigentlich noch etwas anderes liefern als Rückzugsgefechte?
Das ist schwierig. Ich hab nicht das Gefühl, daß es um Rückzugsgefechte geht. Höchstens in dem Sinn, daß das Theater wieder sein Minimum finden muß, seinen Nullpunkt, von dem aus es wieder Schritte machen kann. Ich weiß nicht wohin, aber gerade deshalb ist es wichtig, den Nullpunkt wieder zu finden, vor allem für die Schauspieler. Hermann Beyer zum Beispiel schimpft während der Proben immer auf mich, aber das ist in Ordnung, das gehört auch zur Arbeit. Warum es ihm wichtig ist, ab und zu mit mir zu arbeiten, hat er einmal so formuliert: weil er da gezwungen ist, sich auf sein Minimum zu besinnen. Die Hauptsache ist Weglassen.
[...].
Aus Theater muß wieder seinen Nullpunkt finden. Heiner Müller im Gespräch mit Holger Teschke, S. 6
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Nachspiel | Seite 2 |
Die Verstellungvon Volker Braun | |
Theatermacher über ihre Arbeit | |
Theater muß wieder seinen Nullpunkt findenHeiner Müller und Holger Teschke im Gesprächvon Heiner Müller und Holger Teschke | Seite 6 |
Tendenz: Gegen NullNotiz zu "Quartett"von Martin Linzer | Seite 12 |
Die Kunst der WiederholungChristoph Marthaler im Gespräch mit Matthias Lilienthalvon Matthias Lilienthal und Christoph Marthaler | Seite 14 |
Theater gegen die Deckgebirge der FormenÜber Konstanze Lauterbachvon Michael Hametner | Seite 20 |
Die Versuchung heißt BaalBrecht am Schauspiel Leipzigvon Ingeborg Pietzsch | Seite 26 |
Theaterarbeit zwischen Ost und West1922/1994von Cornelia Schmaus | Seite 28 |
Theaterarbeit zwischen Ost und WestNachgefragt 1994:von Ingeborg Pietzsch und Cornelia Schmaus | Seite 30 |
Report | Seite 32 |
Unten, wo's hell istTheaterarbeit in Moersvon Ulrich Deuter | |
Kurzkritiken | |
Viermal Nora?Vorpommersche Landesbühne Anklam: "Nora" von Ibsenvon Martin Linzer | Seite 38 |
Faszinosum FranzBühnen der Stadt Gera: "Die Räuber" von Schillervon Matias Mieth | Seite 39 |
Kostüme, die fesselnTAT Frankfurt: "Frida Parmeggiani" von Frida Parmeggianivon Arnd Wesemann | Seite 40 |
Anwesenheit des RealenKaaitheater Brüssel: "Philiktet-Variation" von André Gide, Heiner Müller, John Jesurunvon Arnd Wesemann | Seite 42 |
Warte, daßTanztheater Wuppertal: "Auf nach Wien. Ein Trauerspiel (Tanzabend II)"von Ulrich Deuter | Seite 44 |
Leben. SterbenSchauspielhaus Düsseldorf: "Die vom Himmel Vergessenen" von Ekaterina Tomowavon Ulrich Deuter | Seite 45 |
Kochende Gefühle zwischen kalten KachelnTheaterverein "Argos" Wien: "Monsieur X oder Die witwe des Radfahrers" von Stefan Schützvon Wolfgang Huber-Lang | Seite 46 |
MilitärstützpunktOpernhaus Zürich: "Otello" von Giuseppe Verdivon Nora Eckert | Seite 47 |
Zu verbindlichLandestheater Dessau: "Mahagonny-Songspiel" von Kurt Weill und Bertolt Brechtvon Dietmar Fritzsche | Seite 48 |
Berlin | Seite 50 |
Grazkunst!Made in Berlin by Fabian und Petrasvon Jens Knorr | |
Kinder- und Jugendtheater | Seite 53 |
Krieg, Komödie und OperLiesbeth Coltof am Huis aan de Amstel in Amsterdamvon Karin van Herwijnen | |
Figurentheater | Seite 58 |
Märchen, Komödien und...9. Internationale Festwoche des Figurentheaters in Stuttgartvon Gisela Ullrich und Andrea Kachelrieß | |
Diskussion | Seite 60 |
Das pazifistische Programm ist abgestürzt -25 Jahre '68von Friedrich Dieckmann, Frank M. Raddatz, Peter Schneider, Slobodan Šnaider und Peter Chotjewitz | |
Premierenkalender | Seite 66 |
Mai / Juni 1994 | |
Diskussion | Seite 68 |
Heute nix Banane. Banane kaputtStefan Schütz feiert mit Frank M. Raddatz und einer Flasche Whiskey seinen 50. Geburtstag und diskutiert über den Gedankenstrichvon Frank M. Raddatz und Stefan Schütz | |
Stück | Seite 71 |
WERWÖLFEvon Stefan Schütz | |
Meldungen | Seite 88 |
Magazin | |
George Tabori wird 80von Kathrin Tiedemann | Seite 90 |
Tanz aus Israelvon Volkmar Draeger | Seite 90 |
Das andere Theater(DAT Berlin)...von Ingeborg Pietzsch | Seite 90 |
Fidena 94von Silvia Brendenal | Seite 91 |
25 Jahre "Verlag der Autoren"von Kathrin Tiedemann | Seite 92 |
"verehrt, verfolgt, vergessen -Schauspieler als Naziopfer"von Jochanaan Christoph Trilse-Finckelstein | Seite 92 |
Bücher | Seite 93 |
Boris Blacher 1903-1975. Dokumente zu Leben und Werk.Zusammengestellt und kommentiert von Heribert Henrich. Henschel Verlag Berlin 1993, 192 S.von Nora Eckert | |
Florian Vogelfrei. Katalog und MaxisingleHg. von Schloß Bröllin, Bröllin 1993von Kathrin Tiedemann | |
Kolumne | Seite 95 |
Mal ehrlich - brauchen wir Theater?von Martin Linzer | |
Autoren | Seite 96 |
Impressum | Seite 96 |
Volker Braun
Silvia Brendenal
Peter Chotjewitz
Ulrich Deuter
Friedrich Dieckmann
Volkmar Draeger
Nora Eckert
Dietmar Fritzsche
Michael Hametner
Wolfgang Huber-Lang
Andrea Kachelrieß
Jens Knorr
Matthias Lilienthal
Martin Linzer
Christoph Marthaler
Matias Mieth
Heiner Müller
Ingeborg Pietzsch
Frank M. Raddatz
Cornelia Schmaus
Peter Schneider
Stefan Schütz
Slobodan Šnaider
Holger Teschke
Kathrin Tiedemann
Jochanaan Christoph Trilse-Finckelstein
Gisela Ullrich
Karin van Herwijnen
Arnd Wesemann
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