Heft 05/2013
Wölfin im Schafspelz
Die Schauspielerin Constanze Becker
Broschur mit 100 Seiten, Format: 215 x 285 mm
ISSN 0040-5418
Theater der Zeit feiert Geburtstag! Im Mai 1993, vor genau 20 Jahren, erschien das erste Heft nach der „Wende“. Eine Neugründung. Die Quadriga aus Martin Linzer als Chefredakteur, Harald Müller als Geschäftsführer, Friedrich Dieckmann und Frank Raddatz als Herausgeber hatte es sich kaum träumen lassen, dass sie mit jeder Menge Zukunft im Gepäck 2013 auf diese beachtliche Wegstrecke zurückblicken würde. Auf Seite 19 schneidet Martin Linzer mit einer kleinen Rückschau „Alles neu macht der Mai“ die Geburtstagstorte an. Wir feiern diesen Geburtstag, indem wir die Strecke mit Beiträgen mit/von/über Alexander Kluge, Mark Lammert, Samuel Finzi, Milan Peschel und vielen anderen namhaften Künstlern aus all den Jahren vergegenwärtigen. Zugleich nutzen wir die Gelegenheit, um an unsere teuren Toten Heiner Müller, Einar Schleef, Adolf Dresen, die Weggefährten dieser vielen Jahre, zu erinnern.
Überhaupt fällt das Geburtstagsheft aus dem Rahmen, denn mit der Maiausgabe erfüllt sich Theater der Zeit einen lang gehegten Wunsch: in alle Himmelsrichtungen auszuschwärmen und seine Redakteure und Korrespondenten auf Entdeckungstour durch Deutschland zu schicken. Eine Landvermessung. Im Norden der Bühnenrepublik wurden Dorte Lena Eilers und Mirka Döring zwischen Bremerhaven und Wilhelmshaven, Lüneburg und Oldenburg fündig. Im Osten inspizierte Frank Raddatz im einstigen Berliner Stadtteil Rixdorf, jetzt Neukölln, das Kaspertheater einer ehemaligen No-go-Area, während Gunnar Decker in Weimar, Rudolstadt sowie Plauen-Zwickau der Zerstörung alter und neuer Ideale nachging und Michael Bartsch den Anspruch der Landesbühne Sachsen auf den ästhetischen Begriff bringt. Im Süden besuchte Christoph Leibold das Kleine Theater Kammerspiele Landshut, derweil Frank Raddatz die Kulturrevolution à la Regensburg erkundete und Otto Paul Burckhardt die zwei Tübinger Theater in ein Panorama des Konträren zwingt. Im Westen fühlte sich Sebastian Kirsch in Moers sehr wohl, während Friederike Felbeck beobachtete, wie das Theater Aachen sein Haus dem Publikum zu Füßen legt. Shirin Sojitrawalla widmet der Entdeckung Lilian Mazbouh vom Theater Wiesbaden ein Porträt. Viele Geschenke also, die es lohnt auszupacken und deren Lektüre ein Gefühl von all den Brüchen und Umbrüchen im Theaterland vermittelt.
Begleitet wird das Geburtstagsheft von weiteren „Perlen“. Von Christoph Leibolds Porträt über die großartige Wölfin im Schafspelz Constanze Becker, deren „überwältigenden, urgewaltigen Zorn“ und „megärenhaften Furor“ er in den Eingeweiden des Schauspiels Frankfurt ganz umsonst fürchtete. Oder von Wolfgang Englers Essay, in dem er über das doppelte Selbst der Spieler und Performer nachdenkt und bei der Analyse des sozioästhetischen Kerns postmoderner Spielweisen zeigt, wie es der spätmodernen Megaerzählung gelingt, den Willen und das Engagement einzuschläfern, womit er die von Dirk Baecker und Bernd Stegemann geführte Debatte über den Schauspieler fortsetzt. Und vom Stückabdruck „Aber sicher!“, dessen enorm raumgreifender Text von Elfriede Jelinek stammt.
Ein Wort noch in eigener Sache: Unsere im vergangenen Heft abgedruckte Resolution, die dazu aufforderte, die politische Entwicklung in Ungarn kritisch zu beäugen, stieß auf ein vielfältiges Echo. Für uns Ansporn, die Thematik weiterzuverfolgen und ungarischen Intellektuellen und Künstlern auch langfristig in unserer Zeitschrift eine Plattform zu bieten. Den Anfang machen wir mit einem Antwortschreiben aus Ungarn von sieben namhaften Kunst- und Kulturverbänden, die den schwierigen Kampf zivilgesellschaftlicher Organisationen in Ungarn schildern. //
Die Redaktion
Artikel | Seite |
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Artikel | Seite |
Protagonisten | Seite 4 |
Wölfin im SchafspelzNichts ist ungeheurer als der Mensch: die Schauspielerin Constanze Beckervon Christoph Leibold | |
Ausland | |
Our toolsWarum zivilgesellschaftliche Organisationen in Ungarn schwach sind, aber die einzige Möglichkeit demokratischen Handelns bieten. Eine Antwort auf den Aufruf „Stiftet Aufruhr!“von Association of Independent Performing Artists, Belletrist Association, - Human Platform – with 29 member organizations, - Int. Association of Art Critics Section Hungary und Hungarian Theater Critics’ Association | Seite 8 |
Stiftet Aufruhr! – Wie geht es weiter?von Klaus Pierwoß | Seite 9 |
Landvermessung: der Norden | |
Das letzte Stadttheater vor New YorkWie das Theater in Bremerhaven zwischen Containerumschlag und Karaokebar zum Generator für Sehnsüchte und Geschichten wirdvon Dorte Lena Eilers | Seite 11 |
Drache mit FeueratemHans Henny Jahnns „Trümmer des Gewissens“ enthüllt in Wilhelmshaven den tödlichen Filz von Wissenschaft und Politikvon Dorte Lena Eilers | Seite 14 |
Welt am DrahtAm Oldenburgischen Staatstheater konzentriert sich „Dantons Tod“ auf die beklemmende Mechanik kalter Puppenexistenzvon Mirka Döring | Seite 15 |
Ich habe Stimmen gehört„Die Physiker“ in Lüneburg – wie das Theater helfen könnte, dem Irrsinn in der Welt beizukommenvon Mirka Döring | Seite 16 |
20 Jahre Theater der Zeit | |
Alles neu macht der MaiÜber den Neustart von Theater der Zeit vor 20 Jahrenvon Martin Linzer | Seite 19 |
1993 bis 1997von Frank M. Raddatz, Einar Schleef und Adolf Dresen | Seite 20 |
Landvermessung: der Osten | |
Ey, Puppe!Knast & Kasper alias Central Rixdorf – ein anarchisches Puppentheater im Berliner Brennpunkt Neuköllnvon Frank M. Raddatz | Seite 27 |
Schlachthof der TräumeMatthias Thieme zerstört in seinem „Don Carlos“ am Theater Plauen-Zwickau alle Ideale und erzeugt daraus eine schöpferische Wutvon Gunnar Decker | Seite 28 |
Ohne michKonstanze Lauterbach setzt mit „Schiwagos Odyssee“ in Weimar der Empörungsdebatte die Möglichkeit des Irrtums entgegenvon Gunnar Decker | Seite 30 |
364 TageMit ehrgeizigem Anspruch positionieren sich die Landesbühnen Sachsen in Radebeul nach der Privatisierung neuvon Michael Bartsch | Seite 33 |
Arbeiter ohne DenkmalVolker Brauns „Die hellen Haufen“ in Rudolstadtvon Gunnar Decker | Seite 34 |
20 Jahre Theater der Zeit | Seite 36 |
1997 bis 2007von Thomas Irmer, Petra Kohse und Alexander Kluge | |
Landvermessung: der Süden | |
Provinz ist ein ZustandDas widerständige Kleine Theater Kammerspiele Landshut vertreibt den Mief des Hinterwäldlerischenvon Christoph Leibold | Seite 43 |
Elfriede wer?Warum der Intendantenwechsel am Theater Regensburg einer kleinen Kulturevolution gleichkommt. Ein Gespräch von Frank Raddatzvon Frank M. Raddatz, Stephanie Junge und Jens Neundorff von Enzberg | Seite 46 |
Im Ruhm der GeistesgrößenBiotop Tübingen: Während das Landestheater internationale Akzente setzt, betont das Zimmertheater das Ortsbezogenevon Otto Paul Burkhardt | |
Landvermessung: der Westen | |
Licht aus, Leber wegIn Moers verschneidet Philipp Preuss mit „Kein Licht./Prometheus“ Aischylos und Elfriede Jelinekvon Sebastian Kirsch | Seite 51 |
Über die Rampe springenMit kalkuliertem Risiko legt das Theater Aachen seinem Publikum das Haus zu Füßenvon Friederike Felbeck | Seite 54 |
Hochtourig mit großer KlappeDie Wiesbadener Schauspielerin Lilian Mazbouh ist auf der Bühne immer eine reizende Spur über der Normvon Shirin Sojitrawalla | Seite 56 |
20 Jahre Theater der Zeit | Seite 58 |
2008 bis heutevon Mark Lammert und Etel Adnan | |
Schauspiel und Gesellschaft | Seite 64 |
Verstrickung und AblösungDas doppelte Selbst und seine Rollenvon Wolfgang Engler | |
Aktuelle Inszenierung | Seite 68 |
„Ich verstehe ja nichts von Wirtschaft“Am Theater Bremen feierte Elfriede Jelineks neues Stück „Aber sicher!“ seine Uraufführungvon Sebastian Kirsch | |
Stück | Seite 69 |
Aber sicher!von Elfriede Jelinek | |
Aktuell | |
Meldungen | Seite 90 |
Premieren: Mai 2013 | Seite 92 |
TdZ on Tour | Seite 94 |
Impressum/Vorschau | Seite 95 |
Gespräch | Seite 96 |
Was macht das Theater, Joachim Meyerhoff?von Joachim Meyerhoff und Christoph Leibold |
Etel Adnan
Association of Independent Performing Artists
Michael Bartsch
Belletrist Association
Otto Paul Burkhardt
Gunnar Decker
Mirka Döring
Adolf Dresen
Dorte Lena Eilers
Wolfgang Engler
Friederike Felbeck
- Human Platform – with 29 member organizations
Hungarian Theater Critics’ Association
- Int. Association of Art Critics Section Hungary
Thomas Irmer
Elfriede Jelinek
Stephanie Junge
Sebastian Kirsch
Alexander Kluge
Petra Kohse
Mark Lammert
Christoph Leibold
Martin Linzer
Joachim Meyerhoff
Jens Neundorff von Enzberg
Klaus Pierwoß
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