Heft 02/2007
Volksbühne, was nun?
Castorfs Theater sucht einen neuen Auftrag
Broschur mit 79 Seiten, Format: 215 x 285 mm
ISSN 0040-5418
Auf der Suche Wer die Dramaturgin Eva Heldrich in Stuttgart, wo sie als Künstlerische Direktorin mit Hasko Weber die Leitung des Staatstheaters innehatte, begegnete, oder auch in einer anderen Stadt, konnte sich engagierter Auseinandersetzungen, Hinweise aber auch Anregungen, Kritik, Ermutigung der eigenen Zeitschriftenarbeit gegenüber sicher sein. Ein Text, den sie für die Maiausgabe 2006, über das Glück im Theater schrieb, erzählte von Momenten, die sich in ihrer Erinnerung eingebrannt hatten. Robert Wilsons „Death, Destruction & Detroit", Johan Simons' „Elementarteilchen" oder auch Jürgen Goschs Düsseldorfer „Macbeth". Bestünde eine ganze Inszenierung aus einer Folge von glücklichen Momenten, wäre sie vielleicht nicht zu ertragen, schrieb Heldrich. Und formulierte, was Theater im Glück sei: „Harte Arbeit und gegenseitiger Respekt im Ensemble (...) Unabdingbar sind Offenheit, Neugierde, wirkliche Kunstliebe." Heldrich hat mit diesen Grundsätzen einst das Profil des TIF am Dresdner Staatsschauspiel zu einer der wichtigsten Talentschmieden des Landes aufgebaut und zuletzt d as Geschick des Stuttgarter Schauspiels mitbestimmt. Eva Heldrich ist Ende vergangenen Jahres nach langer Krankheit gestorben.
Als Förderin junger Regisseure und Autoren hat Heldrich zahlreiche junge Karrieren begleitet, auch diejenige von Martin Heckmanns. Wir drucken in dieser Ausgabe „Wörter und Körper", das jüngste Stück des Autors, das in diesem Monat durch Hasko Weber in Stuttgart zur Uraufführung kommt. Lina ist die eigenwillige Protagonistin dieses Stückes, eine End-Dreißigerin, die Zugehörigkeit sucht und auf auf dieser Suche Punkten begegnet, die einmal Halt geboten haben: Familie, Beruf, Heimat. Nur dass Lina hier keine Ruhe und keinen Halt mehr findet. „Der Suchende bewahrt das Suchende. Das finde ich lobenswert. Wer nicht aufhört zu suchen, der wird am Ende mit einer eigenen Geschichte belohnt. So ist es zumindest in diesem Stück. Das ist doch ein Grund nicht aufzugeben", sagt Martin Heckmanns im Gespräch in diesem Heft.
Auf der Suche ist auch die Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz - nach einem neuen Auftrag und alter subversiver Energie. Ob es stimmt, dass die Volksbühne an einer „ödipalen Fixierung" auf Frank Castorf leidet, wie Stefanie Carl, noch Chefdramaturgin, sagt? TdZ wird diese Frage in seinem aktuellen Schwerpunkt nicht klären. Allerdings gehen wir der Frage nach, wo eine der wichtigsten Bühnen Deutschlands heute ästhetisch steht. Dabei geht der Blick nicht nur auf die aktuelle Spielzeit, der Dramaturg Matthias Pees hat die jüngste Produktion Castorfs in Brasilien mit begleitet und für TdZ einen Bericht der Proben zu Nelson Rodrigues „Schwarzer Engel", ein Stück, das Castorf mit Heiner Müllers „Der Auftrag" verschnitten hat, geschrieben. Der Philosoph Christoph Menke hat eine der letzten Vorstellungen von Christoph Marthalers „Murx den Europäer" besucht und formuliert, warum diese legendäre Volksbühnen-Produktion zu einem Ende kommen muss. Und René Pollesch diskutiert in einem Gespräch mit dem Dramaturgen Frank-M. Raddatz über Brecht und den noch immer aktuellen Kulturkrieg zwischen Illusionstheater und Epischem Theater, wie es Pollesch durchaus erfolgreich seit einigen Jahren im Prater in Berlin Prenzlauer Berg betreibt. „Du lügst doch, du blödes Versprechen", heißt es in Polleschs jüngster Produktion „Der Tod des Praktikanten" - ein Satz, den man sich merken kann.
Eine anregende Lektüre wünscht,
die Redaktion
Wolfgang Behrens
Theresia Birkenhauer
Esther Boldt
Otto Paul Burkhardt
Bernardo Carvalho
Franz Anton Cramer
Gesine Danckwart
Benjamin Galemiri
Martin Heckmanns
Carl Hegemann
Michael Helbing
Stefan Hilpold
Alexander Krohn
Hartmut Krug
Martin Linzer
Christoph Menke
Jürgen Otten
Matthias Pees
Anne Peter
Nina Peters
Dirk Pilz
Frank M. Raddatz
Willibald Spatz
Dagmar Walser
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