Heft 03/2008
Gegen Widerstände
Die Schauspielerin Maren Eggert
Broschur mit 84 Seiten, Format: 215 x 285 mm
ISSN 0040-5418
Deutschland und der Osten - wann hat die Not ein Ende? Je und je sinniert am Deutschen der Deutsche, er habe im Gegensatz zu den Nachbarn das Problem der nicht gleichen nationalen Gewissheit, weshalb auch nirgendwo wegen der Schuld, die die Gewissheit einer vertretbaren Geschichte beeinträchtige, so viel gehadert und Schuld zugewiesen wird wie bei den gewiss Schuldigen, die sich dann problematisch entwickeln müssen ... Oder was? Möglichst simple, aber grelle Bilder von dem, was der kleine Mann an der Geschichte so erstaunlich findet, sammeln sich in diesen Tagen: Spekulationen über rechtsradikale Tendenzen in den neuen Bundesländern entlarven sich nach dem Brand in einem Ludwigshafener Wohnhaus, bei dem neun Türkinnen und Türken das Leben verloren haben, als solche wie von selbst. Monatelange Debatten über die Riester-Rente und deren Folgen für das Rentnerdasein schaffen Zeit und Raum für die Elite, um Milliarden ins kleine, aber hochgelegene Ausland zu schaffen, und werden nur vor diesem Hintergrund erklärbar - wir werden darauf zurückkommen.
Die Ausgabe März 2008 fokussiert das deutsche Stadt-Theater im Spiegel welttheatraler Erkundungen, ordnet es ein, diagnostiziert im Vergleich Gewinn und Verlust, Stagnation und Zuversicht. Christine Richter-Nilsson beobachtete für uns in einer Langzeit-Studie die Entwicklungen im New Yorker Theater jenseits des Broadways und bemerkte, wie fernab der längst institutionalisierten und zum Mainstream umgemodelten Avantgarde bereits eine neue Generation von Theaterschaffenden herangewachsen ist, die, teilweise aus der ganzen Welt in den melting pot eingewandert, heutige Stoffe aufgreift und mit neuen Formen experimentiert - unkorrumpiert und radikal. Unsere Moskauer Korrespondentin Carmen Eller wiederum schafft es, die ideengeschichtlichen und theaterästhetischen Umwälzungen im Russland der letzten 15 Jahre am Beispiel der Theaterentwicklung Moskaus zu fixieren, der Metropole, die auch die Theaterhauptstadt Russlands ist und wo auf den Straßen wie auf der Bühne Tradition und Moderne, Jung und Alt aufeinanderprallen wie vielleicht noch nie zuvor in Russland - der Rest ist krasse russische Gegenwart. So global eingebettet richten sich unsere Blicke aufs Theater in Deutschland - im
Westen nach Moers, im Süden nach Ingolstadt, im Osten nach Magdeburg - und das mit Sympathie und Neugier: Wir haben aufregende Theaterarbeiten jenseits der vermeintlich
innovativen Zentren entdeckt, die sich, vom Repräsentationsdruck entlastet, an ein genau fokussiertes Publikum vor Ort richten. Nicole Gronemeyer und Sebastian Kirsch fuhren nach Köln, um mit dem Regisseur Laurent Chétouane über seine aktuellen Inszenierungen zu sprechen, in denen er sich zum ersten Mal deutlich dem Tanz nähert. Hoch in den Norden fuhr Rudolf Mast, um sich mit der wunderbaren Maren Eggert zu unterhalten - ein einfühlsames Porträt der Schauspielerin und ihrer Arbeit für Theater und Film, ergänzt um einen Werkstatteinblick in ihre Zusammenarbeit mit der Filmemacherin und Fotografin Jeanne Faust, der unser Künstler-Insert gilt. Auch ans Herz (und ans Hirn) wollen wir Ihnen unser kleines Brecht-Thema legen, das wir im Jahr seines 110.Geburtstages für Sie konzipierten: Emine Sevgi Özdamar versuchte, B. B. in Berlin-Spandau zu finden, was ihr gottlob nicht gelang. Stefan Mahlke untersucht in seinem Bericht über die diesjährigen Berliner Brecht-Tage im Literaturforum des Brecht-Hauses Brechts Verhältnis zur Natur; schließlich diskutieren Boris Groys, Friedrich Kittler und Frank Raddatz, wie Brechts Ästhetik angesichts der technologischen Entwicklungen der Neuzeit weiterarbeitet, wie wir sein Theater und seine Stücke neu sehen und erkennen können. Theater der Zeit wünscht eine folgenreiche Lektüre.
Die Redaktion
Artikel | Seite |
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Artikel | Seite |
Porträt | Seite 8 |
Bühne des WortsErinnerungsdichtung in den Filmen und Fotografien von Jeanne Faustvon Bernhard Groß | |
Gespräch | Seite 10 |
„Ich finde ja, dass ich ganz normal arbeite“Die Schauspielerin Maren Eggert im Gesprächvon Rudolf Mast | |
Ausland | |
New York City: Theater vom Untergrundvon Christine Richter-Nilsson | Seite 14 |
Moskau: Von heiligen Kühen und himmlischen KängurusWie Traditionalisten und Trendsetter das russische Theater der Gegenwart prägenvon Carmen Eller | Seite 18 |
Gespräch | Seite 22 |
Die Stille hinter den BildernDer Regisseur Laurent Chétouane im Gesprächvon Nicole Gronemeyer und Sebastian Kirsch | |
Hausporträt | |
Die Kraft der RänderEin Porträt des Schlosstheaters Moersvon Sebastian Kirsch | Seite 28 |
Hinter dem Lachen schlummert das TierWie Peter Rein am Theater Ingolstadt die bayrische Provinz aus der Reserve locktvon Willibald Spatz | Seite 32 |
Zwischen „Broadway“ und „Hassel“Mögliche Welten des Theaters Magdeburg | Seite 36 |
Tagung | Seite 41 |
Brecht im WaldDie Berliner Brecht-Tage fragen nach der Naturästhetik des Urbanisten Brechtvon Stefan Mahlke | |
Gespräch | Seite 42 |
Brecht in Düsseldorf: Flimmern und RauschBoris Groys, Friedrich Kittler und Frank Raddatz diskutieren die ästhetischen Strategien des epischen Theaters im 21. Jahrhundertvon Boris Groys, Frank M. Raddatz und Friedrich Kittler | |
Kolumne | Seite 47 |
Brecht in Spandauvon Emine Sevgi Özdamar | |
Auftritt | |
Frankfurt am MainArmin Petras inszeniert „Gertrud“ nach dem Roman von Einar Schleef am schauspielfrankfurtvon Esther Boldt | Seite 48 |
MünchenAn den Münchner Kammerspielen ist „Hass“ nach dem Film von Mathieu Kassovitz in der Regie von Sebastian Nübling zu sehenvon Willibald Spatz | Seite 49 |
KarlsruheDas Badische Staatstheater erlebt das „Inferno“ von Peter Weiss unter der Leitung von Thomas Krupavon Otto Paul Burkhardt | Seite 50 |
BerlinClaus Peymann lässt „Richard III.“ von William Shakespeare am Berliner Ensemble aufspielenvon Rudolf Mast | Seite 51 |
BremenDie bremer shakespeare company zeigt „Der Kaufmann von Venedig“ in der Regie von Nora Somaini und „Ende gut, alles gut“ in der Regie von Sebastian Kautzvon Alexander Schnackenburg | Seite 52 |
NeustrelitzPeter Staatsmann macht am Neustrelitzer Landestheater Raum für Molières „Tartuffe“von Sabine Wirth | Seite 54 |
BaselAnna Viebrock inszeniert „Doubleface oder Die Innenseite des Mantels“ am Theater Baselvon Simone von Büren | Seite 55 |
ParisAm Théâtre Antoine inszeniert Yasmina Reza ihr Stück „Der Gott des Gemetzels“von Johannes Wetzel | Seite 56 |
ZürichStephan Roppel bringt „Gelbe Tage“ von Daniela Janjic auf die Bühne des Theaters an der Winkelwiesevon Andreas Klaeui | Seite 57 |
Gespräch | Seite 58 |
WärmeempfindenDaniela Janjic im Gespräch mit Andreas Klaeuivon Andreas Klaeui und Daniela Janjic | |
Stück | Seite 59 |
Gelbe Tagevon Daniela Janjic | |
Magazin | |
Bücher"Bevor man die Schnauze aufmacht" - Die Walter Felsenstein DVD-Editionvon Dorte Lena Eilers | Seite 72 |
BücherKlaus Dermutz: Tragikomikervon Lena Schneider | Seite 74 |
HeterochronienDas Symposion der Dramaturgischen Gesellschaft am Thalia Theater Hamburgvon Hans-Peter Frings | Seite 75 |
"Sagen wir wir setzen über"Die Winterakademie 3 in Berlinvon Julia Schreiner und Sascha Willenbacher | Seite 76 |
"Theater und Schule. Eine Studie! Ein Modell?"Das Symposion „Theater und Schule. Eine Studie! Ein Modell?“ im Theaterhaus Frankfurt am Mainvon Anna Teuwen | Seite 77 |
Nachruf | Seite 78 |
Nachruf Annette Rebervon Michael Eberth | |
Linzers Eck | Seite 79 |
Ach, du Scheiße oder Richter statt Tschechow?von Martin Linzer | |
Meldungen | Seite 80 |
Premierenkalender | Seite 81 |
März 2008 | |
Impressum | Seite 83 |
Kommentar | Seite 84 |
Alle Jahre wiedervon Rudolf Mast | |
Vorschau | Seite 84 |
April 2008 |
Esther Boldt
Otto Paul Burkhardt
Michael Eberth
Dorte Lena Eilers
Carmen Eller
Hans-Peter Frings
Nicole Gronemeyer
Bernhard Groß
Boris Groys
Daniela Janjic
Sebastian Kirsch
Friedrich Kittler
Andreas Klaeui
Martin Linzer
Stefan Mahlke
Rudolf Mast
Emine Sevgi Özdamar
Frank M. Raddatz
Christine Richter-Nilsson
Alexander Schnackenburg
Lena Schneider
Julia Schreiner
Willibald Spatz
Anna Teuwen
Simone von Büren
Johannes Wetzel
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